Würzburg (dpa) - Verbesserungspotenzial erkennt Felix Magath gleich bei seiner Rückkehr auf die Fußball-Bühne. Der ehemalige Meistertrainer des FC Bayern München muss bei seiner Vorstellung als Boss von Flyeralarm Global Soccer auf seinen geliebten Tee verzichten.
»Ich fühle mich ein bisschen hilflos ohne meine Tasse, ohne meinen Teebeutel, den ich dann auswringen kann«, sagte Magath amüsiert. Das sei der erste Hinweis, führte der Vize-Weltmeister von 1982 und 1986 bestens gelaunt aus, »dass sich was ändern soll«.
Magath ist ganz oben angekommen - zumindest logistisch. Von der siebten Etage der Firmenzentrale der Onlinedruckerei aus hat der 66-Jährige einen herrlichen Blick auf die Würzburger Weinberge. Und der sportliche Faktor? Naja. Die Würzburger Kickers sind ein solider Drittligist, der FC Admira Wacker Mödling kämpft in Österreichs Eliteliga um den Klassenerhalt. Beide Vereine werden von Flyeralarm gehörig alimentiert. Außerdem ist die Firma Namenssponsor der deutschen Frauen-Bundesliga. Nun ist Magath am Zug.
»Ich stehe hier, um sportlich vorwärts zu kommen«, sagte er. »Ich will Fußballvereine entwickeln.« Magath möchte sich dabei auch gegen den Zeitgeist stemmen. »Es wird nur noch Taktik in den Vordergrund gestellt«, meinte der gebürtige Aschaffenburger, der seinen Lebensmittelpunkt in München behält. »Ich will zurück zu den Wurzeln, ich will den Fußball wieder in den Vordergrund stellen.« Seine Worte klingen ziemlich romantisch.
Magath, der während seiner Trainer-Karriere den Beinamen »Quälix« für seine fordernde Trainingsarbeit verpasst bekam, will den Menschen, also den Spieler, in den Fokus rücken. Man wolle »fleißiger« sein als die anderen, »etwas mehr tun« als die anderen, und »wir versuchen, professioneller zu werden«.
Magath bezeichnete sich aufgrund seines Erfahrungsschatzes und Wissens als »Sparringspartner« in Fußballfragen. Den Vergleich mit Ralf Rangnick, der bei Red Bull hochrangiger Fußball-Funktionär ist, ging er aber nicht mit. »Wir werden nicht irgendjemandem nacheifern, dafür bin ich zu lange im Fußball-Geschäft«, stellte Magath klar. Jemanden mit solch einem Hintergrund hat der Flyeralarm-Boss für seine Ambitionen gesucht. »Wir freuen uns, so eine Koryphäe gewinnen zu können, das ist eine Sensation«, sagte Flyeralarm-Chef Thorsten Fischer stolz.
Magath ist nun Kopf und Gesicht von Flyeralarm Global Soccer. Das Prädikat »weltweit« verdient aber eigentlich nur er. In England und zuletzt bis Ende 2017 sogar in China war Magath Coach. Das Kapitel als Trainer ist für ihn aber beendet. »Ich bin zu dem Schluss gekommen: Die Zeit des Trainers Magath ist vorbei, insofern ist der Entschluss da, dem Fußball in anderer Weise helfen zu wollen«, erzählte er. So wie er einst als Coach gearbeitet habe, so könne er nun nicht mehr arbeiten.
Seine Arbeitsauffassung ist aber dieselbe wie damals, als er 1995 erstmals Cheftrainer bei seinem Hamburger SV wurde. »Ich habe gelernt: Wer mehr Erfolg will, muss mehr arbeiten«, erklärte er. Die Gesellschaft habe sich da aber seiner Einschätzung nach ein »bisschen gewandelt: Man will möglichst viel Erfolg mit möglichst wenig Aufwand haben.« Das ist nun wirklich nicht Magaths Ding.
Wie lange er seinen Posten ausfüllen will, ließ er offen. »Ich gehe davon aus, dass diese Tätigkeit hier für mich erst endet, wenn alle zufrieden sind«, meinte er und machte sich nach der Vorstellung in Würzburg gleich auf nach Wien: Dort wurde Magath am Nachmittag noch beim zweiten Fußball-Projekt des Finanziers vorgestellt.