»Es gibt solche Spiele, wo man nicht so souverän auftritt. Diesmal sind wir auf einen hervorragenden Gegner getroffen. Das muss man anerkennen«, sagte der Erfolgscoach nach dem 1:2 (1:1) beim Vizemeister und der ersten Niederlage seit fast vier Monaten. Dass die Münchner womöglich auch zu Ostern noch nicht den Titelgewinn vorzeitig perfekt machen können, störte Heynckes kaum. Vielmehr freute er sich bereits auf einen einwöchigen Heimaturlaub, bevor die ganz großen Aufgaben im Saison-Endspurt warten.
Da war das Spiel in Leipzig nur ein Schönheitsfehler. »Wir müssen auch um unsere Siege kämpfen«, ergänzte Heynckes. Sollte nun Schalke nach der Länderspielpause sein Heimspiel gegen den SC Freiburg gewinnen, würde den Münchnern bei aktuell 17 Zählern Vorsprung auch ein Erfolg gegen Dortmund noch nicht zum vorzeitigen Gewinn der 28. Meisterschaft reichen.
Die Leipziger krönten dagegen nach dem Einzug ins Europa-League- Viertelfinale eine erfolgreiche Woche mit dem ersten Sieg gegen die Bayern in ihrer jungen Club-Historie. Vor 42.588 Zuschauern im ausverkauften Leipziger Stadion brachte Sandro Wagner die Münchner in Führung (12.), doch Naby Keita (37.) und Timo Werner (56.) drehten das Spiel. Für Nationalstürmer Werner war es der erste Liga-Treffer nach 543 torlosen Minuten.
»Hut ab vor der Leistung. Außer in den ersten zehn Minuten haben wir das Spiel in allen Bereichen dominiert. Das sagt gegen die Bayern einiges aus. Wir hätten nur ein paar Tore mehr schießen müssen«, sagte Rangnick und fügte hinzu: »Die Mannschaft hat die Antwort darauf gegeben, ob sie beide Wettbewerbe unter einen Hut bekommen kann.«
Ein »heißes Spiel« hatte RB-Trainer Ralph Hasenhüttl versprochen und seine Mannschaft hielt Wort. Mit allein 11:1 Torschüssen im ersten Durchgang setzten die Gastgeber den Bayern mächtig zu, allein die Chancenverwertung war ausbaufähig. So gelang den Leipzigern im fünften Anlauf der erste Sieg gegen den Branchenprimus, erst im Oktober vergangenen Jahres hatten sich die Münchner im DFB-Pokal glücklich im Elfmeterschießen durchgesetzt.
»Wir sind von Anfang an nicht so in unser Spiel gekommen. Wir hatten viele Ballverluste und haben nicht den Zugriff bekommen. Wir waren nicht so wach wie gewohnt«, sagte Bayern-Torhüter Sven Ulreich.
Die Münchner kassierten dagegen nach 18 Pflichtspielen wieder eine Niederlage, zuletzt hatte es am 25. November 2017 ein 1:2 bei Borussia Mönchengladbach gegeben. Allerdings fehlten beim souveränen Spitzenreiter auch einige Stars in der ersten Elf. Die verletzten Arjen Robben (Nerv), Thiago (Zerrung) und Corentin Tolisso (Schienbeinverletzung) standen erst gar nicht im Kader, dazu gab Heynckes den Stammkräften Robert Lewandowski, Franck Ribery und Jerome Boateng eine Pause.
Und trotzdem schien das Konzept zunächst aufzugehen. Nach einer Flanke von James zeigte sich die Leipziger Hintermannschaft gänzlich unsortiert. Wagner konnte unbedrängt einköpfen, es war das achte Saisontor des Nationalstürmers, der auch im Aufgebot für die nächsten beiden Länderspiele gegen Spanien und Brasilien steht.
Die Leipziger ließen sich von dem Rückstand aber kaum beeindrucken und drängten mit tollem Angriffsfußball auf das Bayern-Tor. Dabei half auch Werner mit, nachdem er ursprünglich nur auf der Bank saß, aber schon nach zehn Minuten für den verletzten Marcel Sabitzer (Bänderriss im rechten äußeren Sprunggelenk) ins Spiel kam. Die erste Leipziger Großchance besaß Yussuf Poulsen, als er frei durch war und an Ulreich scheiterte (14.). Dann klärte Niklas Süle einen Werner-Schuss kurz vor der Linie (27.). So war der Ausgleich fast schon die logische Folge. Den ersten Schuss von Werner konnte Süle noch abblocken, im Nachschuss war Keita zur Stelle.
Auch im zweiten Durchgang waren die Leipziger weiter am Drücker - und wurden auch belohnt. Nach einem feinen Pass von Keita war Werner frei durch, der Ulreich keine Chance ließ. Damit war auch die Tormisere der Stürmers beendet, am 20. Januar hatte Werner zuletzt beim 1:2 in Freiburg getroffen.
Erst nach dem Rückstand taten die Münchner wieder mehr für die Offensive. Heynckes brachte zudem Ribery (61.) und Lewandowski (73.) ins Spiel. Eine erste große Chance hatte Arturo Vidal mit einem Kopfball (68.). In der Schlussphase hatten die Leipziger noch einige brenzlige Situationen zu überstehen.