Berlin (dpa) - Das neue Selbstverständnis von Hertha BSC ist genau nach dem Geschmack von Jürgen Klinsmann.
»Es hat sich in Europa rumgesprochen, dass wir jetzt neue Ansprüche und neue Zielsetzungen haben«, sagte der Trainer des Berliner Fußball-Bundesligisten. Granit Xhaka, Julian Draxler, Mario Götze, Santiago Ascacibar - bei den Berlinern sind in der Winterpause viele Verstärkungen im Gespräch. Ein Umbruch deutet sich an. Auch wenn die Realität von Hertha in dieser Saison zunächst nur der Abstiegskampf ist, denkt vor allem der 55 Jahre alte Ex-Bundestrainer Klinsmann schon viel weiter.
»Qualitativ muss der Anspruch der Hertha sein, dass wir Spieler im Blick haben, die uns irgendwann dann auch international positionieren«, sagte Klinsmann in einer Medienrunde. Vor der Konkurrenz absolvierte die Mannschaft als erster Bundesligist das Auftakttraining vor dem Rückrundenstart am 19. Januar gegen Rekordmeister FC Bayern. »Es ist angesagt, dass wir ein bisschen früher anfangen, ein bisschen mehr tun und dann gut in die Rückrunde reinstarten«, sagte Klinsmann: »Das geht nur durch mehr Arbeit.«
Doch auch neues Personal - vor allem im Mittelfeld - soll helfen. Namen kommentiert der Club aber nicht. »Ich sage dazu etwas, wenn Vollzug gemeldet wird«, sagte Klinsmann: »Aber es ist ja ganz normal, dass wir im Hintergrund arbeiten und diskutieren.« Das Besondere: Manager Michael Preetz hätte durch die Millionen-Investitionen von Geldgeber Lars Windhorst ganz andere Möglichkeiten - und das würde die Konkurrenz bemerken. Hertha könne »bei Spielern anfragen, die vorher nicht in unserer Kategorie waren«, sagte Klinsmann stolz: »Internationale Clubs beschäftigen sich jetzt auch mit Hertha.«
Der Wunsch nach prominenten Verstärkungen und der mittelfristigen Rückkehr ins internationale Geschäft führt jedoch auch dazu, dass Profis weichen müssen. Angreifer Salomon Kalou fehlte bereits beim ersten Training in Berlin, auch der Slowake Ondrej Duda dürfte bald nicht mehr für Hertha spielen. Es sei »gut möglich«, dass der Nationalspieler den Club verlässt, sagte Klinsmann. Der Coach bestätigte zugleich, dass er am 2. Januar mit maximal 25 Spielern ins Trainingslager nach Florida/USA reisen will. Demnach können bis zu zehn Profis im Winter gehen. Zugleich schloss er nicht aus, dass in Nordamerika schnell Zugänge auf dem Trainingsplatz stehen werden.
Klinsmann treibt den Umbruch bei Hertha mit hohem Tempo voran. Durch das Investoren-Geld beflügelt soll es in der Hauptstadt in den nächsten Jahren schnell aber möglichst durchdacht bergauf gehen. Gestandene Profis wie Xhaka, Draxler oder Götze könnten dabei in ganz neuen Rollen helfen. Klinsmann gibt den Weg vor: »Es ist mit der Blickrichtung, dass wir irgendwann mal oben mit dabei sein wollen. Unter den ersten sechs bis acht auf jeden Fall«.