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Spott nach HSV-Blamage: »Haben auf die Fresse gekriegt«

Riesig die Euphorie, brutal der Absturz. Nach dem 0:3 gegen Holstein Kiel herrscht wieder einmal Katzenjammer beim HSV. Das hatte sich der Ex-Dino ganz anders vorgestellt.

Böse Niederlage
Hamburgs Spieler gehen nach den 0:3-Niederlage gegen Holstein Kiel niedergeschlagen vom Platz. Foto: Daniel Bockwoldt
Hamburgs Spieler gehen nach den 0:3-Niederlage gegen Holstein Kiel niedergeschlagen vom Platz. Foto: Daniel Bockwoldt

Hamburg (dpa) - Ein denkwürdiges Fiasko bei seiner Premiere in der 2. Bundesliga hat den großen Aufstiegsfavoriten Hamburger SV früh zum Gespött in Fußball-Deutschland gemacht.

Das 0:3-Heimdebakel gegen Holstein Kiel am Freitagabend erstickt die zuvor schier grenzenlose Euphorie in der Hansestadt. »Das war desaströs, eine Katastrophe«, gestand Kapitän Lewis Holtby. »Wir haben auf die Fresse gekriegt.« Ursprünglich wollte der Bundesliga-Absteiger gegen den Nachbarn aus Schleswig-Holstein den ersten Schritt auf dem Rückmarsch in die Erstklassigkeit tun und der Konkurrenz unmissverständlich bedeuten: Vorsicht, hier kommt der HSV! Nach der Blamage ist der Respekt vor dem Dino a.D. erst mal weg.

Im sozialen Netz herrschte Schadenfreude. »Es ist schön, dass man sich in Zeiten wie diesen trotzdem auf gewisse Sachen verlassen kann«, twitterte ein Fußballfan in Anspielung auf die Rolle des HSV in den vergangenen Jahren und wurde von einem anderen User bestätigt: »Der HSV kann eben nur gegen den Abstieg spielen.« Es wurde auch Trost gespendet: »Im Keller ist es wenigstens kühl.«

Vor Spielbeginn hatten die Fans in dem mit 57 000 Zuschauern ausverkauften Volksparkstadion ein Riesenbanner über beinahe die gesamte Nordtribüne ausgerollt. »Dies ist die Geschichte eines Vereins, der fällt… Aber wichtig ist nicht der Fall, sondern die Landung. Auf geht’s, HSV!«, stand da als Mahnung, aber auch als optimistischer Ausblick. Nach dem 0:3 (Tore: Jonas Meffert, David Kinsombi, Mathias Honsak) hatte die meisten Zuschauer lähmendes Entsetzen ergriffen.

HSV-Trainer Christian Titz warnte am Tag darauf vor Aktionismus. »Wir werden jetzt nicht alles über den Haufen werfen und alles in Zweifel ziehen«, sagte der 47 Jahre alte Coach. »Wir waren nicht überheblich. Aber gestern war ein Tag, der dann auch mal gegen dich läuft.« Nun wolle das Team die Sache am nächsten Sonntag beim SV Sandhausen geradebiegen. Derweil schaltete sich Ex-Präsident Jürgen Hunke in die Diskussion um den Verein ein. Er beklagte im Gespräch mit Sport1, »beim HSV fehlen weiter die Leidenschaft und der Wille«. Trainer Titz sei »ein netter Kerl, aber nur mit nettem Worten reißt man nichts im Profifußball. Er macht viel zu viele Interviews«, meinte der 75 Jahre alte Ex-Präsident.

Den HSV-Kickern, die in Testspielen zuvor deutlich bessere Leistungen abgeliefert hatten, schien am Freitagabend die WM-würdige Kulisse Selbstvertrauen zu rauben statt zu geben. So unsicher hatten man den schottischen Innenverteidiger David Bates noch nicht gesehen. Weder Wirbelwind Tatsuya Ito noch Holtby, der pfeilschnelle Khaled Narey oder Linksverteidiger Douglas Santos konnten ihr Vermögen abrufen. »Das tut uns brutal weh, nachdem wir zuvor so ein gutes Gefühl hatten«, meinte HSV-Sportchef Ralf Becker, der noch bis Ende Juni in Diensten des Rivalen aus Kiel gestanden hatte.

»Wir müssen uns jetzt aber nicht verstecken, wir müssen das analysieren und das in der nächsten Woche besser machen«, meinte Becker und schaute ein wenig neidisch auf seinen Ex-Club. »Wir haben 0:3 verloren, das ist sehr bitter. Aber wir haben noch 33 Spiele vor uns.« Der letzte Bundesliga-Absteiger der mit einer Niederlage startete und trotzdem die Rückkehr schaffte war der SC Freiburg in der Saison 2015/2016. Davor gelang dies Pokalsieger Eintracht Frankfurt in der Saison 2011/2012.

Spiritus Rector des Holstein-Sieges war Spielmacher Jae-Song Lee. Der 25 Jahre alte südkoreanische WM-Teilnehmer, der in Russland auch gegen Deutschland 90 Minuten spielte, war der überragende Mann auf dem Platz. Und jeden Cent seiner Ablöse wert. Die soll sich zwischen 900 000 und 1,5 Millionen Euro bewegen. »Bei Lee haben wir gut gearbeitet«, meinte Trainer Tim Walter über den Mittelfeldstrategen, der nur eine Woche nach seiner Verpflichtung auftrumpfte, als würde er schon ewig das Holstein-Trikot tragen. »Das habe ich ihm zugetraut, denn Lee spielt in einer anderen Klasse.« Den Mann hätte der HSV gern.

Kader HSV

Spielplan HSV

Kader Holstein Kiel

Spielplan Holstein Kiel

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