BERLIN. Der Nachricht von der Klinik-Einweisung des Bundestrainers folgte sofort die Entwarnung von Joachim Löw selbst.
»Ich fühle mich schon wieder ganz gut, muss mich aber in den nächsten vier Wochen noch ein bisschen schonen«, erklärte Löw in einer DFB-Mitteilung zu seinem Ausfall für die beiden anstehenden EM-Qualifikationsspiele der deutschen Fußball-Nationalmannschaft gegen Weißrussland und Estland. »Die Behandlung läuft gut, der zuständige Arzt hat dem Bundestrainer aber geraten, sich in den kommenden Wochen noch zu schonen«, ergänzte der Verband, ohne weitere Einzelheiten zu nennen.
Die Nachwirkungen eines Sportunfalls, der schon einige Zeit zurückliegt, führten zu Löws Klinik-Aufenthalt. Bei dem Unfall »wurde eine Arterie gequetscht und ein stationärer Aufenthalt jetzt notwendig«, informierte der Verband. Assistenztrainer Marcus Sorg soll am 8. Juni in Borissow gegen Weißrussland und drei Tage später in Mainz gegen Estland als Chef auf der Bank sitzen. Zuvor hatte die »Bild«-Zeitung über Löws Durchblutungsstörungen berichtet.
Der 59-Jährige sieht für die Doppel-Aufgabe in der EM-Qualifikation durch seinen Ausfall keine Probleme. »Ich bin in ständigem Austausch mit meinem Trainerteam, und wir werden auch rund um die beiden Länderspiele in engem telefonischen Kontakt bleiben. Marcus Sorg, Andy Köpke und Oliver Bierhoff haben im Zusammenspiel viel Erfahrung. Und gemeinsam werden wir diese kurze Pause gut überbrücken«, übermittelte Löw aus dem Krankenstand. Wie lange die Behandlungen fortgesetzt werden müssen, ist noch nicht bekannt.
»Das Wichtigste ist, dass Jogi in ein paar Tagen wieder topfit ist. Auch wenn man spürt, dass er am liebsten schon wieder am Trainingsplatz stehen würde, ist es sicher richtig, sich noch zu schonen«, erklärte Nationalmannschafts-Direktor Oliver Bierhoff und ergänzte: »Marcus Sorg und Andy Köpke kennen die Abläufe und die Mannschaft sehr gut, sie besprechen ohnehin alles eng mit Jogi.« In zahlreichen Meetings und Workshops - zuletzt vor dem Pokalfinale in Berlin - hat das DFB-Trainerteam noch mit Löw alle Aufgaben für die zwei EM-Ausscheidungsspiele besprochen und die Trainingspläne festgelegt.
In der Vorbereitung soll es nach dpa-Informationen keine Änderungen geben. Das 22-köpfige Aufgebot trifft sich am Sonntag im niederländischen Venlo, um sich auf den Länderspiel-Doppelpack zum Saisonabschluss vorzubereiten. Torwart Marc-André ter Stegen (Knieprobleme) und Mittelfeldspieler Toni Kroos (muskuläre Probleme) fehlen. Sie wollen ihre Blessuren auskurieren und dann optimal in die Vorbereitung auf die EM-Saison 2019/20 starten. Löw will mit Sorg, Köpke und Bierhoff in engem Kontakt bleiben.
Löw ist erstmals seit dem 3:1-Sieg im August 2004 in Österreich bei einem Länderspiel des DFB-Teams nicht live dabei. Zunächst agierte er als Assistent von Jürgen Klinsmann, der nach der Heim-WM 2006 den Bundestrainer-Job abgab. Seit seinem Debüt beim 3:0 gegen Schweden am 16. August 2006 war Löw bei 173 Länderspielen verantwortlicher Coach.
Ein Spiel erlebte der gebürtige Schwarzwälder allerdings nicht auf der Trainerbank, sondern hinter Glas. Als er bei der EM 2008 nach einer verbalen Auseinandersetzung mit Österreichs Trainer Josef Hickersberger vom europäischen Verband UEFA für ein Spiel gesperrt wurde, musste er die anschließende Partie gegen Portugal von einem Platz auf einem verglasten Teil der Tribüne des St. Jakob-Parks in Basel verfolgen. Es war das EM-Viertelfinale, Deutschland gewann mit dem damaligen Löw-Assistenten Hansi Flick auf der Bank mit 3:2.
Der gebürtige Ulmer Sorg war nach dem WM-Debakel 2018 mit dem erstmaligen Vorrunden-Aus eines DFB-Teams quasi zum ersten Assistenten von Löw ernannt worden. Der langjährige Co-Trainer Thomas Schneider ist seit der Enttäuschung von Russland als Scout für Löw unterwegs. Der 53 Jahre alte Sorg war im Frühjahr 2016 in das Trainerteam der A-Mannschaft gerückt.