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Vergnügte Pflegestation

Offenbar genügt ein Trainerwechsel, um in einer Sackgasse die Auffahrt zur Autobahn zu finden. Das 2:1 über Hoffenheim ist der zweite Sieg unter Stöger

BVB-Jubel: Pierre-Emerick Aubameyang, Marcel Schmelzer und Julian Weigl. FOTO: EIBNER
BVB-Jubel: Pierre-Emerick Aubameyang, Marcel Schmelzer und Julian Weigl. FOTO: EIBNER
BVB-Jubel: Pierre-Emerick Aubameyang, Marcel Schmelzer und Julian Weigl. FOTO: EIBNER

DORTMUND. Ist Fußball wirklich so simpel? Genügt ein Trainerwechsel, um in einer Sackgasse die Auffahrt zur Autobahn zu finden? Kann es sein, dass Borussia Dortmund, das vor neun Tagen noch ziemlich erbärmlich gegen den Tabellenvorletzten Werder Bremen unterlag, plötzlich wieder Lust auf das DFB-Pokal-Achtelfinale am Mittwoch beim großen FC Bayern München verspürt und sich womöglich sogar Hoffnungen auf eine Überraschung macht? Ja, alles geht, weil im Fußball die Unberechenbarkeit Gesetz ist und der Kopf mitunter wichtiger als die teuren Füße sind. Unter dem neuen Coach Peter Stöger schaffte der BVB den zweiten Sieg binnen vier Tagen. Auf der Pflegestation der Bundesliga wird wieder gelacht.

Das 2:1 über 1899 Hoffenheim mit dem Lucky Punch von Christian Pulisic in der 90. Minute war fraglos schmeichelhaft. Darüber gab es auch im Dortmunder Lager keine zwei Meinungen. »Dieses Spiel muss man nicht unbedingt gewinnen«, sagte Stöger. Vielleicht erzwang der BVB an diesem Abend sein Glück. Trotz mäßiger Vorstellung blieb er beharrlich im festen Glauben an seine Siegchance. Genau das war der Unterschied zum von kollektiver Verunsicherung geprägten Fußball unter Peter Bosz. Mit Stöger ist in Dortmund ein Stück Selbstvertrauen zurückgekehrt. Und der Österreicher macht den Fans Hoffnung auf eine komplette Wende. »Wenn wir uns konsolidieren, wenn wir an ein paar Dingen arbeiten, werden wir im Frühjahr eine richtig gute Mannschaft sein«, sagte er.

»Es ist ärgerlich, die Dortmunder feiern zu sehen. Verdient hätten wir es eigentlich«

Das klingt nach Aufbruch und hört sich an, als wolle der kriselnde Branchenriese direkt einmal drei, vier Schritte zugleich machen. Der Kern der treuen Fans besang die Mannschaft nach dem Schlusspfiff am Samstag beseelt und euphorisch.

Aber Vorsicht, noch ist der BVB nicht wirklich wieder da. Er war auch nicht die bessere Mannschaft, sondern hatte einiges Glück, weil Hoffenheim mit guten Chancen sehr fahrlässig umging. »Es ist einfach ärgerlich, die Dortmunder feiern zu sehen, weil ich glaube, dass wir uns das heute verdient hatten«, ärgerte sich 1899-Coach Julian Nagelsmann nachvollziehbar und berechtigt.

Um den 30-Jährigen Erfolgstrainer ranken sich seit Monaten viele Gerüchte. Angeblich haben der FC Bayern und auch der BVB Interesse an seinen Diensten. Dietmar Hopp, Hoffenheims großzügiger Mäzen, schob den Dingen einen Riegel vor und teilte mit, dass es vor 2019 keine Freigabe für Nagelsmann gebe. Das ist ein gewichtiges Wort eines mächtigen Mannes, aber wohl kaum das letzte in dieser Angelegenheit. Im Fußball drehen sich Dinge mitunter in einem Tempo, das selbst die Formel 1 als ziemlich lahme Disziplin erscheinen lässt. Peter Stöger ist das beste Beispiel. In Köln hat er 14 Spiele benötigt, um drei Punkte zusammenzutragen. Beim BVB reichten im zwei für sechs.

Der Vertrag mit Pierre-Emerick Aubameyang scheint übrigens bereits vor einiger Zeit um ein Jahr bis 2021 verlängert worden zu sein. Michael Zorc bestätigte das unfreiwillig, öffentlich bekanntgegeben hatten die Dortmunder die erneute Vertragsverlängerung bisher jedenfalls noch nicht. (GEA)