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Hamilton zittert kurz: Nach Vettel-Crash zur Pole Position

Lewis Hamilton ist auf dem besten Weg, den Formel-1-Siegrekord von Michael Schumacher einzustellen. In Sotschi schnappte sich der Brite die Pole Position. Für Sebastian Vettel endet der Arbeitstag mit einem Unfall.

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War im Qualifying in Sotschi am schnellsten: Mercedes-Pilot Lewis Hamilton. Foto: Luca Bruno/Pool AP/dpa
War im Qualifying in Sotschi am schnellsten: Mercedes-Pilot Lewis Hamilton. Foto: Luca Bruno/Pool AP/dpa

SOTSCHI. Penibel hob Sebastian Vettel nach seinem kapitalen Crash in Sotschi den abgerissenen Frontflügel auf und stopfte ihn ins Cockpit seines demolierten Ferrari.

Ein heftiger Unfall hatte in der Formel-1-Qualifikation beim Großen Preis von Russland den Arbeitstag des Hessen vorzeitig beendet. »Ich habe mich ein bisschen vertan und dann das Auto verloren«, erklärte der 33-Jährige ernüchtert, nachdem er in die Streckenbegrenzung gekracht war. Von Startplatz 15 aus dürfte sein 250. Formel-1-Rennen am Sonntag (13.10 Uhr/RTL und Sky) für Vettel erneut kein Vergnügen werden.

Die Pole Position holte sich zum 96. Mal in seiner Karriere WM-Spitzenreiter Lewis Hamilton. Der Mercedes-Fahrer war bei seinem Streckenrekord in 1:31,304 Minuten mehr als eine halbe Sekunde schneller als der Niederländer Max Verstappen im Red Bull. Der Finne Valtteri Bottas musste sich im zweiten Silberpfeil mit Platz drei begnügen. »Mir hat das Herz die ganze Zeit bis zum Hals geklopft«, sagte Hamilton, der in Sotschi mit seinem 91. Grand-Prix-Sieg den Rekord von Michael Schumacher einstellen kann.

Durch Vettels Crash war allerdings auch Hamilton schwer in Bedrängnis geraten. Dem Mercedes-Star war wegen Verlassens der Strecke seine erste Zeit aberkannt worden, seinen zweiten Versuch musste er wegen Vettels Malheur abbrechen. Gerade noch rechtzeitig trat Hamilton dann seine entscheidende Runde im zweiten Durchgang an - und schaffte noch den Sprung unter die besten Zehn. »Es war eine der schlimmsten Qualifikationen für mich«, bekannte der 35-Jährige.

Für ihn und Mercedes ist das Sochi-Autodrom eine Paradestrecke. Sechsmal gastierte die Formel 1 bislang auf dem Olympia-Gelände von 2014, jedes Mal kam ein Silberpfeil-Fahrer als Erster ins Ziel. Bottas feierte hier 2017 seinen ersten Sieg in der Formel 1, im Jahr davor triumphierte Nico Rosberg auf dem Weg zum Titel. Viermal sogar hieß der Sieger Hamilton.

Auch in dieser Saison hat der Titelverteidiger bereits sechs von acht WM-Läufen gewonnen und ist auf geradem Kurs zu seiner siebten Weltmeisterschaft. Auch dieser Schumacher-Rekord wackelt längst, denn die Mercedes-Übermacht dürfte sich angesichts des konstanten Regelwerks auch im nächsten Jahr fortsetzen. Die Sieg-Bestmarke wird wohl schon im Herbst fallen. »Früher oder später wird es passieren. Ich habe nicht vor, allzu bald aufzuhören«, sagte Hamilton.

Die Konkurrenz kann da bestenfalls Geleit geben, auch wenn Verstappen sich mit einer starken Schlussrunde in der Qualifikation noch zwischen die beiden Mercedes-Fahrer schob. »Das hatte ich nicht erwartet. Es wird interessant«, sagte der 22-Jährige.

Völlig chancenlos dagegen bleiben Ferrari und Vettel. Auch eine leicht verbesserte Aerodynamik half der abgehängten Scuderia an der Schwarzmeerküste wenig. »Ich hatte kein gutes Gefühl in den Runden davor, wollte dann ein bisschen mehr Risiko gehen«, sagte Vettel nach seinem Unfall. Beinah wäre Teamgefährte Charles Leclerc noch in den havarierten Ferrari gerast, der Monegasse konnte gerade noch ausweichen. Kurz darauf war auch für Leclerc als Elfter vorzeitig Feierabend.

Schwer enttäuscht verließ auch Veteran Kimi Räikkönen die Strecke. Der 40 Jahre alte Finne leistete sich im Alfa Romeo einen Dreher und wurde als 20. nur Letzter. Keine gute Ausgangslage für Räikkönen, der am Sonntag mit seinem 322. Start den Rekord von Rubens Barrichello egalisieren kann. (dpa)