London (dpa) - Nach den rassistischen Beleidigungen gegen Chelsea-Profi Antonio Rüdiger hat die britische Regierung die Zusammenarbeit mit dem englischen Fußballverband und der Premier League angekündigt.
»Natürlich müssen die Fußballverbände mehr tun, um dieses Problem zu lösen. Wir sind entschlossen, mit ihnen zusammenzuarbeiten und es aus der Welt zu schaffen«, sagte ein Sprecher von Premierminister Boris Johnson.
»Rassismus ist in allen Lebensbereichen völlig inakzeptabel«, teilte Innenministerin Priti Patel in London mit. »Der Fußball ist da keine Ausnahme.« Bei solchen Taten könnte eine Freiheitsstrafe von sechs Monaten und ein zehnjähriges Stadionverbot drohen. Der deutsche Nationalspieler war beim 2:0-Erfolg des FC Chelsea bei Tottenham Hotspur mehrfach von Spurs-Fans rassistisch beleidigt worden.
Zuvor hatte die Vereinigung der englischen Profi-Fußballer (PFA) die Regierung aufgefordert, das Problem Rassismus im Fußball zu untersuchen und Lösungen herbeizuführen. »Die PFA fordert eine Untersuchung der Regierung zu Rassismus und der Zunahme von Hassverbrechen im Fußball sowie sofortige und dringende Maßnahmen einer Allparteiengruppe im Ministerium für Kultur, Medien und Sport, um dieses dringende Problem anzugehen«, schrieb die PFA auf ihrer Internetseite. Nach Angaben des für Gleichstellungsfragen beim Verband zuständigen Coachs Iffy Onuora nimmt der Rassismus seit dem Brexit-Referendum zu. Es sei zu einem Bruch gekommen, sagte er dem Sender BBC. Die Sprache einiger Politiker verschärfe das Problem.
Bereits im Vorjahr hatten einige Profis die Verantwortlichen der Premier League und des englischen Fußballverbandes FA aufgefordert, Maßnahmen in den Stadien gegen den kontinuierlichen Rassismus zu ergreifen. Nach den Beleidigungen gegen Rüdiger gab es bisher keine Stellungnahmen der Liga und der FA. Die FA hatte nach rassistischen Vorfällen beim EM-Qualifikationsspiel der Nationalmannschaft in Bulgarien im Oktober Konsequenzen von der Europäischen Fußball-Union UEFA gefordert.
»Ich hoffe wirklich, dass die Täter bald gefunden und bestraft werden«, teilte Rüdiger über Twitter mit. Der 26-Jährige bedankte sich für den Zuspruch vieler Tottenham-Fans und hofft auf die Ermittlung »der einzelnen Idioten« über die zahlreichen Fernseh- und Sicherheitskameras im Stadion. »Wenn nicht, dann muss es im Stadion Zeugen gegeben haben, die den Vorfall gesehen und gehört haben.«
Tottenham kündigte bereits am Sonntagabend Untersuchungen an. »Jede Form von Rassismus ist völlig inakzeptabel und wird in unserem Stadion nicht toleriert«, schreibt der Verein auf seiner Internetseite. Als Maßnahmen kündigte der Club Stadionverbote an. Tottenham ist eigentlich bekannt für seine jüdische Identität. Eine Flagge Israels ist im Stadion bei den Heimspielen immer zu sehen. Chelsea-Fans hatten im letzten Jahr mit rassistischen Beschimpfungen gegen Stürmer Raheem Sterling von Manchester City für Empörung gesorgt.