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Schelte für Schiris und Mannschaft des VfB Stuttgart

DFB bezeichnet Elfmeter »regeltechnisch in Ordnung«, macht aber Fehler bei Anwendung des VAR aus. Sportdirektor Mislintat kritisiert Entscheidung als »Skandal«

Nahm nach der Niederlage seines VfB kein Blatt vor den Mund: Sportdirektor Sven Mislintat.  FOTO: EIBNER
Nahm nach der Niederlage seines VfB kein Blatt vor den Mund: Sportdirektor Sven Mislintat. FOTO: EIBNER
Nahm nach der Niederlage seines VfB kein Blatt vor den Mund: Sportdirektor Sven Mislintat. FOTO: EIBNER

STUTTGART. Erst wetterte Sven Mislintat im Zusammenhang mit unzähligen rüden Aktionen der Wehener gegen seinen rechten Außenstürmer Silas Wamangituka mit der Frage »Ist der Freiwild?« gegen die Schiedsrichter. Dann platzte dem Sportdirektor des Fußball-Zweitligisten VfB Stuttgart am Sonntagnachmittag komplett die Hutschnur. »Das ist komplette Verarsche«, fühlte er sich und sein Team um ein Unentschieden betrogen.

Es war die Entscheidung der Unparteiischen in der der Nachspielzeit, die Mislintat so dermaßen in Rage brachte. Nach einem Zweikampf zwischen Stuttgarts Hamadi Al Ghaddioui und Paterson Chato entschied Schiedsrichter Sascha Stegemann nach langer Rücksprache auf Handelfmeter, den Wiesbadens Phillip Tietz in der 97. Spielminute mit der letzten Aktion der Partie zum 2:1 (0:0)-Siegtreffer für das Kellerkind verwandelte.

»Wenn im Luftkampf, wo die beiden Spieler zum Ball gehen, der Ball von zehn Zentimetern an die Hand springt, dann ist das kein Handspiel«, meinte der weitgehend blass gebliebene VfB-Angreifer Mario Gomez, der in der 58. Minute für Al Ghaddioui ausgewechselt worden war, nach dem Schlusspfiff. Am Tag nach der bitteren Pleite im Aufstiegsrennen sprach Mislintat – immer noch gewaltig aufgewühlt – im Zusammenhang mit der Entscheidung gar von einem »Skandal«.

Der DFB stufte die Elfmeter-Entscheidung als »regeltechnisch in Ordnung« ein, erkannte aber Fehler bei der Anwendung des Videobeweises. Robert Kampkas Empfehlung aus dem Kölner Videokeller an Stegemann, sich die Szene anzuschauen, erachte man als »nicht angebracht«, da es sich zuvor um keine klare Fehleinschätzung gehandelt habe. In der Stille der Brita-Arena war das Gespräch der Referees beim Sichten der Szene zu hören: »Ich erkenne nicht, ob der Ball an der Hand war oder nicht«, sagte Stegemann und: »Robert, ist der Ball an der Hand von dem Al Ghaddioui? Da hast du einen klaren Beweis für? Okay, dann ist Hintertor hoch für mich die entscheidende Perspektive, um zu sagen: Das ist ein Handspiel«.

Mislintat sah sich und seinen VfB durch das Sanktionieren des vermeintlichen Vergehens ganz klar benachteiligt. »Diese Situation während des Spiels überhaupt herauszuholen und zu bewerten, ist für uns nicht nachvollziehbar«, sagte der 47-Jährige, sprach sogar von »extremer Willkür« und regte dabei die wohl x-te Grundsatzdebatte seit dem Einführen des Video Assistant Referee an. Wenn der VAR auf diese Weise aktiv werde, »muss man die Anwendung neu diskutieren«.

Dass die Mannschaft von Pellegrino Matarazzo beim Aufsteiger leer ausging, gab in Mislintats Analyse vor allem aber auch Anlass zur Selbstkritik. »Es liegt zuallererst an uns, dass wir nicht gepunktet haben«, meinte der Sportdirektor. Es sei nun nicht angebracht, öffentlich populistische Phrasen zu dreschen. Higegen sei es notwendig, »deutlich nach innen zu analysieren«. Bei einem Gespräch mit den Spielern wurden diese denn auch in die Pflicht genommen. Mislintat: »Es geht insgesamt darum, dass wir widerstandsfähiger sein müssen und dass die Mannschaft sich in schwierigen Situationen gegenseitig besser unterstützen muss.«

Mehrere Großchancen zu Beginn des Spiels wurden wieder mal nicht genutzt. Und danach verfiel der VfB in alte Muster. »Uns hat die Aggressivität im Spiel nach vorne gefehlt«, kreidete Mislintat seinem Team an und verkündete: »An diesen Themen werden wir in den kommenden Tagen arbeiten.« Coach Matarazzo fehlte die mannschaftliche Geschlossenheit. Seine Analyse: »Wir müssen zusammenwachsen. Wir verlieren zu schnell den Faden. Uns fehlt die Widerstandsfähigkeit und Gegenwehr.« Und Gomez stellte selbstkritisch klar: »Dass es überhaupt so weit kommt in der 97., ist unsere Schuld und nicht die des Schiedsrichters.« (GEA)