SEMMERING. Einzig die Lautstärke am Zauberberg konnte Mikaela Shiffrin auf dem Weg zu ihrem nächsten großen Rekord stoppen - allerdings auch nur beinahe.
»Ich hätte fast meinen Start verpasst, unglücklich«, berichtete die beste Skirennfahrerin der Welt vom überhörten Startsignal. Davon unbeeindruckt raste sie in Semmering dennoch zu ihrem 15. Weltcup-Sieg in diesem Jahr - so viele in einem Jahr hat noch niemand vor ihr geschafft. »Das ist unglaublich und es war ein großer Kampf heute«, sagte Shiffrin in Österreich, nachdem sie Petra Vlhova aus der Slowakei um 0,29 Sekunden geschlagen hatte. Dritte wurde Wendy Holdener aus der Schweiz.
Für Shiffrin endete mit dem 51. Weltcup-Sieg ihrer Karriere ein Jahr, das selbst für die 23-Jährige »unglaublich war, und das meine ich genau so«. Nach dem zweiten Olympiasieg in Südkorea im Februar und dem zweiten Gesamtweltcupsieg in Serie März zementierte die dreimalige Weltmeisterin ihren Status als absolute Nummer eins bei den Skirennfahrerinnen in dieser WM-Saison bislang eindrucksvoll.
Elf der zwölf vergangenen Slalom-Rennen hat die junge Frau nun gewonnen, insgesamt steht sie bei 36 Siegen in ihrer Kerndisziplin. Damit übernahm sie alleine den Rekord von ihrem Kindheitsidol Marlies Schild, die inzwischen verheiratet ist und Raich heißt. »Sie ist mein größtes Idol neben Bode Miller. Als ich jung war wollte ich die beste Skifahrerin der Welt werden. Ich habe immer Marlies beobachtet«, sagte Shiffrin und ergänzte mit feuchten Augen im ORF: »Ich habe den Rekord gebrochen, aber für mich hat sie diesen Rekord für immer.«
Dennoch: Eine derart dominante Skirennfahrerin in ihrem jungen Alter gab es noch nie. Lindsey Vonn, die derzeit bei 82 Siegen steht und in diesem Winter noch den Rekord von Ingemar Stenmark mit 86 Erfolgen überbieten will, brauchte für ihre ersten 50 Weltcupsiege mehr als sieben Jahre - und war bei Nummer 50 bereits 27 Jahre alt. Shiffrin dagegen knackte die 50 vor Weihnachten mit nur 23 Jahren.
In 144 Weltcup-Rennen raste Shiffrin zu unfassbaren 71 Podestplätzen und 51 Siegen. Die Wahrscheinlichkeit, dass sie einen Wettkampf unter den besten drei beendet, liegt bei 49,3 Prozent. Mehr als ein Drittel ihrer Rennen gewinnt Shiffrin. Sogar die Punktebestmarke der Slowenin Tina Maze aus der Saison 2013 mit 2414 Zählern scheint nicht mehr völlig ausgeschlossen - auch wenn Shiffrin das nicht so sieht. »Das ist kein Ziel und ich glaube nicht, dass ich das schaffen kann. Sie hatte da eine unfassbare Saison und war in fast jedem Rennen am Start«, sagte sie. Ins Jahr 2019 geht Shiffrin dennoch mit bereits 1034 Punkten und einem Vorsprung von 466 Zählern auf Rang zwei.
Beste Deutsche auf dem Zauberberg war überraschend die 21 Jahre alte Jessica Hilzinger. Sie kam auf Platz 22 und sammelte zum erst vierten Mal in ihrer Karriere Weltcup-Punkte. Lena Dürr kam auf Platz 24 und verpasste damit wohl die Qualifikation für das City Event am Neujahrstag in Oslo. Als 17. der Slalom-Wertung muss Dürr darauf hoffen, dass genug vor ihr platzierte Fahrerinnen auf einen Start in Norwegen verzichten. Christina Geiger schied nach Rang sieben im ersten Lauf aus und muss weiter auf die WM-Qualifikation warten. (dpa)