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Schwäbischer Befreiungsschlag: VfB Stuttgart besiegt VfL Wolfsburg 2:0

Drei Tage nach dem Ausscheiden in der Champions League hat der VfL Wolfsburg seine Niederlagen-Serie auch in der Bundesliga fortgesetzt. Beim 0:2 gegen Stuttgart gab es Rufe gegen Sportchef Schmadtke, Tore durch Mavropanos und Förster und einen »respektlosen« Elfmeter von Marmoush.

VfL Wolfsburg - VfB Stuttgart
Wolfsburgs Lukas Nmecha (M) und sein Team blieben zu harmlos. Foto: Swen Pförtner/dpa
Wolfsburgs Lukas Nmecha (M) und sein Team blieben zu harmlos. Foto: Swen Pförtner/dpa

WOLFSBURG. Wolfsburgs Nationalspieler Maximilian Arnold suchte krampfhaft nach Worten. Aber er fand keine. Der in der Kritik stehende Sportdirektor Jörg Schmadtke suchte erst gar nicht mehr nach Ausreden. »Wir wollten in Wolfsburg nach der letzten Saison, die uns in die Champions League brachte, den nächsten Schritt tun. Das ist vollkommen missraten, wir müssen jetzt versuchen, irgendwie wieder Normalität herzustellen.« Nichts anderes als eine Bankrotterklärung.

Der Stuttgarter Kollege Sven Mislintat konnte da mitfühlen, war der Druck doch auch für ihn größer geworden. Aber das 2:0 (1:0) beim krisengeschüttelten VfL Wolfsburg wirkte am 15. Spieltag wie ein schwäbischer Befreiungsschlag. »Wir haben zu keinem Zeitpunkt an unserem Weg gezweifelt, wir sind überzeugt von dieser Mannschaft. Warum das so ist, hat sie eindrucksvoll gezeigt«, sagte Mislintat. Ein Traumtor von Konstantinos Mavropanos in der 25. Minute und das 2:0 von Philipp Förster (63.) besiegelten die fünfte Niederlage in Folge für Wolfsburg. Trainer Florian Kohfeldt wirkte ratlos. Schmadtke nahm seine Neuverpflichtung (noch) in Schutz: »Florian muss Dinge ausbaden, die er nicht zu verantworten hat.«

Eindrucksvolle Zweikampfstärke

Stuttgarts Cheftrainer Pellegrino Matarazzo hatte dagegen endlich wieder Grund, zufrieden zu sein. »Wir haben taktisch sehr diszipliniert gespielt, von Beginn an Lösungen gefunden«, bilanzierte der Italo-Amerikaner, weil seine Mannschaft endlich wieder seine Vorstellungen in die fußballerische Praxis umgesetzt hatte. Fast jederzeit Zugriff zum Spiel, eine eindrucksvolle Zweikampfstärke und hohe Passgenauigkeit ließen den VfL Wolfsburg nie zu seinem Spiel finden. Der VfB diktierte vor 5000 erlaubten Zuschauern das Geschehen über fast die gesamten 90 Minuten. Und hätte der von Wolfsburg ausgeliehene Omar Marmoush einen Handelfmeter nicht »derart respektlos« (Philipp Förster) vergeben, wäre der Sieg noch klarer ausgefallen.

Matarazzo musste auf Borna Sosa verzichten, Tanguy Coulibaly spielte für den Kroaten auf dem linken Flügel, als hätte er nie etwas anderes getan, seine Flanke verwertete Förster zum entscheidenden 2:0. Und auch die frühe Verletzung von Roberto Massimo konnte die Angriffsschwung an diesem Tag nicht stoppen. Die ersten Chancen des Spieles gehörten zwar den Wolfsburgern, Arnold und Gian-Luca Waldschmidt konnten sie aber nicht nutzen, dann übernahm der VfB die Regie. Und wie. Wolfsburgs Torwart Koen Casteels rückte schnell in den Mittelpunkt. Das erste Tor der Stuttgarter passte in die Dramaturgie, die Mannschaft spielte zwar durch die Verletzung von Massimo kurz in Unterzahl, aber gegen den Schuss von Mavropanos in der 25. Minute besaß Casteels nicht den Hauch einer Chance. Aus 18 Metern traf der griechische Nationalspieler unhaltbar den rechten oberen Torwinkel. Bereits sein viertes Saisontor, keiner in Stuttgart trifft häufiger als er. »Wichtig sind die drei Punkte, die wir mitnehmen«, sagte Mavropanos in aller Bescheidenheit an seinem 24. Geburtstag.

Lang ersehnter Auswärtserfolg der Stuttgarter 

Stuttgart bestimmte das Spiel nach Belieben. Ein Freistoß von Arnold stellte Torwart Florian Müller nur kurz vor vor Probleme. »Wir haben erneut Größe gezeigt«, sagte Matarazzo nach 90 Minuten etwas übertrieben, aber sichtlich stolz auf die Vorstellung seiner Mannschaft. Nichts, was er hätte bemängeln können bei dieser couragierten Demonstration. Auch Hamadi Al Ghaddioui spielte nicht, der Trainer brachte Atakan Karazor, der im defensiven Mittelfeld für Stabilität sorgte.

Im zweiten Durchgang setzte Kohfeldt alles auf eine Karte. Ridle Baku, Felix Nmecha und Lukebakio sollten für mehr Druck sorgen, aber als Nationalspieler Lukas Nmecha eine Großchance in der 69. Minute nicht nutzen konnte, war es um die Wolfsburger geschehen. Das konnte auch nicht mehr in Gefahr geraten, als Marmoush den von Arnold verursachten Handelfmeter leichtfertig wie überheblich an die Querlatte manövrierte. Wolfsburg versuchte alles im Schlussspurt, aber auch in den fünf Minuten der Nachspielzeit blieb Wout Weghorst ohne Glück. Silas kam für Marmoush, Chris Führich für Coulibaly, Marc Oliver Kempf für Förster, und nach 95 Minuten stand der erste Auswärtssieg der Saison fest. Es war der erste Auswärtserfolg der Stuttgarter seit den Zeiten von Giovanni Trapattoni 2005. Aber das war am Ende nicht mehr so wichtig. (GEA)