ALTENBERG. Mit einem Urschrei quittierte Tina Hermann ihren Titel-Hattrick, Jacqueline Lölling verharrte sekundenlang im Zielauslauf mit dem Blick nach unten auf ihrem Schlitten.
Die 28 Jahre alte Skeletonpilotin Hermann fing in Altenberg mit einem starken Finallauf die in Führung liegende Lölling noch mit elf Hundertstelsekunden Vorsprung ab und holte somit ihr insgesamt viertes WM-Einzel-Gold seit 2016. In dieser Goldspur fuhr auch Christopher Grotheer, der seinen Titel-Coup vom Vorjahr wiederholte: »Jawoll« brüllte der 28-Jährige heraus. Mit zwei Laufbestzeiten raste er noch am führenden Russen Alexander Tretjakow vorbei.
»Ich war nervös vor dem ersten Lauf heute, denn gestern war der Auftakt eine Katastrophe. Ich bin froh, dass es so gut gelaufen ist«, sagte Hermann, die anders als ihre Teamkolleginnen weiter von Ex-Bundestrainer Dirk Matschenz betreut wird.
Lölling verpasst WM-Gold
Die Olympia-Zweite Lölling verpasste hingegen ihr zweites WM-Gold nach 2017. Dabei hatte sie zur Halbzeit 0,24 Hundertstelsekunden Vorsprung auf Hermann. »Wenn man auf dem Goldrang schläft, will das niemand mehr abgeben. Ich wusste im Ziel schon, dass es nicht reicht«, sagte Lölling und fügte an: »Es ist schon bitter.« Solide Läufe allein reichen nicht, denn Lölling fuhr viermal jeweils die zweitbeste Zeit, während Hermann nach dem verkorksten Auftaktlauf mit Rang elf (»Da wollte ich schon abreisen«) drei Bestzeiten hinlegte.
Die Russin Jelena Nikitina patzte im dritten Lauf extrem in der Omega-Kurve und rettete Bronze mit zwei Hundertstelsekunden ins Ziel. Denn Sophia Griebel kam zeitgleich mit der Russin Alina Tararischenkowa auf Platz vier. Junioren-Weltmeisterin Hannah Neise wurde bei ihrem WM-Debüt Siebte. »Ich habe zweimal die drittbeste Laufzeit erreicht, das ist unglaublich«, sagte Neise.
Noch erstaunlicher ist der erneute Coup von Grotheer, der in diesem Winter zuvor kein Rennen gewonnen hatte. Platz drei war sein bestes Ergebnis. Immer wieder haderte er mit seinem Material, wechselte kurz vor der WM auf seinen alten Schlitten zurück. »Ich wusste, ich muss attackieren, denn alles andere geht in die Hose«, sagte Grotheer. Alexander Gassner wurde wie im Vorjahr Dritter. »Ich hatte schon gezweifelt, aber jetzt bin ich happy«, sagte Gassner und meinte mit Blick auf den Vierten Felix Keisinger: »Es ist für ihn schade, ihn vom Podium zu schubsen, doch er ist noch jung, bekommt noch viele Chancen.« (dpa)