Gelsenkirchen (dpa) - Es gab zwar keinen Sieger, aber dennoch jede Menge Applaus. Sowohl die Schalker als auch die Freiburger Profis ließen sich nach dem 2:2 (1:0) von ihren zufriedenen Fans feiern.
Schließlich gehörten beide Teams auch ohne einen Erfolg im letzten Spiel vor der Winterpause zu den Gewinnern der Hinrunde. »Wir werden einen Teufel tun, uns selbst ein Limit zu setzen. Diese Vorrunde hat uns allen Hunger auf mehr gemacht«, kommentierte Schalke-Coach David Wagner mit Bezug auf die vielen Personalprobleme in den vergangenen Wochen.
So konnten es die stark ersatzgeschwächten Schalker verschmerzen, das Weihnachtsfest als Tabellen-Fünfter nicht auf einem Champions-League-Platz feiern zu können. Immerhin steht das Team mit 30 Zählern so gut da, wie in der Vizemeister-Saison 2017/18. Das schürt den Glauben an die Rückkehr in das internationale Geschäft. Doch ein wenig trauerte Wagner dann doch der vergebenen Chance nach, in der Tabellen noch am Erzrivalen aus Dortmund vorbeizuziehen. Als ärgerlich empfand der Fußball-Lehrer vor allem, dass beide Gegentreffer durch Foulelfmeter fielen: »Es ist nicht immer Walt Disney, dass du immer das bekommst, was du verdienst.«
Zwar brillierte der Revierclub auch gegen Freiburg in spielerischer Hinsicht nur selten, zeigte aber einmal mehr jede Menge Moral und Einsatz. Selbst die beiden Elfmetertore durch Nils Petersen (54.) und Vincenzo Grifo (67.) nach dem Führungstreffer von Suat Serdar (27.) hinterließen bedingt Wirkung. Der vom zehn Minuten zuvor eingewechselten Ahmed Kutucu (80.) erzielte Ausgleich war Lohn für eine engagierte Schlussphase.
Doch auch die Freiburger hatten allen Grund zur Zufriedenheit, obwohl sie ihren Platz in den Top sechs erstmals in dieser Saison verloren. Nach zuletzt zwei Niederlagen bei Hertha BSC (0:1) und gegen den FC Bayern (1:3) gelang immerhin ein Achtungserfolg. »Wir wollten vor Weihnachten noch mal alles raushauen. Das ist uns gelungen«, befand Torschütze Grifo, der im ersten Sky-Interview von einem »sehr, sehr guten Fazit« sprach. Ähnlich sah es Trainer Christian Streich: »Es hat uns wahnsinnig genervt, dass wir gegen die Bayern verloren haben. Jetzt bin ich einfach froh, dass wir alles reingeworfen haben gegen sehr starke und strukturierte Schalker.«
Dass Grifo seinen Elfmeter vor der lauten Schalker Nordkurve eiskalt in die Tormitte chippte, spricht für das in den vergangenen Wochen gewachsene Selbstvertrauen der Freiburger. Besonders groß war die Freude beim zweiten Torschützen der Gäste. Mit seinem 83. Pflichtspieltor zog Petersen mit Bundestrainer Joachim Löw als SC-Rekordschütze gleich. »Wenn man Geschichte schreibt, macht einen das schon stolz«, kommentierte der Angreifer seinen Treffer zum zwischenzeitlichen 1:1.
Für nachdenkliche Stimmung sorgte das Gedenken an den beim vergangenen Spiel in Wolfsburg gestorbenen Schalke-Fans. Die Stille in den ersten vier Minuten der Partie ging allen Beteiligten nahe. Zudem war auf der Nordkurve des Stadions ein großes Spruchband mit der Aufschrift »Wir waren mehr als Freunde, wir waren wie Brüder - viele Jahre sangen wir die gleichen Lieder« zu sehen. »Toll, was am Anfang passiert ist. Ich habe noch nie in dieser Gegend gelebt, aber es ist etwas Besonderes hier. Da merkt man einfach«, kommentierte Streich sichtlich bewegt.