STUTTGART. Zwei Herzen schlagen in seiner Brust. Einerseits war dem Coach des Fußball-Zweitligisten VfB Stuttgart Nachwuchs-Förderung schon immer wichtig. Andererseits ist Pellegrino Matarazzo wie jeder Trainer ergebnisorientiert. Und so überrascht auch nicht die Aussage, welche der beiden Ausrichtungen im Zweifel bei ihm die Oberhand gewinnt. »In diesem Spannungsfeld werden die Entscheidungen für den Sieg getroffen«, sagte der 42-Jährige vor dem Heimspiel an diesem Samstag (13 Uhr) gegen den Tabellensechsten Erzgebirge Aue.
Das bedeutet dann auch schon einmal, dass die Talente zwar gelobt, aber nicht unbedingt auch aufgestellt werden. Beim überraschend couragierten Auftritt im DFB-Pokal-Achtelfinale in Leverkusen, das der VfB 1:2 verlor, waren am Schluss so viele »junge Wilde« auf dem Platz, dass das Durchschnittsalter gerade mal 22 Jahre betrug.
»Sie haben gezeigt, dass sie auf diesem Niveau spielen können«
Dies sei kein »Testballon« gewesen, betont Matarazzo, der die Einsatzzeiten für Mateo Klimowicz (19), Clinton Mola (18) oder Lilian Egloff (17) auch als Belohnung für Trainings-Leistungen verstanden wissen wollte.
»Sie haben gezeigt, dass sie auf diesem Niveau spielen und ihre Leistung bringen können«, fasste der Coach zusammen. Das gilt insbesondere für Egloff, den Matarazzo als »außergewöhnliches Talent« bezeichnete. Eine für sein Alter gute Körperlichkeit und Technik, dazu Tempo, Zielstrebigkeit und Zweikampfstärke hob der Trainer als besondere Qualitäten des Stuttgarter Eigengewächses hervor.
Das hört sich auffallend gut an. Wer nun aber geglaubt hatte, dass damit der Youngster gegen Aue Startelf-Chancen hätte, sah sich getäuscht. Für Matarazzo sind Egloff und Mola derzeit noch keine Kandidaten für die Anfangs-Elf. Was vor allem damit zusammenhängt, dass der Coach einer speziellen Aufstellungs-Philosophie folgt: Er richtet seine Formation danach aus, welcher Spieler am besten zum Gegner und dessen voraussichtlicher Taktik passt. Eine ganz andere Vorgehensweise, als sie Matarazzos Vorgänger Tim Walter praktizierte, der den eigenen Matchplan unabhängig von der Ausrichtung des Gegners durchziehen wollte.
Weil Aue wie im Hinspiel, als das Team aus dem Erzgebirge ein 0:0 ermauerte, voraussichtlich wieder sehr tief stehen und auf Konter lauern wird, war das Spiel gegen die offensiv agierenden Leverkusener kein Gradmesser für Matarazzo. »Das ist taktisch wenig vergleichbar. Gegen Aue – das wird ein ganz anderes Spiel«, erklärte der VfB-Coach. Eines allerdings ändert sich nicht: Die gleiche Intensität wie bei der knappen Pokal-Niederlage sei Voraussetzung, um zum Erfolg zu kommen. »Und wir dürfen nicht statisch sein.« Torhüter Gregor Kobel ist wieder einsatzfähig, während Roberto Massimo (Probleme an der Waden-Muskulatur) ausfällt.
Trotz der Ausfälle im Innenverteidiger-Bereich ist Antonis Aidonis derzeit keine Option. Dem 18-Jährigen fehle nicht viel, ließ Matarazzo wissen. In Leverkusen sei Aidonis kurz vor einem Einsatz gestanden. Doch hat der Coach noch ein Manko in Sachen Selbstvertrauen beim Youngster ausgemacht: »Ein Spieler muss dem Trainer-Team das Gefühl geben, dass er bereit ist. Dass er selbst überzeugt ist, dass er das kann.«
Gegen Erzgebirge Aue sieht Matarazzo eine Mischung als Ballsicherheit und defensiver Stabilität als Voraussetzung dafür an, um die Punkte in der Mercedes-Benz-Arena zu behalten. Anders ausgedrückt: Große taktische Disziplin und Geduld werden nötig sein, um zum Erfolg zu kommen. Matarazzo: »Aue ist eine Mannschaft, die man auf jeden Fall sehr ernst nehmen muss. Und das werden wir auch tun.« (GEA)