BALINGEN. »Allen Unkenrufen zum Trotz: Wir werden beide Festivals durchziehen – komme, was wolle«, hatte Festivalmacher Horst Franz kurz vor Weihnachten noch zu den Spekulationen um den Fortbestand des Bang Your Head in Balingen und des Rock of Ages in Seebronn gesagt. Noch vor kurzem wurden weitere Bands für das Festivalprogramm angekündigt. Nun wurde das Bang Your Head nach 2020, 2021 und 2022 erneut abgesagt. Diesmal endgültig.
Voraussetzungen haben sich verändert
»Wir haben wirklich alles getan und alles gegeben, um im Jahr 2023 endlich das große Bang-Your-Head-Jubiläum nachzuholen, und diesem Sommer entgegengefiebert wie schon lange keinem mehr. Aber: Wir alleine hatten es leider nicht in der Hand, die Umstände zu schaffen, die nötig sind, um ein Event dieser Größenordnung und mit dem Anspruch an Qualität, der mit dem Namen Bang Your Head verbunden ist, auch tatsächlich stattfinden zu lassen«, heißt es in der Mitteilung der Veranstalter.
Vieles habe sich in den vergangenen drei Jahren getan – meist zum Schlechteren für die Festivalplaner. Die ganze Szene habe sich gewandelt und die Voraussetzungen für die Veranstaltung eines Open-Air-Events wie dem in Balingen seien anno 2023 völlig andere als noch 2019 – auch in wirtschaftlicher Hinsicht.
Veranstalter zieht Notbremse: Endgültiges Festival-Aus
»Alles in allem kommen wir, so unendlich traurig das auch ist, zu dem Schluss, dass einfach zu viele Faktoren und Kräfte gegen uns wirken und ein Durchführen des Festivals um jeden Preis letztlich für uns, aber auch für andere viel mehr Schaden bedeuten würde, als jetzt eben doch noch die Notbremse zu ziehen«, erklären Horst Franz und sein Team in dem Schreiben.
Das Bang Your Head könne und werde deshalb nicht stattfinden. Auch in Zukunft nicht mehr: »Es wird kein weiteres Bang-Your-Head-Festival mehr geben. Das war’s«, kündigt Horst Franz an.
Tickettausch-Option fürs Rock of Ages
Um die Fans für die Absage entschädigen zu können, sei die Idee eines Tickettauschs für das Rock of Ages entstanden. Franz‘ zweites Festival soll nämlich weiterhin ab 28. Juli in Rottenburg-Seebronn stattfinden.
Wer sein Ticket dennoch zurückgeben wolle, dem werde das Geld dafür selbstverständlich auch zurückerstattet. Über den genauen Ablauf von Kartentausch oder- Rückgabe werde in Kürze auf der Festival-Website informiert.
»Wir hoffen auf Euer Verständnis und danken allen von ganzem Herzen, die uns über all die Zeit unterstützt, an uns geglaubt und ihre Tickets behalten oder sogar neue gekauft haben. Wir bedanken uns noch für Euren Support bei allen 24 Festivals«, wendet sich Horst Franz an die Fangemeinde.
Reaktionen auf die Absage
Die reagierte mit Enttäuschung, Trauer, Dank für vergangene Festivals aber auch Wut und Kritik über die kurzfristige Absage etwa zwei Monate vor dem geplanten Veranstaltungstermin.
Unter den zahlreichen Kommentaren war auch der von Thomas Michel, der selbst lange Zeit im Bang-Your Head-Team tätig war: »Das Bang Your Head war über 20 Jahre lang ein großer und wichtiger Teil meines Lebens, privat wie beruflich. Vor etwas mehr als zwei Jahren hat Corona meiner Tätigkeit in Horsts Team ein Ende gesetzt, und nun folgt dies. Das ist sehr sehr traurig«, schrieb er auf Facebook.
Alle, die nun schimpfen und wüten, weil diese Nachricht so wenige Wochen vor dem geplanten »Comeback« kommt, könne er verstehen. »Aber ich kann Euch als jemand, der das alles auch «von innen» kennt und eng mit Horst zusammen gearbeitet hat, auch versichern, dass es nie seine Art war, den Kopf in den Sand zu stecken und aufzugeben.«
Seiner Einschätzung nach könne niemanden die die Absage so sehr treffen wie Horst Franz selbst: »Hätte er noch eine reale und realistische Chance gesehen, das Festival in einem insgesamt akzeptablen Rahmen an den Start zu bringen, wäre das hier nicht passiert, und schon gar nicht so kurzfristig.«
Stadtverwaltung wäre vorbereitet gewesen
Die Nachricht kam auch für die Balinger Verwaltung unerwartet. »Wir hatten uns intensiv damit auseinandergesetzt, wie wir das Wochenende mit der Parksituation hinbekommen und die verschiedenen Besucherströme, die des Festivals und die der Gartenschau, aneinander vorbeileiten. Wir hätten die Herausforderung angenommen und wären bereit gewesen«, sagt Bürgermeister Ermilio Verrengia auf ZAK-Nachfrage. Die Anforderungen der Stadt an die Festivalmacher hätten sich im Vergleich zu den Vorjahren nicht verändert. Die Verwaltung bedaure, dass die langjährige Tradition nun offenbar zu Ende gehe. (ZAK)