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Kroatien nach Elfmeterschießen gegen Russland im Halbfinale

Die traumhafte Reise der russischen Fußball-Nationalmannschaft durch die WM im eigenen Land ist beendet. Mit einem Sieg im Elfmeterschießen hat Kroatien das Halbfinale gegen England erreicht. Der Held des Abends war ein früherer Schalker.

Sieger
Nach dem gewonnenen Elfmeterschießen gegen Russland laufen die Spieler Kroatiens jubelnd über das Spielfeld. Foto: Christian Charisius
Nach dem gewonnenen Elfmeterschießen gegen Russland laufen die Spieler Kroatiens jubelnd über das Spielfeld. Foto: Christian Charisius

Sotschi (dpa) - Kroatiens Fußball-Nationalspieler begruben Ivan Rakitic unter sich. Mit einem kühl links unten verwandelten Elfmeter hatte der frühere Schalker sein Team erstmals seit 1998 ins Halbfinale einer WM gebracht - und Russlands Überraschungsparty beendet.

Dem Mittelfeldspieler des FC Barcelona gelang im Elfmeterschießen der entscheidende Treffer zum 4:3-Sieg. Nach 120 Minuten stand es 2:2 (1:1, 1:1). Kroatiens Regisseur Luka Modric, der seine Elf am Mittwoch im Moskauer Luschniki-Stadion ins Semifinale gegen England führt, lag ausgepumpt auf dem Rücken und schaute in den Nachthimmel.

Der russische Trainer Stanislaw Tschertschessow ging nach dem Aus in die Kabine, ohne sich noch einmal umzudrehen. Sakko und Krawatte saßen. Es war ein Abgang mit Stil, aber ohne Fortune. »Im Sport gibt es nur einen Pokal. Und wir haben jetzt keine Chance mehr, diesen Pokal zu gewinnen«, sagte der enttäuschte Coach. »Wir haben das Land auf den Kopf gestellt, das freut uns.«

»In Kroatien ist die Hölle los. Die Unterstützung in der Heimat ist unglaublich. Und wir möchten noch weitermachen«, sagte Rakitic: »Das ist die WM, das ist das Größte. Wir möchten am liebsten jedes Jahr eine WM haben. Jetzt genießen wir den Erfolg in der Kabine.«

Mit seinem vierten Turniertreffer hatte Denis Tscheryschew das Team von Tschertschessow vor 44.287 Zuschauern im Fischt-Stadion von Sotschi in Führung gebracht (31. Minute). Der Hoffenheimer Bundesliga-Profi Andrej Kramaric (39.) und der frühere Leverkusener Domagoj Via (111.) trafen für die Kroaten, bevor der gebürtige Brasilianer Mário Fernandes (115.) der Ausgleich für die Gastgeber gelang. Im Achtelfinale hatten sich die Kroaten gegen Dänemark ebenfalls im Elfmeterschießen durchgesetzt.

Die euphorischen russischen Fans unterstützten ihr Team mit zwei großen Spruchbändern (»Wer, wenn nicht ihr?« und »Wann, wenn nicht jetzt?«) und rhythmischem Klatschen nach Art des isländischen »Huh«. Aus dem Häuschen gerieten sie, als Tscheryschew ihr Team in Führung brachte. Nach Doppelpass mit Artjom Dsjuba traf der Offensivspieler vom FC Villarreal aus rund 20 Metern links oben ins Tor des verdutzten kroatischen Schlussmanns Danijel Subasic. Luka Modric von Real Madrid und Vida kamen zu spät, um das Gegentor zu verhindern.

Es war ein Tor aus dem Nichts. Bis zu diesem Zeitpunkt hatten die Kroaten die Partie geprägt. Auch vom Rückstand ließ sich die Mannschaft von Trainer Zlatko Dalic nicht aus dem Konzept bringen. Nach einer Kombination über die ehemaligen Bundesligaprofis Ivan Perisic und Mario Mandzukic köpfte der wieder in die Startformation gerückte Kramaric den Ausgleichstreffer.

Russlands Ministerpräsident Dmitri Medwedew revanchierte sich daraufhin mit einem anerkennendem Händedruck artig bei Kroatiens Präsidentin Kolinda Grabar-Kitarović, die das rot-weiß karierte Trikot ihres Teams trug. Beim ersten Treffer hatte sie ihm hochachtungsvoll über den zwischen ihnen auf der Ehrentribüne platzierten FIFA-Präsidenten Gianni Infantino hinweg gratuliert.

Die Begegnung lebte weitgehend von der Spannung. Beide Mannschaften kamen lange Zeit kaum in den Spielrhythmus und verloren meist früh den Ball. Strafraumszenen waren über weite Strecken der Begegnung selten. Und die individuelle Klasse des kroatischen Teams um den mit großem Selbstvertrauen ausgestatteten Frankfurter Pokalhelden Ante Rebic blitzte nur hin und wieder auf. Zum Beispiel bei einem Fallrückzieher von Kramaric kurz nach dem Seitenwechsel und einem Schuss an den Innenpfosten von Perisic (60.).

Trainer Dalic erhöhte den Druck auf die arg passiven Russen. In Rebic, Kramaric und Mandzukic schickte er drei Akteure in die vorderste Reihe. Doch es blieb zäh gegen die robusten Gastgeber, die mit ihrer Defensive im Achtelfinale schon die Spanier zur Verzweiflung getrieben und ins Elfmeterschießen gezwungen hatten. Für Russland boten sich Dsjuba und dem eingewechselten Alexander Jerochin mittelprächtige Kopfballchancen.

Verschleißerscheinungen machten sich am Ende einer intensiven Partie breit, als Vida nach einem Eckstoß das 2:1 köpfte. Der 29-Jährige von Besiktas Istanbul war der achte Torschütze der Kroaten im Turnier. Es war der erste Treffer in der Verlängerung bei dieser WM. Der angeschlagene kroatische Torwart Subasic parierte noch einen strammen Schuss von Daler Kusjajew, beim Kopfball von Mario Fernandes (115.) aber war er machtlos.

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