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Hanna Klein stürmt zu EM-Bronze

Tübingerin Hanna Klein liegt bei der Hallen-EM im polnischen Torun über 1 500 Meter erst aussichtslos zurück und holt sich dann doch noch dank ihres knallharten Endspurts ihre erste internationale Medaille.

Völlig im Glück: die Tübingerin Hanna Klein nach ihrem dritten Platz im EM-Rennen über 1 500 Meter. Foto: Warzawa/dpa
Völlig im Glück: die Tübingerin Hanna Klein nach ihrem dritten Platz im EM-Rennen über 1 500 Meter. Foto: Warzawa/dpa
Völlig im Glück: die Tübingerin Hanna Klein nach ihrem dritten Platz im EM-Rennen über 1 500 Meter. Foto: Warzawa/dpa

TORUN. Fünf Monate vor den Olympischen Spielen in Tokio überraschte bei der Hallen-Europameisterschaft der Leichtathleten im polnischen Torun Mittelstrecken-Ass Hanna Klein von der LAV Stadtwerke Tübingen. Die 27-Jährige gewann in einem taktischen Rennen über die 1 500 Meter Bronze in 4:20,07 Minuten.

»Diese Medaille nimmt mir keiner mehr, geil!«, rief die zierliche Läuferin überglücklich, aber völlig außer Atem im Ziel. Den Jubel und das allgemeine Staunen hatte sich die zierliche Läuferin, die seit eineinhalb Jahren bei Isabelle Baumann in Tübingen trainiert über ihre erste internationale Medaille mehr als verdient.

Eigentlich lag die Psychologiestudentin nahezu aussichtslos am Ende des Feldes zurück, als sich kurz vor der 1 000-Meter-Marke das Tempo verschärfte. Doch dank ihrer bekannten Spurtstärke sammelte Hanna Klein praktisch über die letzten 200 Meter Konkurrentin um Konkurrentin ein und stürmte schließlich als Dritte hinter der Belgierin Elise Vanderelst (4:18,44 Minuten) und der Britin Holly Archer (4:19,91) ins Ziel. Kurz danach wurde sie sogar als Zweite gelistet, weil die Britin die Bahnbegrenzung betreten haben soll, doch nach einem erfolgreichen Protest der Briten, blieb alles beim Alten und Hanna Klein somit Dritte. »Meine Position war nicht optimal, als es zur Sache ging. Aber ich wollte da nicht direkt nach vorne reinlaufen, denn da gab es ein Hauen und Stechen«, schilderte Hanna Klein später den Rennverlauf. Sie bewahrte Ruhe, lief erst noch weiter im Sog mit, um dann doch noch unwiderstehlich anzugreifen. »Auf den letzten 150 Metern habe ich mir nur gedacht: Hanna, scheiß drauf, lauf einfach, vielleicht kommst du irgendwie noch auf Platz drei. Als ich dann nur noch überholt habe, war ich wie im Flow«, verriet sie dem Leichtathletik-Portal.

In Tübingen jubelte derweil ihre Trainerin Isabell Baumann und meinte: »Ich bin extrem begeistert von dem, was die Hanna da aus diesem schwierigen Rennen gemacht hat, denn solche taktischen Rennen können auch ins komplette Verderben führen. Aber was sie dann hinten raus an Energie mobilisiert hat, und mit welcher Entschlossenheit sie da gelaufen ist – das war schon sehr gut.«

Hanna Klein ihrerseits lobte noch in Polen öffentlich und überschwänglich ihre Trainerin und sagte: »Isabelle ist ein ganz großer Teil des Erfolgs.« In einem Telefonat vor dem Rennen habe die Trainerin ihr einfach nur gesagt: »Hanna bleib einfach wach.« Wie wach Hanna Klein dann wirklich war, bewies sie in ihrem knallharten Endspurt.

Im Gegensatz zu ihr konnte Hindernisspezialistin Gesa Felicitas Krause (Trier) das schnelle Tempo auf den letzten 300 Metern nicht mitrennen. Bei ihrem Ausflug über die 1 500 Meter wurde Gesa Felicitas Krause nur Achte in 4:24,26 Minuten. Während sie sich nun in den USA auf Olympia und ihre Spezialstrecke vorbereiten will, nimmt Bundeskader-Athletin Hanna Klein von der Hallen-EM und ihren wenigen, aber richtig guten Rennen im vergangenen halben Jahr die Gewissheit mit, dass sie sich in taktischen Rennen behaupten kann.

Deshalb wird die deutsche Hallenmeisterin über 3 000 Meter sicher nun auch mit einer großen Portion Selbstvertrauen in die Freiluftsaison gehen, in der ihre erstmalige Olympiateilnahme ihr sportlicher Höhepunkt sein soll. »Ich hoffe, dass ich in meiner Entwicklung noch einen Schritt weiter komme«, gab sich die WM-Elfte von 2017 über 1 500 Meter aber bescheiden mit Blick auf ihre nächsten Ziele. (GEA)