STUTTGART. Ganz neu sind die Fragen in der Videokonferenz nicht, aber Pellegrino Matarazzo erträgt sich mit großer Gelassenheit. Auch die nach dem geschätzten Kollegen Manuel Baum, den sie in Schalke nach kurzer Zeit wieder entlassen haben. »Ich hoffe, dass Schalke die gewünschte Wirkung erzielt, Entlassungen gehören zum Geschäft, die Trainer sind immer die Ersten, die es trifft. Man weiß das, kein Problem«, sagt Matarazzo.
Fragezeichen hinter Mangala
Er muss keine Sorgen haben in Stuttgart, das muss nicht heißen, dass dieser Zustand auf Dauer anhält. Aber es ist kein Thema vor den letzten beiden Spielen. Den VfL Wolfsburg hält Matarazzo für »eine große Herausforderung, sie lassen wenig Tore zu und besitzen offensiv eine hohe Durchschlagskraft, Wout Weghorst ist ein Top-Torjäger«. Da werden sie am Sonntag im Norden (18.00 Uhr/Sky) mächtig gegenhalten müssen. Und kurz vor Heiligabend geht es im DFB-Pokal dann noch gegen den SC Freiburg.
Mittelfeldspieler Orel Mangala fällt in Wolfsburg vielleicht aus – wegen muskulärer Probleme. »Er ist auf jeden Fall noch ein Fragezeichen«, sagt Matarazzo. Seine Mannschaft befindet sich im Flow, wie der Amerikaner sagt. Der Italo-Amerikaner Matarazzo sagt es anders: »Die Energie stimmt, meine Mannschaft ist positiv aufgeschlossen, reflektiert und schaut nach vorne.« So sehen das studierte Mathematiker. Und dass vor dem Spiel in Wolfsburg immerhin vier Tage Pause waren, vor dem Kick gegen Union Berlin nach dem historischen 5:1 in Dortmund waren es nur zwei. In Corona-Zeiten sind Pausen ohnehin ein Fremdwort. Aber auch das bringt diesen besonnenen Mann nicht durcheinander. »Wir wussten das schon länger, haben uns darauf eingestellt und hoffen, dass alles passt. Es ist unsere erstmalige Erfahrung mit einer sehr kurzen Winterpause.« Es sind gerade einmal zehn Tage, die an Freizeit bleiben nach dem Spiel gegen Freiburg und vor der Begegnung mit Rasensport Leipzig. Alles kein Grund für den Cheftrainer, seine Gelassenheit zu verlieren. »Ich bin ohnehin kurzfristig orientiert«, sagt er, »ich bin sehr kritisch mit mir und der Mannschaft, ich sehe immer Raum für Entwicklung. Glückwünsche bewerte ich nicht über, sie sind für mich ein Zeichen, dass es vorwärts geht, ein Nachweis für die Richtigkeit unseres Weges. Frische beginnt im Kopf«. Natürlich will er, dass seine Spieler über Weihnachten bei ihren Familien sind. Aber dann erwartet Matarazzo wieder 100 Prozent, »Vollgas«, wie er zu formulieren pflegt.
Und das heißt für ihn nicht, bei jeder Einheit athletisch an die Grenzen zu gehen, Vollgas bedeutet für ihn, Engagement zu zeigen, Interesse an neuen taktischen Ausrichtungen, konzentriert sein, Einsatz zu zeigen, im Grunde, die notwendige Professionalität zu demonstrieren. »In einem privilegierten Beruf«, sagt der Cheftrainer. »Wir sind eine Einheit, das freut mich, wir wachsen mit jedem Schritt und lernen aus jeder Niederlage. Und vor allem bleiben wir mit beiden beiden Beinen auf dem Boden.« Kann so weitergehen. (GEA)