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Haaland, die Brüder Bö und Carlsen - immer wieder Norwegen

Die Titelverteidigung im Blitzschach, ein Aufsehen erregender Transfer im Fußball und Sieg um Sieg im Wintersport. Warum sind die Norweger so erfolgreich?

Magnus Carlsen
Magnus Carlsen hat seinen WM-Titel im Blitzschach verteidigt. Foto: Maria Emelianova/AP/dpa
Magnus Carlsen hat seinen WM-Titel im Blitzschach verteidigt. Foto: Maria Emelianova/AP/dpa

Oslo (dpa) - Den 10. Januar hat sich Harald längst reserviert. »Der König ist während der Europameisterschaft im Männerhandball anwesend, Nidaröhallen, Trondheim«, heißt es im offiziellen Kalender des norwegischen Königshauses.

Es wäre auch schwer vorstellbar, dass sich der Monarch als ausgewiesener Sportsfreund dieses Großereignis, das sein Land zusammen mit Österreich und Schweden ausrichtet, entgehen lässt. Der hohe - sozusagen majestätische - Stellenwert des Sports in der Gesellschaft ist ein Grund für die Erfolge des Fünf-Millionen-Einwohner-Ländchens auf der Weltbühne.

Norwegen, vor zwei Jahren bei den Olympischen Winterspielen in Pyeongchang die Nummer eins im Medaillenspiegel, beherrscht gerade wieder weite Teile des Wintersports. Johannes Kläbo und Therese Johaug bestimmen den Skilanglauf, bei der Tour de Ski sind sie die Favoriten. Die Bö-Brüder Johannes Thingnes und Tarjei stehen im Biathlon vorn. Jarl Magnus Riiber und Jörgen Graabak dominieren die Nordische Kombination, Maren Lundby liegt im Skispringen vorne, und Alexander Aamodt Kilde führt den Gesamt-Weltcup der Alpinen an.

Die tief in der Kultur verankerte Liebe zur Bewegung in der Natur ist ein Grund für diesen Erfolg. »Wir werden mit Skiern an den Füßen geboren«, sagte die derzeit verletzte Skirennläuferin Ragnhild Mowinckel der »Frankfurter Allgemeinen«.

Der Holmenkollen in Oslo gilt als eine Art Pilgerstätte der Nation. Wenn die nordischen Skisportler Ende März kommen und die Biathleten danach dort ihr Weltcupfinale austragen, treten Tausende mit Würstchen in Thermoskannen als Proviant die U-Bahn-Fahrt den Berg hinauf an oder zelten gleich dort oben im Schnee. Und der König bittet die Sieger in seine Loge. »Trotz aller Ablenkungen, die unsere Zeit mit sich bringt, ist für die Norweger der Weg in die Natur noch immer wichtiger«, sagte Norwegens österreichischer Langlauf-Trainer Alexander Stöckl in Pyeongchang dem »Standard«.

Norwegen ist schon lange keine reine Wintersportnation mehr. Schach-Genie Magnus Carlsen sicherte sich am Samstagabend in Moskau zum dritten Mal den WM-Titel im Schnellschach, am Montag verteidigte er den im Blitzschach. Er ist damit die Nummer eins in den drei gängigen Varianten des Spiels.

Borussia Dortmund rühmt sich, in Erling Haaland den Kampf um »das zurzeit wahrscheinlich spannendste Mittelstürmer-Talent Europas« gewonnen zu haben. Real Madrids einstiges Wunderkind Martin Ödegaard hat bei Real Sociedad in San Sebastian so prächtig entwickelt, dass der Verein seine Fans am 28. Dezember mit einem vermeintlichen Wechsel zu Manchester City foppen konnte - das Datum entspricht in Spanien dem 1. April als Scherztag. Das Nationalteam muss freilich im März in den Play-offs noch um die Teilnahme an der EM kämpfen.

Norwegische Ausnahmesportler schaffen ihren internationalen Durchbruch häufig besonders jung. Handball-Vizeweltmeister Sander Sagosen, der seit drei Jahren als zentrale Figur der Auswahl heraussticht, ist erst 24, Klaebo 23, Haaland gar erst 19. Jakob Ingebrigtsen, der Anfang Dezember in Lissabon zum vierten Mal in Folge U20-Europameister geworden war, ebenfalls. Mit seinen Brüdern Henrik und Filip - alle drei waren schon Europameister auf den Mittelstrecken bei den Erwachsenen - genossen sie die Ehre, als Europäer mit Pacemaker-Aufgaben den Kenianer Eliud Kipchoge im Oktober in Wien zum ersten Marathon unter zwei Stunden zu geleiten.

Familiäre Strukturen als Grundlage des Erfolgs sind typisch in Norwegen. Die Ingebrigtsens werden von Vater Gjert trainiert. »Es ist eine Mischung aus Learning by Doing und Intuition. Wir haben unseren eigenen Plan und machen unser Ding. Ich kenne meine Jungs genau«, sagte er im Interview des »Spiegel«.

Doch wo Erfolg ist, gibt es auch Zweifel. In Pyeongchang herrschte Aufregung, weil die Norweger angeblich tausende Dosen Asthmamittel dabei hatten und möglicherweise ihre Leistungen damit steigerten. Die deutsche Nada beruhigte. Es habe sich nicht um 6000 Dosen im Sinne von Gefäßen gehandelt, sondern um 6000 Mal eine Dosis, also ein Sprühstoß. Das sei bei der Größe des Teams nicht ungewöhnlich. Martin Johnsrud Sundby wurde 2015 der Tour-de-Ski-Sieg wegen Dopings abgenommen, und Johaug musste die Spiele in Pyeongchang auslassen, weil ihre Lippencreme eine verbotene Substanz enthalten hatte. Geht da alles mit rechten Dingen zu?