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Kerber ohne Druck - Befreit sich Zverev aus der Krise?

Formkrise, Niederlagen, gesundheitliche Probleme: Viel schlimmer hätte die Saison für Alexander Zverev und Angelique Kerber kaum beginnen können. Vor den Australian Open bereiten die größten deutschen Tennis-Hoffnungen Sorgen. Wird Melbourne zum Wendepunkt?

Angelique Kerber
Beim ersten Grand-Slam-Turnier der neuen Saison wird Angelique Kerber auf eine Qualifikantin treffen. Foto: Rob Prezioso/AAP/dpa
Beim ersten Grand-Slam-Turnier der neuen Saison wird Angelique Kerber auf eine Qualifikantin treffen. Foto: Rob Prezioso/AAP/dpa

Melbourne (dpa) - Auf das Geburtstagsständchen in einer der großen Arenen im Melbourne Park verzichtet Angelique Kerber an diesem Samstag gern.

Die angeschlagene dreimalige Grand-Slam-Turniersiegerin freut sich, vor dem ersten Ernstfall bei den diesjährigen Australian Open noch Zeit zu haben, ihre Oberschenkelblessur auszukurieren. Anders als so oft in den vergangenen Jahren fällt ihr Geburtstag nicht in die zwei Wochen des ersten Tennis-Höhepunkts der Saison. Erst am Dienstag, dem zweiten Turniertag, wird Kerber loslegen.

»Das hilft mir schon viel«, sagte sie am Freitag. Schließlich schränkt die Verletzung sogar noch ihr Trainingspensum ein. Weil auch Alexander Zverev miserabel in die neue Saison gestartet ist, scheinen die Hoffnungen auf ein starkes deutsches Abschneiden in Australien gering. Ohnehin müssen sich die beiden deutschen Tennis-Protagonisten auch nach einem schwachen Jahr 2019 erst wieder berappeln.

»Ich will mir ein bisschen Zeit geben, zurückzukommen«, sagte Kerber. »Ich werde für dieses Turnier nicht zu viel Druck auf mich nehmen. Es ist mehr ein Prozess für das ganze Jahr.« Das rechte Bein hatte sie über das angeschlagene linke geschlagen, als sie auf einem schwarzen Sessel saß und auf das Turnier vorausblickte. Sie lächelte beim Gedanken an ihren Final-Triumph von 2016. »Zuversichtlich« sei sie, bis zum ersten Auftritt gegen eine Qualifikantin fit zu werden. Sie benutzte etwas ernster aber auch die Einschränkung »hoffentlich«.

Am vergangenen Mittwoch waren in Adelaide wie schon Ende 2019 wieder Schmerzen in der hinteren linken Oberschenkel-Muskulatur aufgetreten. Nur zweieinhalb Matches hat sie auch deswegen vor den Australian Open bestritten, nur einmal in diesem noch jungen Jahr gewonnen. »Ich kann noch nicht ganz einschätzen, wo ich gerade stehe«, sagte sie.

Anders als am Freitag will die Kielerin nun an ihrem 32. Geburtstag nicht schon am frühen Morgen auf dem Platz stehen. Ausschlafen, gemütlich frühstücken, mittags trainieren und abends, ohne genau auf die Uhr schauen zu müssen, lecker essen gehen - so beschrieb Kerber ihre Pläne. Ein Geburtstagslied der Zuschauer wie teilweise in den vergangenen Jahren werde sie aber »bestimmt auch vermissen«.

Fast unbeobachtet schlug Kerber am frühen Freitagmorgen in der Rod-Laver-Arena locker mit ihrem neuen Trainer Dieter Kindlmann Bälle. Mit »Bravo« lobte der 37-Jährige gelungene Schläge und entschuldigte sich, als ihm ein Anspiel missriet. »Der Didi ist auf jeden Fall ein lockerer Typ. Wir müssen uns noch ein bisschen kennenlernen. Aber das ist ganz normal«, sagte Kerber. »Jetzt brauchen wir ein bisschen Zeit, ein bisschen Geduld.« Mit Kindlmann wagt Kerber nach dem verkorksten Jahr 2019 den nächsten Neuanfang.

Auch Zverev steckt derzeit in einem Tief, er hat alle drei Einzel beim ATP Cup verloren. Tennis-Ikone Boris Becker hält einen neuen Coach neben Vater Alexander Zverev senior für ratsam, Zverev sieht dafür keinen Grund. »Es liegt alles an mir«, sagte er. Er »habe niemals so schlecht gespielt« vor einem Grand Slam.

Bis zu sieben Stunden täglich habe er nun täglich in Melbourne geschuftet, um unter anderen die Probleme beim Aufschlag loszuwerden. »Ich glaube, ich habe mehr Stunden als jeder anderer in dieser Woche auf dem Platz verbracht«, behauptete der Weltranglisten-Siebte.

Auch der 22-Jährige offenbarte gesundheitliche Probleme, die ihn beim ATP Cup in Brisbane beeinträchtigt hätten. »Ich war auch krank, ich war erkältet, ich habe Husten gehabt«, sagte er. Auch seine Augen hätten ihm nach der Operation im Dezember noch Probleme bereitet.

Im Gegensatz zu Kerber fühlt sich der Hamburger nun fit. Er wolle sich zwar vorerst nur mit seiner ersten Aufgabe gegen den Italiener Marco Cecchinato am Dienstag beschäftigen. Er sagte aber auch: »Vielleicht sitzen wir auch in zwei Wochen hier und haben ein Interview nach meinem Halbfinale, und ich stehe im Finale. Das kann ja auch sein.«

Boris Becker erinnerte daran, dass sich Zverev in die vergangenen French Open und US Open »reinbeißen konnte. Etwas Ähnliches erwarte ich von ihm auch jetzt wieder in Melbourne«, sagte der als Experte beim TV-Sender Eurosport beschäftigte Becker. Der deutsche Herrentennis-Chef betonte: »Er ist immer noch einer der besten Tennisspieler der Welt, das hat er nicht über Nacht verlernt.«

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