HAMBURG. Am Dienstag kurz nach 11.00 Uhr begann für die Fußball-Nationalmannschaft im Hamburger Volkspark die zweite Etappe der WM-Qualifikation unter dem neuen Bundestrainer Hansi Flick. Er und seine Jungs möchten am Freitag (20.45 Uhr/RTL) gegen Rumänien einen wichtigen Schritt in Richtung der Weltmeisterschaft 2022 in Katar machen. Den ersten Auftritt in der Hansestadt haben die Nationalspieler allerdings verpatzt.
25 000 Zuschauer dürfen ins Volksparkstadion; 20 000 Karten sind bereits verkauft. Werbung in eigener Sache allerdings machten die Kicker am Montagabend bei der Ankunft am Hamburger Gastwerk-Hotel nicht. Erst ignorierten sie die wartenden Fans und dann wurden im Hotel auch noch die Fenster verklebt, damit niemand die Spieler aus großer Entfernung beim Essen beobachten konnte.
Thomas Müller zeigte sich bei der gestrigen Pressekonferenz zweigeteilt mit Blick auf die Corona-Regeln. Einerseits sei der Wunsch nach Fan-Nähe sehr groß, andererseits gebe es nach wie vor Einschränkungen. »Wir haben viele Auflagen, dürfen keine Bekannten oder Freunde im Hotel empfangen.« Es sei für alle Beteiligten schwierig, eine klare Vorgabe zu finden, so der Münchner.
Vorsprung: Vier Punkte
Er zeigte sich wieder in Redelaune und sprach von einem »kleinen positiven Aufschwung«, den die Mannschaft in die beiden anstehenden Qualifikationsspielen gegen Rumänien und am Montag (20.45 Uhr/RTL) gegen Nordmazedonien mitnehmen möchte. Nach sechs Spieltagen führt Deutschland die Qualifikationsgruppe J mit 15 Punkten an. Der Vorsprung auf die zweitplatzierten Armenier beträgt vier Punkte. Die nächste Etappe sei, sich »so schnell wie möglich für die WM zu qualifizieren«, sagte Müller. Die Rechnung ist recht einfach: Mit zwei weiteren Siegen könnte im Idealfall der Gruppensieg vorzeitig erreicht werden.
Die Stimmung im Team sei »relativ« entspannt, »Projektleiter« Flick habe eine »Supertruppe«. Ob Müller am Freitagabend in der »Supertruppe« auch spielen werde, gilt als offen, denn in der Offensive hat Flick ein Überangebot an Top-Spielern. »Es gibt nicht besser oder gleichgut, es gibt nur unterschiedliche Profile«, sagte der Münchner, der Flick seit 2009 in unterschiedlichen Rollen kennt. Dass ein Müller immer spielen möchte, sei keine Frage, aber: »Es darf keine Egospielchen geben, die den Aufschwung stören könnten.« Er selbst habe bei der drei gewonnenen Qualifikationsspielen Anfang September vor allem gegen Armenien (6:0) und Island (4:0) nicht nur die Ergebnisse als positiv vermerkt: »Da war auch ein klarer Aufschwung in unserer Spielweise zu erkennen.«
Neues Spielsystem funktioniert
Wenig später schob Antonio Rüdiger auch die Begründung nach: Das neue Spielsystem von Flick liege vielen Spielern. Hohes Pressing und klare Offensivaktionen, den Gegner nicht spielen lassen und zu Fehlern zwingen – das sei das richtige Rezept für diese Mannschaft, sagte Rüdiger. Dass dies unter Joachim Löw nicht gespielt wurde, sagte er nicht. Er selbst fühle sich in der Innenverteidigung an der Seite von Niklas Süle wohl. Spekulationen, wonach der Chelsea-Verteidiger in der nächsten Saison auch wegen Süle zu den Bayern wechseln könnte, wies der Ex-Stuttgarter zurück: »Meine Zukunft hängt nicht von Niki ab.«
Nun soll erst mal der nächste Schritt in der WM-Quali gemacht werden: »Wir wollen die Fans mit Offensivfußball begeistern«, sagte Rüdiger nach dem ersten Training, bei dem nur Kapitän Manuel Neuer gefehlt hatte. »Belastungssteuerung«, gab DFB-Sprecher Jens Grittner als Grund an. (GEA)