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VfB Stuttgart ist Verlierer der Woche: Das Zittern geht weiter

Im Pokal-Halbfinale ausgeschieden und 1:2 in Berlin verloren. Verteidiger Borna Sosa beweist Realitätssinn.

In der Offensive gelegentlich »kopflos«: Stuttgarts Enzo Millot (rechts) im Duell mit Herthas Jessic Ngankam. FOTO: WINTER/WITTE
In der Offensive gelegentlich »kopflos«: Stuttgarts Enzo Millot (rechts) im Duell mit Herthas Jessic Ngankam. FOTO: WINTER/WITTERS
In der Offensive gelegentlich »kopflos«: Stuttgarts Enzo Millot (rechts) im Duell mit Herthas Jessic Ngankam. FOTO: WINTER/WITTERS

BERLIN. Kempf, ausgerechnet Kempf. Das war es aber nicht allein. Es war zwar ein ehemaliger Stuttgarter, der mit seinem ersten Bundesliga-Tor für Hertha BSC die Weichen zum 2:1 (2:1)-Erfolg für die Berliner stellte, aber dem VfB blieben genug Möglichkeiten, die Begegnung zu drehen. Die die Mannschaft aber nicht nutzte. Und so blieb am Ende nur eine weitere Enttäuschung, der Kampf um den Klassenerhalt geht weiter – der VfB ist der Verlierer der Woche.

Borna Sosa stand in der Berliner Mixed Zone und blickte missmutig. Kein Pokalfinale, kein Befreiungsschlag. »Wir haben die Dinge nicht mit Überzeugung gemacht«, monierte der kroatische Offensivverteidiger. Das Grundproblem ist für ihn ein taktisches Manko. »Meiner Meinung haben wir Spieler, die besser sind, wenn sie Platz haben«, stellte Sosa fest. Den gab es gegen die kompakten Berliner nicht. »Wenn wir gegen einen Gegner spielen wie Hertha, die mit zehn Mann verteidigen, haben wir immer Probleme. Das ist ein Fakt, darüber müssen wir Klartext reden.« Der 25 Jahre alte Nationalspieler war in seiner Analyse (zunächst) weit klarer als der Trainer.

Sebastian Hoeneß wirkte gefangen in einer Mischung aus Frust und Trotz. »Das ist für uns ein Ergebnis, das wehtut, aber uns nicht umwerfen wird«, sagte der VfB-Trainer. Frischer und griffiger müsse man sich nun im Saison-Endspurt präsentieren, forderte er. Und auch Sosa flüchtete am späten Abend schließlich in Allgemeinplätze: »Wir sind nicht in einer guten Situation, aber wir sind auch nicht in der schlechtesten Situation. Wir müssen zusammenbleiben und probieren, mehr Punkte zu holen«, meinte Sosa. Hoeneß: »Wir haben noch alle Chancen, die Klasse zu halten, ich mache der Mannschaft jedenfalls keine Vorwürfe.« Zumindest nicht öffentlich.

Hertha nutzte seine letzte Chance, weil die Mannschaft leidenschaftlich defensiv arbeitete, als der VfB das Spiel dominierte und eine Chance nach der anderen herausarbeitete. Pal Dardai: »Stuttgart hat alles riskiert. Aber meine Jungs haben leidenschaftlich verteidigt.« Seine Mannschaft hat das erhoffte erste Signal im Abstiegskampf gesetzt. »So kann man in der Liga bleiben, das ist ein verdientes Ergebnis gewesen«, meinte der Hertha-Trainer.

Dardais klare Zielsetzung

Ein Extralob bekam Florian Niederlechner. Mit seinem Premierentor (45.+2) hatte der Ex-Augsburger vor 63.443 Zuschauern im Olympiastadion einen großen Anteil am ersten Hertha-Sieg in der Fußball-Bundesliga nach acht vergeblichen Versuchen. Marc Oliver Kempf (29. Minute) hatte die Berliner in Führung gebracht, Serhou Guirassy (38.) mit seinem neunten Saisontor den Stuttgarter Ausgleich erzielt.

DAS RESTPROGRAMM IM ABSTIEGSKAMPF

Entscheidung erst am letzten Spieltag?

Noch drei Spieltage, der Kampf gegen den drohenden Abstieg aus der Fußball-Bundesliga geht in seine entscheidende Phase. Möglicherweise entscheidet erst das letzte Spiel gegen Hoffenheim das Schicksal des VfB Stuttgart. Das Restprogramm des FC Augsburg (13. Rang, 31 Spiele/40:55 Tore/34 Punkte) – VfL Bochum (A), Borussia Dortmund (H), Borussia Mönchengladbach (A) TSG Hoffenheim (14./ 31/42:52/32) – VfL Wolfsburg (A), Union Berlin (H), VfB Stuttgart (A) Schalke 04 (15./ 31/31:59/30) – Bayern München (A), Eintracht Frankfurt (H), RB Leipzig (A) VfB Stuttgart (16./ 31/39:54/28) – Bayer Leverkusen (H), FSV Mainz 05 (A), TSG Hoffenheim (H) VfL Bochum (17./ 31/33:69/28) – FC Augsburg (H), Hertha BSC (A), Bayer Leverkusen (H) Hertha BSC (18./ 31/37:62/25) – 1. FC Köln (A), VfL Bochum (H), VfL Wolfsburg (A)

»Vier Spiele, vier Siege«: Mit dieser klaren Zielsetzung hatte Dardai sein Team in den Saison-Schlussspurt geschickt. Jetzt müssen die Herthaner am Freitag gegen den 1. FC Köln und dann noch gegen den VfL Bochum und VfL Wolfsburg nachlegen. Denn noch steht die Hertha auf dem letzten Tabellenplatz. Stuttgart und auch der VfL Bochum bleiben mit nur drei Punkten Vorsprung aber weiter in Reichweite. »Es war ein wichtiger erster Schritt, und ich hoffe, dass der zweite wichtige Schritt folgen wird«, sagte Niederlechner. Diesen wichtigen Schritt im Abstiegskampf verpassten die Stuttgarter fahrlässig, fehlende mentale Frische nach dem 2:3 im DFB-Pokalhalbfinale gegen Eintracht Frankfurt war nur ein Aspekt. Borna Sosa konstatierte eine chronische Unfähigkeit des VfB, aber Hoeneß weigerte sich strikt, Alarm machen: »Wir haben weiter alle Chancen.« Ohne Konstantinos Mavropanos und Atakan Karazor blieb die VfB-Defensive anfällig, »wir hätten mit dem 1:1 in die Halbzeit gehen müssen« (Hoeneß), in der Offensive überzeugten Neu-Nationalspieler Josha Vagnoman, Guirassy und auch, einmal mehr, Kapitän Wataru Endo, aber Treffer brachten die drei Stuttgarter auch in der einseitigen Schlussphase und fünf Minuten Nachspielzeit in Berlin nicht mehr zustande. (GEA)