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Warum der Rottenburger Jan Zimmermann ein ganz besonderer Olympionike ist

Der Rottenburger Volleyball-Nationalspieler Jan Zimmermann berichtet über die ersten Eindrücke aus dem Olympischen Dorf und spricht über seine ganz spezielle Rolle im Team.

Volleyball-Nationalspieler Jan Zimmermann in seinem Apartment im deutschen Haus in Paris.
Volleyball-Nationalspieler Jan Zimmermann in seinem Apartment im deutschen Haus in Paris. Foto: Zimmermann/Instagram
Volleyball-Nationalspieler Jan Zimmermann in seinem Apartment im deutschen Haus in Paris.
Foto: Zimmermann/Instagram

PARIS. Als Jan Zimmermann sein Zimmer im Olympischen Dorf bezieht, kann er kaum glauben, was gerade passiert. Die Situation für den Rottenburger, der in Paris mit den deutschen Volleyballern um Erfolge kämpft, ist speziell. Denn der 31-Jährige ist Spieler, ohne spielen zu können. Mit dem GEA spricht er über seine ersten Erfahrungen vor Ort und seine ganz besondere Rolle.

»Ich komme noch nicht so richtig klar und bin etwas überwältigt«, erzählt er. Und das liegt nicht daran, dass die Bahn bei der Anreise über 50 Minuten Verspätung hatte. Vielmehr sind es die Eindrücke rund um das Olympische Dorf, die der Profi, der mittlerweile in Italien spielt, noch nicht so ganz sortieren kann.

»Scheiße, ich bin nur ein kleiner Wurm hier«

»Ein Teil der deutschen Delegation hat uns im deutschen Haus mit dem Olympia-Song empfangen«, erzählt er. Alleine die Größe des »Dorfes« sei beeindruckend. »Es ist ein riesiger Neubaukomplex. Da stehen einfach 20 Hochhäuser oder noch mehr.« Für Zimmermann ging es zunächst aufs eigene Doppelzimmer im Apartment mit seinen Mitspielern. »Dort steht ein Bett mit einer Paris-Decke und ein provisorischer Kleiderschrank.« Viel mehr gibt es allerdings nicht, aber das macht nichts, denn die Umgebung ist dafür umso beeindruckender. Bei einem ersten Streifzug durch den für Sportler und Betreuer abgeriegelten Bereich in der französischen Hauptstadt entdecken die Volleyballer beispielsweise den »Food-Court«. Eine gigantische Halle mit sieben Zonen, mit verschiedenen kulinarischen Themen. So gibt es je nach Vorliebe einen asiatischen Bereich, einen mit französischem Essen oder auch Halal.

Aber es kommt noch besser. »Im Dorf ist alles gratis«, verrät Zimmermann im Podcast »Lucky Experience«. Außerdem bekam er, wie jeder Olympionike, ein neues Handy in Olympia-Ausführung geschenkt. Zu den Trainingsstätten geht es vom eigenen Bus-Terminal aus. »Es ist eine ganz spezielle Stimmung hier, weil auch nur Sportler da sind«, sagt er. Bei all den Superlativen denke er manchmal: »Scheiße, ich bin nur ein kleiner Wurm hier.« Und das bei seiner Körpergröße von 1,90 Metern.

»Es ist ein Traum, der wahr wird «

Diese Gedanken haben aber sicher nichts damit zu tun, dass der langjährige Volleyballer des TV Rottenburg erst mal nicht ins Spielgeschehen eingreifen kann. Früh war klar, dass es für den erfahrenen Nationalspieler, der über 70 Länderspiele vorzuweisen hat, eng wird. Mit Kapitän Lukas Kampa und Johannes Tille sind zwei weitere absolute Leistungsträger auf der Position des Zuspielers vorne dran. Zimmermann bleibt seine Rolle als Ersatz, die er aber gerne annimmt. Der Profi ist damit in Paris dabei und macht »alles mit«. Nur während der Spiele darf er nicht aus Feld.

Spannend wird es, wenn ein Akteur sich verletzt. In diesem Fall rückt Zimmermann automatisch in den Kader auf. Nachdenken über ein solches Szenario will der reflektierte Volleyballer aber nicht. »Das würde ja bedeuten, dass ich jemandem etwas Böses wünsche. Ich nehme meine Rolle an, wie sie ist und bin glücklich, dabei zu sein.« Bei den letzten beiden Anläufen auf Olympia scheiterte Zimmermann mit dem Team in der Qualifikation. Es jetzt doch noch zur größten Sportveranstaltung überhaupt geschafft zu haben, »ist ein Traum, der wahr wird«.

»Natürlich ist es irgendwie das Ziel, eine Medaille zu holen«

Um einen klaren Kopf zu bewahren und die ersten Eindrücke sacken zu lassen, meditiert Zimmermann täglich und schreibt seine Gedanken nieder. Wichtig ist für ihn außerdem, sich Tag für Tag kleine, realistische Ziele zu setzen.

Aber wie sieht es mit den großen Plänen aus? Was ist für das deutsche Volleyball-Team möglich? Einiges, denkt der Rottenburger, der auch regelmäßig zu Besuch in die Heimat kommt. Schließlich habe Olympia seine eigenen Gesetze. »Wenn wir einmal aus der Gruppe raus sind, ist sowieso vieles drin«, meint er. »Natürlich ist es irgendwie das Ziel, eine Medaille zu holen.«

»Wir stehen um sechs Uhr auf und fangen um acht mit dem Training an«

Damit das klappt, heißt es täglich früh aus den Federn zu kommen. Denn die Gruppenspiele gegen Japan (27. Juli) und Argentinien (2. August) finden um neun Uhr morgens statt, also wird getestet. »Wir stehen um sechs Uhr auf und fangen um acht mit dem Training an«, erklärt Zimmermann. Besser gefällt ihm die Zeit für das Duell gegen die USA, das am 30. Juli um 13 Uhr steigt. Als großen Trumpf der deutschen Auswahl sieht er den starken Teamgeist. »Wir haben sehr viel Spaß zusammen und verstehen uns gut.« Interessierte können sich davon in den Sozialen Medien überzeugen. Hier gibt der Ersatz-Olympionike spannende Einblicke hinter die Kulissen.

Schon jetzt steht für ihn fest: »Es ist eine Erinnerung, die fürs Leben bleibt.« Ob auf dem Feld oder als wichtigster Unterstützer daneben. (GEA)