Hochfilzen (dpa) - Der Start in die Biathlon-Saison war für Arnd Peiffer (32) und Erik Lesser (31) nicht gerade berauschend. Beim Weltcup in Hochfilzen in dieser Woche soll es besser laufen.
Die beiden Skijäger, die im vergangenen Winter jeweils erstmals Vater geworden sind, haben sich noch nicht festgelegt, wie lange ihre Sportkarriere noch dauern wird. »Ich denke da von Jahr zu Jahr. Die wichtigste Dinge sind Gesundheit, Erfolg und Zufriedenheit. Irgendwann merkt man dann wahrscheinlich, dass es jetzt reicht«, sagt Olympiasieger und Weltmeister Peiffer im dpa-Interview. »Es kommt drauf an, wie die Saison verläuft und wie die Jüngeren von unten nachdrücken«, meint Lesser. Der Weltmeister von 2015 weiß aber schon, wie es nach der Karriere für ihn weitergeht.
Herr Peiffer, Sie haben Ihren Saisoneinstieg in Östersund als »katastrophal« bezeichnet, auch Sie, Herr Lesser, waren nicht so richtig zufrieden. Was erwarten Sie von sich in Hochfilzen?
Arnd Peiffer: In Östersund ging eigentlich alles schief, was schiefgehen konnte. Durch Krankheit und Sturz bin ich jetzt ohne Weltcup-Punkt, aber dafür mit einer in zwei Teile zerbrochenen Waffe heimgekehrt. Immerhin: Die Waffe wurde in Oberhof schon repariert, das Problem ist schon mal behoben. Ansonsten gilt: Auf ein Neues!
Erik Lesser: Der Beginn war ganz vernünftig, das Ende war ganz vernünftig. Aber die zwei Rennen, die dazwischen lagen, waren gelinde gesagt durchwachsen. Aber ich denke, dass meine Grundform gar nicht so schlecht ist. Mein Ziel ist es, wieder in den Top 15 zu kommen.
War es schwer für Sie die Biathlon-Karriere fortzusetzen? Schließlich sind Sie beide im vergangenen Winter erstmals Vater geworden.
Lesser: Hier und da hat es im Sommer schon etwas mit der Motivation gehapert. Leider habe ich mich mit dem Mountainbike hingepackt und mir das Schlüsselbein gebrochen. Da war ich daheim - und hätte lieber trainiert.
Aber Sie sind problemlos durch die Vorbereitung gekommen, oder?
Peiffer: Es war relativ geordnet. Ich habe alle Trainingslager ohne Krankheit absolviert. Im Sommer hatte ich etwas Probleme, was das Tempo in der Gruppe anging, da habe ich von den Jungen ganz schön die Grenzen aufgezeigt bekommen.
Kein Gedanke ans Karriere-Ende?
Peiffer: Es ist ja nicht so, dass ich nur noch zu Hause gewesen wäre, wenn ich aufgehört hätte. Dann hätte ich etwas anderes arbeiten müssen und wäre auch nicht 24 Stunden am Tag da gewesen. Wir sind zwar viel unterwegs, aber wir sind durchaus auch mal an einem Werktag zu Hause, wenn andere bei der Arbeit sind. Es ist nicht unbedingt ganz schlecht mit Familie als Athlet. Alles hat Vor- und Nachteile.
Wie hat sich das Leben bei Ihnen verändert?
Peiffer: Das ist wie bei anderen Leuten, die Kinder haben. Das Leben verändert sich schon grundlegend, man steht ganz anders in der Verantwortung...
Lesser: ...und man lernt die Freizeit ganz anders zu schätzen.
Sie könnten die Kinder ja mitnehmen auf ihre Biathlon-Reisen.
Lesser: Im Winter ist nicht geplant, dass die Kinder mitkommen. Das wäre nicht umsetzbar.
Haben Sie schon Ideen, was nach der Biathlon-Karriere kommt?
Lesser: Bei mir ist der Weg geebnet, ich werde Trainer. Da werde ich auch künftig viel unterwegs sein. Wenn man den Schritt als Paar geht zum Nachwuchs, dann hat man vorher abgesprochen, wie es beruflich weitergeht bei dem anderen.
Peiffer: Bei mir ist es nicht so klar wie beim Erik. Ich habe verschiedene Optionen, habe mich aber noch nicht festgelegt und es hängt davon ab, wie lange ich noch mache.
Und wie lange wollen Sie Ihren Sport noch machen?
Peiffer: Ich denke da von Jahr zu Jahr. Die wichtigsten Dinge sind Gesundheit, Erfolg und Zufriedenheit. Irgendwann merkt man dann wahrscheinlich, dass es jetzt reicht.
Ist Olympia 2022 noch eine Option?
Peiffer: Peking ist nicht ausgeschlossen, ist aber schon noch weit weg.
Lesser: Es kommt drauf an, wie die Saison verläuft und wie die Jüngeren von unten nachdrücken. Wenn ich wieder 23. im Gesamtweltcup werde, kann es sein, dass ich sage, ich habe keinen Bock mehr.
Sie halten Ihre Fans über die sozialen Medien auf dem Laufenden. Posten Sie wirklich alles selbst?
Lesser: Ja, alles was mich betrifft, kann ich ganz gut selber regeln. Wir wollen unseren Beruf in den sozialen Medien präsentieren. Das Private haben wir, glaube ich, ganz gut ausgegrenzt. Wenn man ein Kind hat, muss man sich fragen: Muss ich das Kind jetzt vor die Kamera halten? Arnd ist da vielleicht ein bisschen strikter als ich.
Peiffer: Privates grenze ich kategorisch aus. Ich stehe in der Öffentlichkeit, weil ich Sport mache. Ich habe nicht das Ziel, Influencer zu werden, ich habe auch nicht das Ziel, eine leistungsunabhängige Bekanntheit zu erreichen. Wenn ich aufhöre, wird mein Social-Media-Account gelöscht - und dann ist fertig.
ZUR PERSON: Arnd Peiffer (32) ist Biathlon-Olympiasieger im Sprint (2018), Weltmeister im Sprint (2011) und im Einzel (2019). Sein Teamkollege Erik Lesser (31) ist Olympia-Zweiter im Einzel-Wettbewerb (2014) und Verfolgungsweltmeister (2015). In der Staffel haben die beiden Skijäger den WM-Titel (2015) und bei Olympia jeweils Silber (2014) und Bronze (2018) gewonnen. Peiffer und Lesser werden von Bundestrainer Mark Kirchner trainiert.