STUTTGART. An der Seitenlinie tobte Sebastian Hoeneß. Gegen die TSG Hoffenheim brachte seine mit sechs deutschen Nationalspielern gespickte VfB-Auswahl ihn zum Verzweifeln. So sprang der Stuttgarter Trainer wieder und wieder von seinem Stuhl auf, gestikulierte und brüllte Anweisungen in die Richtung seiner Kicker, die es trotz Überlegenheit auf dem Platz erst in der Nachspielzeit fertigbrachten, einen Treffer zu erzielen. Für die Erlösung sorgte Angreifer Ermedin Demirovic, der den Nachschuss seines zunächst vergebenen Strafstoßes zum 1:1-Endstand verwandelte. Was aber im Kopf blieb, waren Fehler der Cannstatter, für deren Nationalspieler die Begegnung vor den Länderspielen doch auch zur Bewerbung werden sollte.
- Jamie Leweling
Der Flügelspieler will wohl mehr als nur eine Nominierung. Spielte gegen Hoffenheim sehr auffällig, war vor allem aber extrem fleißig. Um Marius Bülter zu stoppen, rannte er defensiv im Vollsprint einmal quer über den Platz bis vors eigene Tor. Wenige Augenblicke später war er dann schon wieder eine wichtige Anspielstation vorne auf der rechten Seite. Genau das ist es wohl, was Hoeneß meint, wenn er von einem Profil redet, »das spannend für jeden Trainer ist«. Dieses Komplettpaket aus Offensivstärke gepaart mit Körperlichkeit und Zweikampfstärke sind Fähigkeiten, die ihn zu einer Option machen, die sonst keiner bietet. Beim VfB, aber auch in der Nationalelf. »Er hat in der jüngsten Vergangenheit richtig gute Spiele gemacht. Tore gemacht, gut verteidigt«, lobte Hoeneß. Fazit: Das einzige Ausrufezeichen! Zurecht zum Spieler des Spiels gewählt. »Er hat das sehr, sehr gut gemacht«, lobte Sportvorstand Fabian Wohlgemuth.
- Maximilian Mittelstädt
Die tragische Figur des Abends. Gemeinsam mit Leweling der auffälligste VfB-Spieler. Allerdings nicht nur im Positiven. Rettete sein Team in der vierten Minute durch eine spektakuläre Grätsche auf der Linie vor dem sicher geglaubten Rückstand. Adam Hlozek hatte bereits die Innenverteidiger und Torwart Alexander Nübel umkurvt, doch dann war da ja noch der 27-Jährige. Der Linksverteidiger zeigte sich bissig und zweikampfstark. Doch es folgte die Katastrophe. Mittelstädt bekam einen einfachen, flachen Ball nicht gestoppt. TSG-Flügelspieler Valentin Gendrey nahm ihn, rannte alleine auf Nübel zu und schob ein. Die Startelf-Bewerbung für die Nationalmannschaft ist damit fast dahin, obwohl die Nummer sieben sonst auch offensiv Akzente setzte und mit zwei Distanzschüssen große Chancen für das Hoeneß-Team hatte.
- Alexander Nübel
Ein besonders großes Augenmerk lag in der ausverkauften MHP Arena am Sonntagabend auf VfB-Torwart Alexander Nübel, der genau wie sein Gegenüber Oliver Baumann in der DFB-Auswahl nach dem Ausfall von Marc-André ter Stegen in den Fokus rückt. Während das Duell um das erste Nations-League-Match bereits im Vorfeld der Partie zugunsten des Hoffenheimers entschieden war, ging das Warmlaufen ebenfalls an Baumann, der sein Team mit starken Paraden immer wieder rettete. Kein Match zum Auszeichnen war es für den VfB-Keeper, der wenige Chancen bekam, sich auszuzeichnen.
- Deniz Undav
Der Angreifer hatte einen schweren Stand und konnte wenige Akzente setzen. Weil die Cannstatter Kicker die TSG über weite Strecken der Partie mit ihrem Ballbesitz so weit hinten reindrängten, kam Undav in der vorderen Reihe kaum zum Zug. Doch dann war sie doch da: die Riesenmöglichkeit. Allerdings verschoss der sonst so coole 28-Jährige den Kopfball aus zehn Metern. Fazit: Nicht das glücklichste Match für den »Straßenkicker«. Aufdrängen sieht anders aus. Immerhin führte sein eigentlich harmloser Schuss zum Strafstoß in der letzten Minute.
- Angelo Stiller
Zeigte in Ansätzen, was er drauf hat. Etwas weniger als üblich im Spielaufbau eingebunden, deshalb auch eher ein unspektakulärer Auftritt. Nach vorne konnte der zentrale Mittelfeldspieler seine Pass-Stärke nur in Ansätzen zeigen. »Für ihn war es nicht leicht durchzukommen«, sagte Wohlgemuth. Fazit: Hatte schon deutlich bessere Spiele.
- Chris Führich
Kam in der zweiten Halbzeit als Joker für Kapitän Atakan Karazor, der einen schlechten Tag erwischte, konnte aber wie zuletzt häufig weniger überzeugen. Seltener als üblich im Eins-gegen-Eins, dafür mehr Flanken gegen die Abwehrmauer der Hoffenheimer. Auch kein Top-Auftritt des Flügelspielers.
- Wer sonst auffiel
Anrie Chase. Wenn es nach dem Beifall des Publikums ging, hätte der 20-jährige Innenverteidiger zum Spieler des Spiels gekürt werden müssen. Kam als letzter Mann immer wieder in Sprintduelle mit den TSG-Angreifern und grätschte ihnen den Ball ein ums andere Mal weg. (GEA)