MÜNSINGEN. Mit zerknirschten Mienen haben die Mitglieder des Bauausschusses im Sommer 2022 zum Gemeindehausdach hinaufgeschaut: Bei einer Begehung war festgestellt worden, dass die Dachoberfläche an verschiedenen Stellen nachgab. Bei genauerem Hinsehen zeigte sich, dass unter der wasserdichten Folie die Mineralwoll-Dämmung und die Konstruktionshölzer durchnässt waren. Das Holz war bereits stark vermodert und zeigte ausgeprägten Pilzbefall.
Die hinzugezogenen Sachverständigen gingen davon aus, dass die Nässeschäden durch Kondensatbildung aus dem Gebäudeinneren entstanden waren. »Im Gemeindehaus waren in den vergangenen 15 Jahren oft viele Menschen, die viel geatmet haben«, sagt Pfarrerin Maren Müller-Klingler, »eigentlich ja eine schöne Sache.« Nur war das Gebäude damit überfordert und hat Schaden genommen.
Es musste schnell gehandelt werden. Im Frühjahr wurden die Gewerke ausgeschrieben und auch Handwerksbetriebe gefunden, die die Arbeiten übernahmen. Nun werden die beiden Dachseiten des Gemeindehauses bis auf die Grundkonstruktion zurückgebaut und nach bauphysikalischen Gesichtspunkten neu errichtet. Ein Gerüst ist aufgestellt worden, die Arbeiten auf dem Dach sind im Gang.
Ein positiver Nebeneffekt der ungeplanten Baustelle: Auf der Westseite, wo es die erforderlichen Traglasten zulassen, wird nun gleich eine Fotovoltaikanlage installiert. Möglich macht dies ein großzügiges Förderprogramm der Evangelischen Landeskirche in Württemberg, die sich selbst zum Ziel gesetzt hat, bis zum Jahr 2040 klimaneutral zu sein.
Finanzielle Herausforderung
»Bei allem Ärger über die hohen Kosten: Wenn es doch nur immer so einfach wäre, einen Dachschaden zu beheben«, sagt Pfarrerin Maren Müller-Klingler mit einem Augenzwinkern. »Die Handwerker sind trotz des wechselhaften Wetters fest am Schaffen und bekommen es fachlich gut hin, das Dach dichtzumachen. Und wenn viele mithelfen, bekommen wir als Kirchengemeinde es auch hin, die Kosten zu stemmen.«
Es sind beachtliche 227.000 Euro, die anfallen, eine große finanzielle Herausforderung für die Kirchengemeinde. Doch die Verantwortlichen im Kirchengemeinderat sind überzeugt: Ein mutiger Entschluss war nötig, damit die vielen Menschen und Gruppen, die das Haus nutzen, auch in Zukunft ein Dach über dem Kopf haben.
Momentan wird die Sommerpause mit geringerer Belegung des Hauses für die Bauarbeiten genutzt. Laut Plan soll bis zum Herbst alles fertig sein. Dann wird es ein Fest für das neue Dach geben – das dann hoffentlich viele Jahrzehnte nur zufriedene Blicke auf sich zieht. Spenden für das Projekt sind über die Homepage der Kirchengemeinde möglich. (eg)