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Zverev und Kerber in Melbourne mit Viertelfinal-Chance

Das klingt vielversprechend: Angelique Kerber ist die einzige im Feld verbliebene Spielerin, die die Australian Open schon gewonnen hat. Alexander Zverev hat gegen seinen Achtelfinalgegner noch keinen Satz abgegeben. Dennoch stehen beide nun vor unangenehmen Aufgaben.

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Alexander Zverev spielte sich in drei Sätzen ins Achtelfinale. Foto: Scott Barbour/AAP/dpa
Alexander Zverev spielte sich in drei Sätzen ins Achtelfinale. Foto: Scott Barbour/AAP/dpa

Melbourne (dpa) - Als Alexander Zverev zum einzigen Mal sein Aufschlagspiel verlor, wurde es laut in der Margaret-Court-Arena. Die Zuschauer applaudierten noch einmal frenetisch, sie hatten noch lange nicht genug vom Auftritt des 22-Jährigen.

Doch Zverev ließ sich auch von einem 2:4 im dritten Satz nicht irritieren. Wenig später folgte er mit dem 6:2, 6:2, 6:4 gegen den früheren Top-Ten-Spieler Fernando Verdasco aus Spanien seiner Tennis-Kollegin Angelique Kerber ins Achtelfinale der Australian Open.

»Es war das beste Match, das ich in dieser Woche gespielt habe«, sagte Zverev nach dem Erfolg über den Halbfinalisten von 2009. »Ich habe es heute genossen. Ich hoffe, dass ich in der vierten Runde noch besser spielen kann.«

Trotz ihres misslungenen Saisonauftakts haben die beiden deutschen Hoffnungsträger nun am Montag die Chance auf das Viertelfinale. Die dreimalige Grand-Slam-Siegerin Kerber will die »unangenehme« Aufgabe gegen die Russin Anastasia Pawljutschenkowa lösen, Zverev die imposante Erfolgsserie seines Freundes Andrej Rubljow beenden.

Den gleichaltrigen Russen kenne er, seitdem sie sich als Zehn- oder Elfjährige bei einem U14-Turnier auf Mallorca trafen und »in jeder Kategorie, die man sich vorstellen kann« zusammen Doppel spielten, erzählte Zverev: »Wir verstehen uns großartig. Das wird ein spaßiges Match.« Allerdings auch ein schwieriges.

Denn bislang hat Zverev zwar in drei Partien keinen Satz gegen den Weltranglisten-16. abgegeben. Rubljow startete aber mit zwei Titeln ins neue Jahr und ist noch unbesiegt. »Man hat das Gefühl, dass man in den wichtigen Momenten genau weiß, was man tun soll, um das Match zu gewinnen. Ich kenne das«, beschrieb Zverev das derzeitige Selbstvertrauen von Rubljow. Gleich gut zu spielen, werde nicht reichen: »Ich muss besser spielen als er.«

Im Duell mit Verdasco glückte dem Weltranglisten-Siebten ein weiterer Schritt aus seiner Formkrise. Mit dem dritten Match ohne Satzverlust sparte der Norddeutsche wertvolle Kräfte. Sein Erfolgsrezept: »Ich bin generell glücklich außerhalb des Platzes, glücklich auf dem Platz, glücklich im Leben. Dann denke ich, spielt man am besten. Ich habe ein ziemlich ruhiges Leben gerade, was schön für mich ist.« Im vergangenen Jahr hatten ihn noch sein Manager-Streit und die Trennung von Trainer Ivan Lendl gestresst.

Die wiedergefundene Ausgeglichenheit will Zverev nun für den erstmaligen Viertelfinal-Einzug beim ersten Grand-Slam-Turnier der Saison nutzen. Bei den Damen ist Kerber die einzige verbliebene Australian-Open-Siegerin im Feld. Vom sportlich schwachen Jahr 2019 will sich die Melbourne-Titelträgerin von 2016 Down Under befreien. »Ich weiß, was ich kann«, sagte die dreimalige Grand-Slam-Turniersiegerin. »Das Turnier ist noch nicht zu Ende. Wir haben noch ein paar Runden zu spielen.«

Nach ihrem »schwierigen Kampf« und dem 6:2, 6:7 (4:7), 6:3 gegen die Italienerin Camila Giorgi war für Kerber der Gang ins Eisbad ein Muss. Schnell rückte die notwendige Regeneration in den Fokus. Nach dem verwandelten Matchball hatte sie gelöst gewirkt, als sie sich mit der Faust aufs Herz klopfte. »Ich hatte keine großen Erwartungen«, sagte die 32-Jährige. »Ich habe alles zur Seite gelegt, auch den Druck und alles, was auf meinen Schultern gelastet hat.«

Die 28-jährige Giorgi schenkte Kerber reihenweise Punkte, auch als im dritten Satz wenige Ballwechsel über Sieg oder Niederlage, über Heimreise oder Achtelfinale entschieden. Elf Doppelfehler und 65 vermeidbare Fehler listete die Statistik auf - für Kerber nur 16.

Ihre kommende Gegnerin Pawljutschenkowa bewies mit ihrem Sieg über die an zwei gesetzte tschechische Mitfavoritin Karolina Pliskova, dass sie auch Kerber gefährlich werden kann. »Es ist eine große Herausforderung. Es ist nie einfach für mich, gegen sie zu spielen«, sagte Kerber. »Sie spielt sehr unangenehm.« Insgesamt sieben Siege und sieben Niederlagen stehen in der Bilanz. Fast die Hälfte der Partien zog sich über drei Sätze.