STUTTGART. Sven Mislintat ist Traditionalist. »An die Spiele am Samstagmittag muss ich mich immer noch gewöhnen«, sagt der Sportdirektor des Zweitligisten VfB Stuttgart. Seine Mannschaft scheint das weniger zu beeindrucken. Gegen den FC Erzgebirge Aue, immerhin eine Mannschaft aus der erweiterten Spitzengruppe, gewann der VfB weitgehend ungefährdet mit 3:0 (2:0). Der überragende Daniel Didavi traf an diesem frühen Nachmittag in der 34. und 42. Spielminute, für den Endstand sorgte Mario Gomez in der Schlussminute.
»Man sieht, das die Mannschaft funktioniert. Das Zusammenspiel stimmt. Wir brauchen aber Stehvermögen, um am Ende unser Ziel zu erreichen«, sagte Cheftrainer Pellegrino Matarazzo. Auch Mislintat war zufrieden: »Kurz nach dem Spiel in Leverkusen so eine Leistung, das ist wirklich gut. Die Mannschaft hat sehr strukturiert gespielt. Und das in der zweiten englischen Woche. In der Defensive haben wir nichts zugelassen und offensiv drei Tore gemacht, da kann man nicht meckern. Jetzt haben wir eine lange Woche, um uns auf Bochum vorzubereiten.«
Matarazzo griff nach der »Youngster-Parade« im Achtelfinale des DFB-Pokals bei Bayer Leverkusen am 21. Spieltag wieder auf bewährte Kräfte zurück. Ex-Nationalspieler Mario Gomez stand in der Startformation, auch Atakan Karazor war von Beginn an dabei, im Tor stand wieder die etatmäßige Nummer eins Gregor Kobel. »Wir brauchen die gleiche Intensität in unserem Spiel wie in Leverkusen. Dirk Schuster ist ein erfahrener Kollege, er weiß, wie Zweitliga-Fußball geht, das wird ein anderes Spiel wie in Leverkusen, weil Aue defensiv stehen wird«, sagte Matarazzo vorher. Einmal mehr sollte der Mann Recht behalten. Die Formation von Schuster baute auf eine erfahrene Abwehr um Torwart und Kapitän Martin Männel, offensiv auf die Klasse von Dimitrij Nazarov, mit sieben Saisontreffern herausragender Angreifer der Mannschaft. Der VfB war gewarnt.
Die Begegnung begann zähflüssig. Mehr Ballbesitz für den VfB Stuttgart, aber noch keine spielbestimmenden Aktionen. In der Defensive wechselten die Stuttgarter zwischen Dreier- und Viererkette, Pascal Stenzel spielte erneut auf der linken Seite, schaltete sich aber stets ins Offensivspiel ein. Karazor spielte in der Innenverteidigung, wenn es einmal eng wurde, assistiert von Wataru Endo. Insgesamt eine starke Kombination.
Nach und nach bestimmte der VfB das Spiel. Orel Mangala transportierte immer wieder die Bälle nach vorne, Läufe in die Tiefe von Silas Wamangituka über die rechte Seite sorgten für zusätzliche Gefahr. Gomez blieb zunächst weitestgehend unauffällig. Die erste Chance hatte Gonzalo Castro, sein Distanzschuss ging nur knapp am Tor des Gegners vorbei (14. Minute). In der 28. Minute suchte Stenzel seine Chance zu eigensinnig, Männel konnte den Ball aus kurzer Distanz parieren. In der 34. Minute köpfte Nathaniel Phillips nach einer Ecke von Castro den Ball in die Strafraummitte, dort reagierte Didavi schneller als seine Gegenspieler und erzielte das Führungstor. Jetzt war der VfB eindeutig spielbestimmend und konnte auch von dem unsicher leitenden Schiedsrichter Rene Rohde nicht mehr aufgehalten werden.
Philipp Förster kam für den verletzten Nicolas Gonzales und hatte gleich seine erste Chance in der 41. Minute. Nur eine Minute später startete Wamangituka über die rechte Seite, passte den Ball auf Förster, und der flankte präzise in die Mitte, wo erneut Didavi mit einem schulbuchmäßigen Seitfallzieher zum 2:0 vollendete (42.). Das war der bis dahin beste Angriff des Wiederaufstiegsfavoriten. Kurz vor dem Halbzeitpfiff scheiterte Castro mit einem Freistoß.
Im zweiten Durchgang das gleiche Bild. Der VfB Stuttgart beherrschte seinen Gegner, wenn Aue auch gelegentlich Offensivgeist zeigte. Offenbar war Trainer Dirk Schuster in der Halbzeit etwas lauter geworden, aber seine Mannschaft blieb trotzdem weitgehend chancenlos. Bis in der 78. Minute der eingewechselte Daniel Testroet frei vor Kobel auftauchte, Stenzel aber gedankenschnell reagierte und den Ball über das Tor lenkte. Gomez hatte zuvor seine erste Chance (67.) vertan. Matarazza wechselte in der 84. Minute Hamadi Al-Ghaddioui ein, Gomez vergab seine zweite Chance (88.) und sorgte dann doch noch in der Schlussminute nach schöner Vorarbeit von Förster und Al-Ghaddioui vor 50846 Zuschauer für das 3:0. Irgendwie schafft er es dann doch immer wieder noch einmal. (GEA)