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Klinsmann sieht Entspannung bei Trainer-Lizenz

Darf er in seinem selbst verkündeten »Mega-Spiel« gegen den FC Bayern der Hertha-Chef sein? Oder ist ausgerechnet am Sonntag gegen den ehemaligen Club von Jürgen Klinsmann ein Assistent offiziell die Nummer eins auf der Bank? Für den Berliner Strahlemann kein Thema.

Jürgen Klinsmann
Muss wohl dem DFB noch eine gültige Fußballlehrer-Lizenz nachweisen: Herthas Trainer Jürgen Klinsmann. Foto: Andreas Gora/dpa
Muss wohl dem DFB noch eine gültige Fußballlehrer-Lizenz nachweisen: Herthas Trainer Jürgen Klinsmann. Foto: Andreas Gora/dpa

Berlin (dpa) - Diese Show lässt sich Jürgen Klinsmann nicht nehmen. Die über Nacht hereingebrochene Debatte um eine möglicherweise ungültige Fußballlehrer-Lizenz wischte der Cheftrainer von Hertha BSC mit seinem bekannten Lächeln vom Tisch.

»Die Informationen, die der DFB braucht, habe ich ihnen schon zugemailt«, erklärte Klinsmann in einer Fan-Fragerunde auf Facebook und vermeldete gleich noch »Entspannung«. Auch Größenwahnsinnsvorwürfe angesichts Klinsmanns Visionen von einem »Mega-Club« in der deutschen Hauptstadt lässt der einstige Welt- und Europameister nicht gelten. »Größenwahn? Es stimmt absolut nicht. Realität ist, wir sind im Abstiegskampf«, verkündete Klinsmann vor dem Start in die Rückrunde.

Der 55-Jährige demonstriert sieben Wochen nach seinem überraschenden Amtsantritt bei der bisher eher grauen Arbeits-Hertha weiter genau jene Dinge, für die Klinsmann schon immer stand und weiter steht. Optimismus auch über Schmerzgrenzen hinaus. Oft auch märchenhaft klingende Visionen. Veränderungen, die immer mit schmerzhaft sind. »Ich habe in Städten wie London oder Mailand gespielt, in denen die Bedeutung eines Vereins unglaublich groß ist, das hat auch Berlin verdient«, sagte Klinsmann nochmals im Winter-Trainingscamp.

»Ich bin der Ansicht, dass Berlin und Hertha BSC eine Persönlichkeit wie ihn brauchen, um sich weiterzuentwickeln. Das kann hochgradig Sinn machen, und jetzt ist diese Konstellation eingetreten und wir können gemeinsam am nächsten Schritt arbeiten«, sagte Michael Preetz über Klinsmann. Gleichzeitig sieht sich der Manager verantwortlich dafür, bei allen Visionen ein wenig auf der Bremse zu stehen.

Preetz ahnt zumindest, dass Hertha mit Klinsmann und den Millionen von Investor Lars Windhorst zu einem Drahtseil-Akt angesetzt hat, die Absturzhöhe ist groß. Es gehe nicht direkt darum, »die Topclubs anzugreifen, sondern unsere neuen finanziellen Mittel so einzusetzen, dass wir uns in unserem Segment einen Vorteil erarbeiten«, sagte der Manager mahnend. Als Winterzugänge wurden in Berlin große Namen wie Mario Götze, Julian Draxler, Lucas Tousart und Granit Xhaka gehandelt. Als bisher einziger Einkauf wurde der Argentinier Santiago Ascacibar vom Zweitligisten VfB Stuttgart geholt.

»Das klare Ziel ist es, in den nächsten fünf Monaten nach oben zu klettern. Wenn uns das gelingt, wollen wir in der nächsten Saison oben angreifen. Das ist absolut nichts größenwahnsinniges, sondern etwas ganz logisches«, sagte Klinsmann nun vor dem selbst ernannten »Mega-Spiel« gegen seinen Ex-Club FC Bayern. Im Leistungssport, im Profifußball müsse man sich immer wieder neue Ziele setzen.

Das aktuellste ist ein Erfolg gegen München. »Gegen Bayern zu punkten ist nicht einfach. Aber warum soll es nicht gelingen?«, bemerkte Klinsmann mit Hinweis auf zuletzt vier Spiele ohne Niederlage und eine gutes Trainingslager in der Winterpause in den USA: »Was gibt es Schöneres, als jetzt den FC Bayern zu erwarten?« Klinsmann hatte als Spieler in 84 Spielen 48 Tore für den Münchner Topclub erzielt. Vom Sommer 2008 bis April 2009 war Klinsmann Bayern-Trainer.

Das Wiedersehen nach einer nicht gerade friedlichen Trennung will sich der Neu-Berliner auch von der Debatte um seine Trainer-Lizenz nicht vermiesen lassen. »Die liegt irgendwo in meinem Häuschen in Kalifornien in irgend einer Schublade. Die werden wir schon wieder finden«, sagte Klinsmann lächelnd. »Es hat alles seine Ordnung. Das ist gar kein Problem«, ergänzte der 55-Jährige. Nach einem Bericht der »Bild«-Zeitung sei Klinsmann derzeit den Nachweis einer gültigen Fußballlehrer-Lizenz schuldig.

Auch Hertha sieht keine Lizenz-Probleme: Bis zum Spiel gegen den FC Bayern seien ja noch ein paar Tage Zeit. Wenn notwendig, können man die Situation auch am Spieltag regeln. Falls Chefcoach Klinsmann den Nachweis einer Lizenz, die alle drei Jahre erneuert werden muss, doch nicht rechtzeitig erbringen könnte, müsste offiziell gegen die Bayern möglicherweise ein Assistenztrainer mit gültigem Schein das Team betreuen. Klinsmann würde trotzdem auf der Bank sitzen. »Da mache ich mir überhaupt keine Gedanken. Es wurde ja klar gesagt, dass das bis zum Wochenende noch geklärt ist«, sagte Co-Trainer Alexander Nouri.

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