Matarazzo hatte vor dem Spiel keinen Zweifel an der richtungsweisenden Aufgabe gegen den VfL Osnabrück gelassen. Osnabrück braucht jeden Punkt, um in der Liga zu bleiben. Und der VfB jeden, um das ohne Alternative angestrebte Saisonziel direkter Wiederaufstieg zu erreichen. »Der Druck ist enorm«, sagte der Stuttgarter Cheftrainer, dessen Vertrag vorzeitig bis 2022 verlängert worden war, um den Druck auf die Mannschaft umzuleiten. Das ist jedenfalls der Plan des Sportdirektors Sven Mislintat. Gegen den Hamburger SV und Dynamo Dresden ging die Rechnung auf. Nach Osnabrück warten Karlsruhe, Sandhausen, Nürnberg und Darmstadt noch auf den VfB. Ziel sind 15 Punkte. Weil die direkte Konkurrenz nicht schläft.
»Wir können unsere Leistung steigern, und wir wollen den Druck auf den Hamburger SV erhöhen«, sagt Matarazzo. Wohl wissend, dass jeder Fehltritt das Saisonziel dramatisch gefährden kann. Der Trainer entschied sich gegen jedes Experiment. Pascal Stenzel, Holger Badstuber, Marcel Kaminski und Clinton Mola bildeten die Abwehrreihe, Wataru Endo und Orel Mangala das defensive Mittelfeld, Gonzalo Castro, Philipp Förster und Nicolas Gonzalez spielten hinter der einzigen Spitze Hamadi Al-Ghaddioui, der auch gegen Hamburg und in Dresden begonnen hatte. Wie erwartet saß Mario Gomez erneut auf der Ersatzbank.
»Wir werden angesichts der Qualität der Stuttgarter nicht viele Chancen bekommen, die müssen wir nutzen«, sagte Trainer Daniel Thioune vor dem Anpfiff. Und so kam es dann auch. Der VfB Stuttgart spielte von Beginn an wie erwartet überlegen. Und blieb es. Ohne zu überzeugen. Wenig Ideen, um die dicht gestaffelte Osnabrücker Defensive in Gefahr zu bringen. Mola schoss auf Osnabrücker Tor (2. Minute), Mangala kam zu einer Chance (6.), bei einer schönen Kopfball-Vorbereitung von Gonzalez kam Al-Ghaddioui zu spät (12.), das war es aber schon weitestgehend.
In der 40. Minute traf der für den früh verletzten Etienne Amenyido eingewechselte Benjamin Girth auf Zuspiel von Niklas Schmidt vor dem leeren Stuttgarter Tor nur den Pfosten, vermutlich wäre das Tor aber abseits gewesen. Kurz vor der Halbzeit stand Mangala auf der Gegenseite ebenfalls im Abseits. Es war im ersten Durchgang wie zuletzt immer: Drückende Überlegenheit des VfB, viel Ballbesitz, aber nicht genügend Druck auf die VfL-Defensive, um zu klaren Gelegenheiten zu kommen.
Im zweiten Durchgang setzte sich die Überlegenheit des Aufstiegsfavoriten durch, das Offensivspiel blieb aber bundesligauntauglich. Matarazzo brachte Philipp Klement und Silas Wamangituka, ohne dass es sich offensiv allerdings mehr bewegte. Alles blieb Stückwerk beim VfB Stuttgart. Auch ein Kopfball von Endo nach einer Ecke von Castro ging vorbei (75.) , ein Schuss von Castro (78.) blieb in der Abwehr hängen. Und auch die Hereinnahme von Sasa Kalajdzic und Darko Churlinov brachte die Stuttgarter dem erhofften Sieg gegen den Aufsteiger nicht mehr näher. Und dann kam auch noch Mario Gomez. Nutzte auch nichts mehr, nur ein Ballkontakt.
»Wir merken, wie schwer wir uns tun. Wir haben noch eine große Aufgabe vor uns«, sagt Thomas Hitzlsperger. Dem ist nichts hinzuzufügen. (GEA)