TÜBINGEN. Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm bei Lucas Schiebelhut. Vater Norbert ist den älteren Basketball-Fans bestimmt noch ein Begriff. Der heute 52-Jährige spielte einst in der ersten und zweiten Bundesliga – unter anderem für den Vorgängerverein des aktuellen Titel-Aspiranten Alba Berlin, DTV Charlottenburg. Er hatte zuvor diverse Jugend-Nationalteams durchlaufen. Nach seiner Sportler-Karriere wanderte Schiebelhut 1998 auf die Ballearen-Insel Mallorca aus, wo er erfolgreich eine berufliche Karriere als Unternehmensberater startete.
Sein älterer Sohn Lucas wird nun in das Heimatland des Vaters zurückkehren und sich dort ebenfalls dem Basketball widmen. In Tübingen will er parallel dazu an der Geschwister-Scholl-Schule ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) absolvieren. Das Talent hat der 17-Jährige von seinem Vater geerbt. »Man sieht, dass er die klassische spanische Basketballschule durchlaufen hat. Er hat ein großes Spielverständnis, ist gut in der Verteidigung und kann sehr gute Pässe spielen«, hebt Manu Pasios von den Tigers die Vorzüge des Zugangs hervor. »An seinem Wurf muss er noch arbeiten. Er wird unserem gesamten Programm aber auf jeden Fall gut tun«, erläutert der hauptamtliche Tübinger Jugend-Trainer.
Schiebelhut soll in der neuen Saison ein wichtiger Eckpfeiler in der Regionalliga-Mannschaft des SV 03 Tigers Tübingen sowie im NBBL-Team der Young Tigers werden. Dazu ist geplant, dass er auch das Training der Zweitliga-Mannschaft unterstützt. Der Kontakt nach Tübingen kam über SV 03-Geschäftsstellenleiterin Michaela Steck zustande.
Deutscher und spanischer Pass
Schiebelhut ist sowohl im Besitz des deutschen als auch des spanischen Passes. In seiner Kindheit war er mit Feuereifer noch in allen drei großen spanischen Nationalsportarten – Basketball, Fußball und Tennis – unterwegs. Letztendlich entschied sich der heute bereits 1,93 Meter große Schlaks dann für den Basketball. Und das mit Erfolg. In der U 14 und U 16 spielte der Teenager für die Balearen-Auswahl, mit der er an der spanischen Meisterschaft teilnahm. 2017 wurde er schließlich zu einem Lehrgang der spanischen U 15-Nationalmannschaft eingeladen.
Für den finalen Kader zur Junioren-Europameisterschaft hat es aufgrund der sehr großen Konkurrenz im Jahrgang 2002 nicht gereicht, Angebote von Vereinen aus der ersten spanischen Liga (ACB) flatterten aber trotzdem ins Haus.
Diese lehnte Lucas Schiebelhut jedoch allesamt ab. Er blieb bei der Familie auf Mallorca und spielte bei seinem Heimatverein CB Bahía San Agustín. Mit der U 18-Mannschaft gewann er die Balearen-Meisterschaft und qualifizierte sich für die spanische Meisterschaft. Sein bestes Spiel absolvierte der Youngster gegen Valladolid mit 18 Punkten, zehn Rebounds, acht Steals und vier Assists – aufgrund seiner starken Vorstellung reichte es zum Sieg. Diese Leistung wurde dann sogar mit einer Twitter-Nachricht des spanischen Basketballverbandes gewürdigt. Und noch am selben Tag kamen wieder Anrufe von Spielervermittlern.
Norbert Schiebelhut hat seit jeher ein scharfes Auge auf die Entwicklung seines Sprösslings. In diesem Monat macht der Sohnemann sein spanisches Abitur im gewohnten Umfeld von Familie und Freunden. Im Sommer will er gezielt an seiner Fitness arbeiten, um im August in einem guten körperlichen Zustand nach Tübingen zu kommen. »Für mich ist dies die beste Möglichkeit, damit sich Lucas sportlich, menschlich und auch sprachlich weiterentwickeln kann«, erläuterte Vater Norbert Schiebelhut, der mit der Familie vor der Coronakrise bereits zu Gesprächen in Tübingen war und sich einen ersten Eindruck verschaffte.
Nach dem FSJ möchte Lucas Schiebelhut in Deutschland, Spanien oder in den USA ein Studium mit der Fach-Richtung Wirtschaftsingenieurswesen oder Betriebs-/Volkswirtschaftslehre aufnehmen. Zunächst aber geht es von der beliebtesten deutschen Urlaubsinsel zum Basketballspielen nach Tübingen. (GEA)