GRÖDEN. Die deutschen Speedfahrer können mit einem guten Gefühl in die kurze Weihnachtspause gehen.
Zwei Top-Ten-Platzierungen durch Josef Ferstl und Andreas Sander im Super-G, dazu noch ein zwölfter Platz von Ferstl und insgesamt vier Deutsche in den Punkterängen in der Abfahrt von Gröden: Das sind Belege für den Aufschwung nach dem schwachen Start in die Ski-Saison und der schweren Knieverletzung von Thomas Dreßen. Insbesondere Ferstl, der vor einem Jahr auf der berühmten Saslong-Piste in Gröden seinen bislang einzigen Weltcup-Sieg holte, kommt zunehmend besser in Form.
Ein »gutes Gefühl« habe er bei der Fahrt nach Hause, sagte der 29-Jährige in den Dolomiten nach seinem besten Abfahrtsergebnis seit drei Jahren. Er verwies dann bei zweistelligen Minusgraden im Zielgelände auf die grundsätzlichen Ambitionen im WM-Winter: »Mittlerweile sind wir einfach so weit, dass wir schon Top-5- oder Top-3-Plätze ergattern wollen. Aber wir können es nicht erzwingen.«
Überschattet wurde die Abfahrt beim deutlichen Sieg des Norwegers Aleksander Aamodt Kilde, der auf den Zweitplatzierten Max Franz aus Österreich 0,86 Sekunden Vorsprung hatte, von einem schweren Sturz des Schweizers Marc Gisin. Der 30-Jährige verkantete unmittelbar vor dem Sprung über die Kamelbuckel, flog weit durch die Luft, schlug mit dem Kopf auf und blieb bewusstlos liegen. Gisin wurde von Sanitätern versorgt, ein Rettungshubschrauber flog den Verunglückten nach 20 Minuten Behandlungszeit in ein Krankenhaus.
»Marc ist aufgewacht und sein Zustand stabil«, sagte seine Schwester Michelle, die Kombinations-Olympiasiegerin von Pyeongchang, der Schweizer Boulevardzeitung »Blick«. Weitere Informationen zum Zustand des Rennfahrers gab es zunächst nicht. Gisin trug keinen Ski-Airbag. Der Bruder der beiden Olympiasiegerinnen Dominique und Michelle Gisin war bereits im Januar 2015 beim Super-G von Kitzbühel schwer gestürzt und hatte ein Schädel-Hirn-Trauma erlitten. Am Tag seines Unglücks in Gröden erschien in der »Neuen Zürcher Zeitung« eine Kolumne von ihm, in der er von dem Gefühl bei einem Sturz im Ski-Weltcup berichtete.
»Da bleibt einem sozusagen fast das Herz stehen, da wird einem ganz kalt im Rücken, das will man natürlich nicht sehen. Das ist sehr, sehr bitter«, sagte Sander, der den Sturz schon aus dem Ziel auf der großen Videoleinwand verfolgte und am Ende Rang 19 belegte. »Eine blödere Stelle gibt es nicht.«
Weltmeister Beat Feuz aus der Schweiz kam mit 0,92 Sekunden Rückstand auf Kilde auf Rang drei, hatte danach aber vor allem die Gesundheit Gisins im Sinn. »Es ist schön, auf dem Podest zu stehen, aber das ist an einem Tag wie heute nicht so wichtig«, sagte er. »Überhaupt will man so schwere Stürze nie sehen.«
Manuel Schmid (20./+1,91) und Dominik Schwaiger (21./+1,98) belohnten sich für gute Fahrten mit Punkten und können mit Selbstbewusstsein nach Bormio reisen. Dort stehen nach Weihnachten die nächsten Speedrennen an. Der lange verletzte Klaus Brandner verpasste die Top 30 dagegen erneut deutlich und ist derzeit chancenlos. (dpa)