STUTTGART. Er war eine Legende des Turnens. Acht Jahrzehnte seines Lebens widmete er seiner Sportart und entwickelte eindrucksvolle Kompetenzen in allen Alters- und Leistungsbereichen. Kurt Knirsch (Kirchentellinsfurt), gebürtig in Lindenberg im Allgäu, war als Turner württembergischer Meister und Nationalmannschaftsmitglied. Nach seiner aktiven Karriere übertrug er seine Begeisterung für den Sport und das Turnen auf Kinder und Jugendliche wie auch auf Spitzenturner. Diese Begeisterung ließ ihn bis zum 88. Lebensjahr nicht los. Er war Trainer, Wissenschaftler, Hochschullehrer, Autor und Funktionär.
Ab 1970 war er Kunstturnwart im Schwäbischen Turnerbund, ab 1976 Vizepräsident Spitzensport und dabei für die Entwicklung der Talentförderung zuständig. Nach seinem Studium an der Sporthochschule in Köln kam er an das Sportinstitut der Uni Tübingen und prägte Generationen von Lehrern, Studenten, Kindern und Jugendlichen, als Ideengeber, Dozent und Buchautor. Neben der Alpinen Skiausbildung war sein Spezialgebiet die biomechanische Analyse nahezu aller Bewegungsabläufe mit Hilfe seiner »Strichmännchen«-Zeichnungen. Seine Lehrbücher wurden selbst ins Chinesische und Hebräische übersetzt. Mit seinen Trainerlehrgängen in aller Welt verschaffte sich Knirsch auch internationale Anerkennung.
Bei den Turn-Weltmeisterschaften 1989 in Stuttgart organisierte er ein weltweit beachtetes Trainer-Symposium. Ende der achtziger Jahre war Knirsch maßgeblich an der Gründung der Kindersportschulen (KISS) beteiligt, von denen es heute bundesweit rund hundert gibt. Er war Motor und Initiator neuer Entwicklungen.
Noch mit 88 Jahren im Training
Außergewöhnlich engagiert, hoch geschätzt als Experte, blieb Kurt Knirsch seiner Lebensaufgabe Turnen verbunden. Noch bis zum 88. Lebensjahr stand er in der Sporthalle in Kirchentellinsfurt und trainierte dort eine Jungengruppe. Am Donnerstag letzte Woche verstarb Knirsch im Alter von 92 Jahren nach einem häuslichen Sturz. Das Publikum beim DTB-Pokal ehrte ihn am vergangenen Wochenende mit einer Schweigeminute. Kurt Knirsch wird als »Turnvater« in Erinnerung bleiben. (GEA)