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Nächste peinliche Pleite für den VfB Stuttgart

Der VfB und Cheftrainer Matarazzo stehen vor dem Topspiel gegen den HSV mächtig unter Druck

Tief enttäuscht: VfB-Torhüter Gregor Kobel (links) versucht, Roberto Massimo zu trösten.  FOTO: EIBNER
Tief enttäuscht: VfB-Torhüter Gregor Kobel (links) versucht, Roberto Massimo zu trösten. FOTO: EIBNER
Tief enttäuscht: VfB-Torhüter Gregor Kobel (links) versucht, Roberto Massimo zu trösten. FOTO: EIBNER

KIEL. »Nichts passiert«, riefen sich die Zweitliga-Fußballer des VfB Stuttgart in der siebten Minute gegenseitig zu. Dabei war es da schon wieder passiert. Nachdem aus dem Kölner Video-Keller die Bestätigung gekommen war, durfte Holstein Kiel die Führung durch Emmanuel Iyoha feiern. Hatte Stuttgarts Cheftrainer Pellegrino Matarazzo unter der Woche noch einmal deutlich gemacht, dass es die klare Vorgabe sei, auf die Führung zu gehen, so lief die Mannschaft schon zum dritten Mal in den vergangenen vier Spielen einem Rückstand hinterher.

Wieder war es Mario Gomez, der die erste Chance des Spiels hatte. Im Eins-gegen-Eins scheiterte er allerdings kläglich an Kiels Schlussmann Ioannis Gelios (6.). Die Strafe folgte auf den Fuß. Im direkten Gegenzug erzielte Iyoha die Führung für die Hausherren (7.). Wie schon beim 0:1-Rückstand in Wiesbaden sah Marcin Kaminski nicht gut dabei aus. »Der frühe Rückstand darf uns einfach nicht passieren«, klagte Pascal Stenzel.

Durch einen Strafstoß nach Foul am für den erneut schwachen Gomez zur Pause eingewechselten Hamadi Al Ghadaoui erzielte Nicolas Gonzalez mit seinem achten Saisontreffer das 1:1. Stuttgart kassierte aber wie in der Hinrunde nach der Pleite gegen Wiesbaden auch gegen Holstein Kiel eine Niederlage. Einen Doppelschlag der eingewechselten Jannik Dehm (78.) und Lion Lauberbach (79.) im leeren Holsteinstadion konnte Silas Wamangituka zwar 22 Minuten nach seiner Einwechslung noch mit dem Anschlusstreffer erwidern (86.), mehr als ein 2:3 (0:1) sollte am Ende aber nicht herausspringen.

Damit brennt nun vor dem Spitzenspiel am Donnerstag (20.30 Uhr) zu Hause gegen den Hamburger SV der Baum. Ein dann fünftes siegloses Spiel in Folge würde für den VfB im Aufstiegsrennen Alarmstufe Rot bedeuten. »Wir hatten in der ersten Halbzeit Chancen, treffen aber in gewohnter Weise das Tor nicht«, fasste Matarazzo das Geschehen vor der Pause mit einem Schuss Sarkasmus zusammen. Was ihm gut gefallen hätte, sei, dass sein Team trotz Unterzahl-Situation – für den VfB-Coach war die Gelb-Rote Karte für Daniel Didavi (45.) eine »spielentscheidende Szene« – unterm Strich »sehr viel investiert« hätte.

»Wir müssen einfach die Tore machen«, hatte Sportdirektor Sven Mislintat bereits in der Halbzeit aufgrund von wieder einmal unendlich vielen vergebenen Möglichkeiten gehadert. Der VfB ist das Team mit den meisten Großchancen und schießt auch am häufigsten aufs Tor, erzielte in den zurückliegenden vier Begegnungen aber nur vier Treffer und landete damit auch nur ein Pünktchen. Spätestens jetzt ist also die nächste Negativserie der Schwaben eingeläutet. Nach einer ähnlichen Schwächephase musste Matarazzos Vorgänger Tim Walter am Tag vor Weihnachten den Hut nehmen.

Im hohen Norden bestimmte der VfB an der Ostseeküste gestern trotz 45-minütiger Unterzahl das Spiel über weite Strecken, brachte sich aber durch individuelle Fehler um den möglicherweise verdienten Lohn eines Unentschiedens.

Die Spieler und das Trainerteam waren bereits am Samstag mit dem Flieger angereist und ersparten sich somit eine 750 Kilometer lange Busfahrt über die Straßen der Republik. Auf dem Rückflug herrschte – wie auf der Heimfahrt aus Wiesbaden, wo das Team sein erstes Spiel nach der Corona-Zwangspause mit 1:2 verloren hatte – schlechte Stimmung. »Das ist bitter. Wenn man ein Spiel verliert, ist das immer bitter. Wir nehmen die positiven Sachen mit auf den Weg ins nächste Spiel gegen Hamburg – da geht’s um alles! Wir werden wieder 100 Prozent geben«, bemühte Matarazzo Durchhalteparolen. Die von ihm unter der Woche vorgenommene Bewusstseinsschärfung zeigte nur sehr bedingt Erfolge. »Bissigkeit, Härte und Emotion«, hatte er bei den Trainingseinheiten unter der Woche provoziert – im Spiel war diesbezüglich von seinen Mannen nur wenig zu sehen.

Die vermeintliche Qualität im Kader hatte wieder nicht zum ersten Dreier des Aufstiegsaspiranten seit dem 22. Februar (2:0 gegen Jahn Regensburg) geführt. Ohne dass die Mannschaft im richtigen Moment Charakter zeigt, wird sich daran auch nichts ändern. Vier personelle Veränderungen sollten nichts bewirken: Neben dem 19 Jahre jungen Engländer Clinton Mola (für Gonzalo Castro) spielten Stenzel (für Nathaniel Phillips), der Ex-Kieler Atakan Karazor (für Silas Wamangituka) und Holger Badstuber. Für ihn wurde überraschend Kapitän Marc Oliver Kempf auf die Bank verbannt.

Einzig Badstuber als Rückkehrer in die Innenverteidigung hatte die geforderte Widerstandsfähigkeit an den Tag gelegt. »Er hat im Training das angeboten, was wir sehen wollten«, meinte der VfB-Coach über den ehemaligen Nationalspieler. Nun zählt unter der Woche im Topspiel gegen den HSV nichts anderes als ein Sieg. Denn durch die Corona-Pandemie weiß nach wie vor keiner, was im Fall eines vorzeitigen Saisonabbruchs mit dem Drittplatzierten passiert, der normalerweise über die Relegation eine Chance zum Aufstieg hätte. (GEA)

VFB-KOOPERATION

Der VfB und der VfB Friedrichshafen kooperieren künftig im Nachwuchsbereich. Beide Clubs wollen fortan eng zusammenarbeiten, um Talente zu entdecken sowie entsprechend zu fördern. »Die Schwerpunkte der Kooperation werden auf gemeinsamen Aktivitäten wie Sichtungsveranstaltungen und die Ausbildung der gesichteten Talente liegen«, heißt es in einer Pressemitteilung. So könnten regionale Talente früh erkannt, in ihrem familiären Umfeld ausgebildet und auf ihrem weiteren Weg begleitet werden. (wil)