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Ohne Fans: Müller bei Geister-Feier traurig, Seifert fleißig

Im Endspiel des DFB-Pokals, bei diesem emotionalen Höhepunkt und Abschluss des deutschen Fußball-Jahres, ist das Fehlen der Fans besonders aufgefallen. Die Münchner Feier war deshalb getrübt. Doch die DFL arbeitet schon an Konzepten für die Rückkehr von Fans.

Geister-Feier
Der FC Bayern München feierte vor der leeren Kurve im Berliner Olympiastadion. Foto: John Macdougall/AFP/POOL/dpa
Der FC Bayern München feierte vor der leeren Kurve im Berliner Olympiastadion. Foto: John Macdougall/AFP/POOL/dpa

BERLIN. Beim sechsten Mal war alles anders. Fünfmal hatte Thomas Müller den DFB-Pokal schon gewonnen, fünfmal hatten ihn die Emotionen auf der improvisierten Bühne im Berliner Olympiastadion übermannt.

Doch an diesem Samstag, beim Blick durch die leere Arena, beschlich den Bayern-Star ein wehmütiges Gefühl. »Das ist ein bissel ein trauriger Moment«, sagte Müller nach dem 4:2 der Münchner gegen Bayer Leverkusen: »Bei der Siegehrung habe ich eine nachdenkliche Minute gehabt. Ohne Fans ist es nicht das Gleiche. Und dasselbe schon gar nicht. Deshalb tut es ein bisschen weh.«

Das Fehlen der Zuschauer war an diesem Samstag so schmerzhaft wie nie zuvor in fast 300 Geisterspielen in den drei Profi-Ligen und im Pokal. Von der sonstigen Gänsehaut-Atmosphäre beim Höhepunkt des deutschen Vereinsfußballs waren nur der Konfettiregen und eine Champagner-Dusche für Bayern-Trainer Hansi Flick übrig geblieben. Müllers Mitspieler Leon Goretzka wurde somit »knallhart vor Augen geführt, was fehlt«.

Die Chefetage des deutschen Fußballs schürte allerdings schon am Wochenende erneut vorsichtigen Optimismus auf das baldige Ende der Corona-Tristesse. Trotz der Verbots von Großveranstaltungen scheinen der Deutsche Fußball-Bund und die Deutsche Fußball Liga offenbar guter Dinge, dass auch vor dem 31. Oktober schon vereinzelt Fans in die Stadien dürfen.

Voraussetzung sind laut DFL-Chef Christian Seifert ein Hygienekonzept und die Nachverfolgung der Besucher. »An einem solchen Leitfaden arbeiten wir, da gibt es erste Gedanken, die wir mit dem Bundesgesundheitsministerium austauschen«, sagte Seifert der »Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung«.

Die DFL hatte im Frühjahr ein weltweit gelobtes und letztlich auch erfolgreiches Konzept zur Beendigung der Bundesliga-Saison auf den Weg gebracht. Nun sei es »die nächste große Herausforderung, einen Regelbetrieb in dieser Corona-Situation zu etablieren«, sagte Seifert. Klar scheint, dass wirklich volle Stadien noch auf lange Sicht utopisch sind.

»Wir stehen noch immer am Anfang, ich glaube nicht, dass die Sache im März des kommenden Jahres vorbei ist«, sagte Seifert, kündigte aber an, dass die DFL immer weiter nach Lösungen und Lockerungen suchen wird. »Wir müssen trotz Krise agieren, wir dürfen nicht resignieren und hinnehmen, dass sie uns kontrolliert«, sagte er: »Aufzugeben kommt für mich nicht in Frage.«

Denn so ein Finale will niemand mehr erleben. Kein Spieler. Kein Fan. Kein Funktionär. Obwohl es eine positive Begleiterscheinung war, dass die Berliner Polizei rund um das Finale keinen einzigen Einsatz wegen sich daneben benehmender Fans in der Hauptstadt verzeichnete. Und obwohl kaum jemand das Rahmenprogramm à la Helene Fischer aus alten Zeiten vermisste. Aber es gab eben auch keine bunt gekleideten Anhänger, kaum Stimmung und viel weniger Emotionen.

DFB-Präsident Fritz Keller tat der Anblick der in Vereinsfarben geschmückten, aber leeren Ränge »in der Seele weh«. Leverkusens Fan-Betreuer Andreas Paffrath sagte dem »Express«: »Es fühlt sich an, als ob man auf eine Party geht und der DJ seine Musik vergessen hat.«

Am Ende waren sich alle Beteiligten einig. »Es gibt nur eine Alternative: Wir müssen es im nächsten Jahr wiederholen«, sagte Flick zur Feier ohne Fans in seinem ersten Finale als Chefcoach. Auch Leverkusens Club-Chef Fernando Carro sah »eine schöne Motivation, nächstes Jahr wieder das Endspiel zu erreichen«. Und Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller versprach schon: »Im nächsten Jahr feiern wir umso mehr.« (dpa)