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Noch nicht in WM-Form

Frauen-Team verliert Generalprobe vor dem Abflug nach Japan. 29:33-Niederlage gegen Montenegro

Die Ex-Metzingerin Shenia Minewskaja (links), die fünf Tore erzielte, im Zweikampf mit Montenegros Djurdjina Jaukovic.  FOTO: DP
Die Ex-Metzingerin Shenia Minewskaja (links), die fünf Tore erzielte, im Zweikampf mit Montenegros Djurdjina Jaukovic. FOTO: DPA
Die Ex-Metzingerin Shenia Minewskaja (links), die fünf Tore erzielte, im Zweikampf mit Montenegros Djurdjina Jaukovic. FOTO: DPA

STUTTGART. Nicht nur im Singen der Nationalhymne haben sie Luft nach oben. Da hatten die Montenegrinnerinnen den deutschen Handballerinnen in Stuttgart einiges an Leidenschaft voraus. Auch auf dem Spielfeld liegt noch viel Arbeit vor der Auswahl von Bundestrainer Henk Groener. »Wir haben in der entscheidenden Phase nicht die richtigen Entscheidungen getroffen«, kommentierte der Niederländer die 29:33 (16:17)-Niederlage gegen Montenegro in der WM-Generalprobe. An diesem Freitag fliegt das Team nach Japan, wo am 30. November der Auftakt gegen Brasilien auf dem Programm steht.

Groeners Aufstellung war ein Fingerzeig für das erste WM-Spiel. Nicht überraschend begann er mit Dinah Eckerle im Tor, Ina Großmann auf Linksaußen, Julia Behnke am Kreis sowie Kapitän Kim Naidzinavicius, Alicia Stolle und Emily Bölk im Rückraum. Lediglich die Bietigheimerin Amelie Berger auf Rechtsaußen, die den Vorzug vor der Oldenburgerin Jenny Behrend erhielt, war nicht unbedingt erwartet worden. Als einzige des WM-Kaders blieb die junge Leverkusener Spielmacherin Mia Zschocke (erkältet) ohne Einsatzzeit.

Groener wechselt häufig

Die Groener-Schützlinge begannen vor 1 847 Zuschauern nervös, leisteten sich zwei Abspielfehler in den Anfangsminuten. So führten die Gäste zunächst 2:0, ehe die Gastgeberinnen, unterstützt von den Paraden Eckerles, zumindest offensiv ihren Rhythmus fanden. Julia Behnke brachte nach schönem Zuspiel von Emily Bölk die deutsche Mannschaft erstmals mit zwei Treffern in Front (6:4/11.). Bölk & Co. spielten so, wie es Groener sehen will: Mutig, sie riskierten nicht nur bei einem missglückten Kempa-Zuspiel auf Großmann etwas.

Doch nur selten kamen sie zu Kontern. Dazu fehlte in der Abwehr die Konsequenz, man ließ den Spielerinnen des EM-Neunten von 2018 zu viel Raum. Ein 9:12-Rückstand (23.) war die Quittung gegen die ebenfalls für die WM qualifizierten Gäste, denen der Siegeswillen in jeder Aktion anzumerken war. »Wir müssen viel aggressiver verteidigen und im Angriff mehr in die Tiefe gehen«, monierte die Metzinger Rückraumspielern Maren Weigel, die ohne Tor blieb.

Groener wechselte in der nicht ausverkauften Scharrena viel. Nach 26 Minuten stand von der Startformation nur noch Eckerle auf dem Feld. Langsam holte das Team auf. Zur Pause betrug der Rückstand nur noch ein Tor.

Als nach Wiederanspiel die Abwehr früher attackierte, brachte die Thüringerin Alicia Stolle das Groener-Team mit 18:17 in Führung (33.). Dann parierte die eingewechselte Torhüterin Isabell Roch – nach Großmann, Behnke und Shenia Minewskaja eine weitere ehemalige Akteurin der TuS Metzingen – einen Siebenmeter von Milena Raicevic (35.). Das Spiel wogte hin und her.

Die guten montenegrinischen Torhüterinnen Marina Rajcic und Ljubica Nenezic verhinderten, dass sich das deutsche Team absetzte, wenngleich Minewskaja all ihre fünf Strafwürfe sicher verwandelte. Auf fünf Treffer kamen auch Naidzinavicius und die agile Dortmunderin Alina Grijseels. Die Führung (20:18/39.) hielt nicht lange. Gäste-Akteurin Jovanka Radicevic sah in einer kampfbetonten Partie Rot, als sie Grijseels bei einem Abwehrversuch unglücklich im Gesicht traf (45.). Doch auch in Unterzahl ließen sich die Gäste nicht stoppen. Der wurfstarke Rückraum des Teams vom Balkan nutzte seine Räume, zudem taten sich in der deutschen Verteidigung am Kreis wieder Lücken auf. Das 26:29 (53.) war die Vorentscheidung.

Groeners Team wurde nervös, Bölk warf vorbei, Stolle beging einen Schrittfehler. Wenig später stand die verpatzte WM-Generalprobe fest und die Spielerinnen blickten konsterniert. »Wir hatten gehofft, mit einem Sieg zur WM aufzubrechen. Phasenweise haben wir es ganz gut gemacht, aber dann den Faden verloren«, sagte Großmann. (GEA)