Engelberg (dpa) - Der Blick auf das sonst als malerisches Winter Wonderland bekannte Engelberg mutete diesmal traurig an. Ein weißer Teppich, der von der Skisprungschanze ins Tal führte, stach in der komplett grünen Landschaft heraus.
Die Realität bei der Generalprobe für die Vierschanzentournee in der Zentralschweiz war wenige Tage vor dem Weihnachtsfest: Föhnsturm, bis zu 17 Grad, dauerhaft Regen und wirklich überhaupt nichts, was an die Faszination Wintersport in einer prächtigen Natur erinnerte.
Doch damit nicht genug: Die für Dezember-Verhältnisse sehr hohen Plusgrade machen auch den Tournee-Veranstaltern Kummer. Von einer weißen Landschaft im Allgäu zum Auftakt am Sonntag träumen die Organisatoren schon gar nicht mehr. »Wegen der warmen Temperaturen konnten wir nicht genug Schnee produzieren und fahren zusätzlich Lkws mit Schnee, der von Parkplätzen geräumt wurde, ins Stadion«, sagte Florian Stern, Geschäftsführer der Skisport- und Veranstaltungs GmbH in Oberstdorf. Am Montag betonte Stern aber, auch der Auftakt sei gesichert: »Selbst bei widrigen Wetterverhältnissen über die Weihnachtsfeiertage reichen unsere Schneereserven aus.«
Zu warm für Kunstschnee: So sieht im Dezember 2019 die Situation der Skispringer in den Alpen aus. Geht es nach dem erfahrenen Trainer Alexander Stöckl, ist das gerade einmal der Anfang. »Damit müssen wir leben, denn es wird nicht mehr besser, nur noch schlechter. In 20 Jahren haben wir ziemlich sicher gar keinen Schnee mehr. Man glaubt immer noch: Nächstes Jahr wird sicher wieder ein besserer Winter, aber nein, wird es nicht«, sagte der norwegische Cheftrainer Stöckl bei einer Medienrunde in Engelberg.
FIS-Rennleiter Walter Hofer, der die Skisprung-Tour seit Jahrzehnten kennt, ordnet ein: »Es ist nicht mehr ein Problem, was uns am Anfang des Winters trifft oder am Ende, sondern es kann zu jedem Zeitpunkt problematisch werden.« Zwar haben sich die Springer gegen warme Winter und grüne Landschaften gewappnet. Jedoch geht das Winterfeeling, das auch die Vierschanzentournee auszeichnet, mit Bildern wie in Engelberg, wo auch noch der Kunstschnee im Auslauf ramponiert war, immer mehr verloren.
Visionär Stöckl hat schon eine Idee. »Und wenn gar kein Schnee mehr ist, dann springen wir halt auf Matten, dann machen wir halt weiße Matten«, sagte der Österreicher. Als Wintersport zeichne sich Skispringen dann durch die Eisspur aus, scherzte er. Der deutsche Youngster Constantin Schmid erlebt ebenfalls, wie sich seine Wintersportart verändert hat. Es gehe zwar schon ohne die weiße Pracht. »Aber es ist natürlich viel schöner mit Schnee, darum macht es einem schon Sorge, wenn sich das mit dem Schneemangel häuft, dass man irgendwann gar nicht mehr auf Schnee springt«, sagte der 20-Jährige.