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NHL-Superstar Draisaitl: »Was fehlt, ist eine Meisterschaft«

Ein Deutscher führt in der NHL die Scorerwertung an und gilt allein deshalb mit als bester Eishockey-Spieler der Welt. Dies wäre noch vor wenigen Jahren undenkbar gewesen. Der in Nordamerika zum Superstar aufgestiegene Leon Draisaitl wird aber von Jahr zu Jahr noch besser.

NHL-Star
Leon Draisaitl (l) führt in der NHL die Scorerwertung an und gilt allein deshalb mit als bester Eishockey-Spieler der Welt. Foto: Ben Margot/AP/dpa
Leon Draisaitl (l) führt in der NHL die Scorerwertung an und gilt allein deshalb mit als bester Eishockey-Spieler der Welt. Foto: Ben Margot/AP/dpa

Edmonton (dpa) - Der derzeit erfolgreichste Eishockey-Spieler der Welt wirkt trotz des Hypes um ihn in Nordamerika ganz entspannt. NHL-Topscorer Leon Draisaitl will noch besser werden und vor allem eines: Meister werden und den Stanley Cup gewinnen.

Im Interview der Deutschen Presse-Agentur spricht der 24 Jahre alte Stürmer der Edmonton Oilers auch über Vergleiche mit Legende Wayne Gretzky.

Schon die letzte Saison mit 105 Punkten war persönlich überragend. Sie scheinen das nun noch zu toppen. Was ist Ihr Limit?

Leon Draisaitl: Na ja, ich denke da eigentlich nicht groß darüber nach. Letztlich versuche ich schon, einfach von Jahr zu Jahr immer besser zu werden. Ich denke auch, dass ich immer noch Luft nach oben habe.

Wo denn?

Draisaitl: Überall. Ich kann mich sowohl defensiv als auch offensiv noch steigern. Da sehe ich schon noch Luft nach oben.

Wenn man die aktuelle Ausbeute hochrechnet auf die Saison, kommt man auf 135 bis 140 Punkte. Wie viel Luft soll denn da noch sein?

Draisaitl: Letztes Jahr hatte ich auch ein gutes Jahr mit über 100 Punkten. Vielleicht werden es jetzt mehr. Natürlich ist das schon erfolgreich und ich freue mich auch darüber und bin stolz drauf. Aber trotzdem ist es ein Teamsport. Das Wichtigste ist, dass wir die Playoffs schaffen. Nur darauf liegt mein Fokus. Und meine Ausbeute ist meine Art und Weise, dem Team zu helfen.

Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass Sie im Mai nicht zur WM kommen, weil Sie mit den Oilers um den Stanley Cup spielen?

Draisaitl: Mein Fokus liegt ganz alleine auf den Oilers. Das ist bei jedem Spieler so. Wenn es am Ende mit den Playoffs nicht reicht, entscheide ich dann. Wir versuchen aber, so lange wie möglich im Rennen zu bleiben.

Nach mehr als einem Drittel der Saison gehören Sie ligaweit zu den Top-Teams. Was läuft in dieser Saison für die Oilers besser?

Draisaitl: Wir haben ein paar neue Spieler und einen neuen Trainer bekommen. Das hat uns mehr Stabilität gegeben. Wir sind ein junges Team und sind alle ein Jahr älter. Wir werden als Team besser.

Edmonton ist eishockey-verrückt. Ist diese Saison eine Euphorie zu spüren?

Draisaitl: Die Begeisterung in so einer Eishockey-Stadt ist immer riesig. Das wird sich niemals ändern. Aber die Leute merken schon, dass wir diese Saison teilweise richtig gute Leistungen gezeigt haben und auch ein gutes Team haben.

Können Sie noch in Ruhe essen gehen?

Draisaitl: Klar geht das. Hier ist es schon so, dass einen die Leute überall erkennen. Aber das gehört dazu. Man lernt, damit umzugehen. Die Menschen sind sehr respektvoll und trotzdem emotional dabei.

Sie spielen mit dem aktuell wahrscheinlich besten nordamerikanischen Spieler Connor McDavid meist zusammen in einer Reihe. Sie wechseln sich mit ihm an der Spitze der NHL-Scorerwertung ab. Wie ist Ihr Verhältnis? Sind Sie auch Konkurrenten?

Draisaitl: Wir sind sehr, sehr gut befreundet. Wir gönnen uns gegenseitig alles. Wir verstehen uns auch neben dem Eis sehr gut. Das ist ein sehr, sehr positiver und gesunder Konkurrenzkampf. Das muss auch so sein.

Angesichts Ihrer persönlichen Leistungen werden Sie häufig mit der Oilers-Legende Wayne Gretzky verglichen. Macht Sie das stolz?

Draisaitl: Natürlich ist das etwas Besonderes, mit solchen Legenden verglichen zu werden. Aber es ist noch ein weiter Weg, um etwas Vergleichbares zu erreichen.

Es gibt Experten, die sagen, Sie seien mit der beste Spieler der Welt - wir beurteilen Sie das selbst? 

Draisaitl: Es gibt wirklich viele Spieler in der Liga, bei denen man sagen könnte, dass derjenige der weltbeste Spieler ist. Ich finde das schwierig. Es war immer mein Ziel, einer der Besten der Welt zu werden. Ich arbeite weiter daran, konstant erfolgreich zu sein.

Dann haben Sie ja Ihr Ziel mit 24 Jahren schon erreicht.

Draisaitl: Was fehlt, ist eine Meisterschaft. Darum gehts. Das ist das Wichtigste.

Anderes Thema: Es gab zuletzt Diskussionen über Gewalt, psychischen Druck oder Rassismus von Trainern in der NHL.

Draisaitl: Dazu möchte ich mich nicht äußern.

ZUR PERSON: Aus dem einstigen Top-Talent ist einer der besten Spieler der Welt geworden. Vor acht Jahren wechselte der heute 24 Jahre alte Sohn des früheren deutschen Nationalspielers Peter Draisaitl nach Nordamerika. Nach seiner Zeit in den Nachwuchsligen wurde er 2014 beim NHL-Draft - der jährlichen Zuteilung der Transferrechte an den besten Spielern eines Nachwuchs-Jahrgangs - schon an dritter Stelle von den Edmonton Oilers gezogen. Das hatte zuvor noch nie ein Deutscher erreicht. Dies gilt ebenso für seine NHL-Statistik von bislang 365 Punkten aus 383 Spielen in der besten Liga der Welt.