Wolfsburg (dpa) - Keine Weihnachtslieder, stattdessen Stille und Trauer nach dem Abpfiff: Der tragische Tod eines Schalker Fans hat das 1:1 (0:0) zwischen dem VfL Wolfsburg und den Gelsenkirchenern am 16. Spieltag der Fußball-Bundesliga überschattet.
Der Anhänger starb am Mittwoch auf dem Weg zum Stadion. Aus Respekt und Anteilnahme verzichteten beide Fanlager daher in der zweiten Hälfte auf die Unterstützung ihrer Mannschaften.
»Dann spielt Fußball keine Rolle mehr, dann ist es absolut verständlich, dass die Fans an ihn denken«, sagte VfL-Torhüter Koen Casteels. Ex-Profi Sascha Riether, bei Schalke der Koordinator Lizenzbereich, sagte im TV-Sender Sky: »Es ist ein trauriger Tag für uns, ein Mensch ist gestorben.« Auf das Spiel mochte Riether kurz nach dem Abpfiff nicht eingehen.
Dort hatte der VfL Wolfsburg zuvor erneut Comeback-Qualitäten bewiesen. Kevin Mbabu sicherte den Niedersachsen mit seinem Tor in der 82. Minute in einem packenden Bundesliga-Duell das verdiente Unentschieden. »Die Leistung war sehr, sehr gut. Nach dieser Leistung kann man nicht zufrieden sein mit einem Punkt«, stellte Casteels fest.
Vor 24.651 Zuschauern nutzten vor allem die Wolfsburger, die durch Ozan Kabak in der 51. Minute in Rückstand geraten waren, zahlreiche Chancen zunächst nicht. Schalkes Ersatztorwart Markus Schubert, der den nach dessen Kung-Fu-Foul rotgesperrten Stammkeeper Alexander Nübel vertrat, brachte die Gastgeber in seinem erst zweiten Spiel in der Fußball-Bundesliga mit starken Paraden erst zur Verzweiflung und patzte dann beim Ausgleich.
Drei Tage nach dem kraftraubenden Schalker Sieg in Unterzahl gegen Eintracht Frankfurt und dem nicht minder anstrengenden Last-Minute-Erfolg des VfL gegen Borussia Mönchengladbach merkte man beiden Teams keine Müdigkeit an. Schon nach 48 Sekunden hatte Wolfsburgs Top-Torjäger Wout Weghorst die Chance zur Führung, brachte jedoch aus kurzer Distanz nicht genug Wucht hinter seinen Kopfball.
Maximilian Arnold (3./33.), John Anthony Brooks (13./20.) und Marcel Tisserand (34.) hatten weitere Gelegenheiten für den VfL, der in Sachen Einsatzbereitschaft und Offensivdrang nahtlos an den 2:1-Sieg gegen Gladbach anknüpfte. Einzig die Präzision im Abschluss fehlte, oder Schubert war mit starken Reflexen zur Stelle.
Trotz der Power der Wolfsburger, die sich ein Übergewicht erspielten, versteckten sich die Gäste nicht. Bei Ballgewinnen suchte das Team von Coach David Wagner stets den schnellen Weg nach vorne und kam seinerseits zu Tormöglichkeiten. Zweimal Guido Burgstaller (6./19.) und Fabian Reese (16.) im runderneuerten Schalke-Sturm ließen teils beste Chancen jedoch ungenutzt. Das 0:0 zur Halbzeit gab den Spielverlauf keinesfalls wieder - zumal Wolfsburgs Joao Victor kurz vor der Pause Pech mit einem Pfostenschuss hatte und kurz darauf frei vor Schubert verzog.
Das rächte sich kurz nach Wiederanpfiff. Nach einer Ecke und Gewühl kurz vor dem Wolfsburger Tor stocherte Kabak den Ball über die Linie. Burgstaller hätte die Führung ausbauen können, schoss vom Fünfmeterraum aus aber über das Tor (59.). Wolfsburg kam kaum noch an sein spielerisches Niveau aus dem ersten Durchgang heran. So mussten die Schalker helfen: Schubert leistete sich nach einer Ecke eine Unaufmerksamkeit - und Mbabu nutzte diese zum Ausgleich.