Wolfsburg (dpa) - Daniel Ginczek vom VfL Wolfsburg ist einer der prominentesten »Was wäre wenn?«-Spieler der Fußball-Bundesliga. Der Stürmer hat seine Profikarriere einst in der Meistermannschaft von Jürgen Klopp und Borussia Dortmund begonnen.
Und Leute wie Wolfsburgs Sportchef Jörg Schmadtke, die ihn gut kennen, trauen ihm prinzipiell sogar den Sprung in die Nationalmannschaft zu.
Was wäre also, wenn sich Ginczek in den vergangenen Jahren nicht so häufig verletzt hätte? Denn bislang hat der Angreifer in seiner Karrierebilanz fast so viele Zweit- (79) wie Erstliga-Spiele (90) stehen. Und auch erst am heutigen Donnerstagabend (21.00 Uhr/DAZN) soll er im Alter von 28 Jahren gegen den französischen Rekordmeister AS Saint-Etienne endlich sein erstes Europapokal-Spiel bestreiten.
»Ich freue mich wie ein kleiner Junge«, sagte Ginczek vor dem letzten Gruppenspiel in der Europa League. »Das ist der Traum jedes Fußballprofis: auf der internationalen Bühne zu zeigen, was er kann.«
Rein sportlich gesehen geht es in dieser Partie um nichts. Der VfL Wolfsburg hat sich bereits vorzeitig für die K.o.-Runde qualifiziert. Für Saint-Etienne ist ein Weiterkommen außer Reichweite. Beide Trainer haben deshalb angekündigt, heute Abend Spieler einzusetzen, die lange verletzt waren oder aus anderen Gründen nur selten zum Zug kommen. Beim VfL nannte Chefcoach Oliver Glasner am Mittwoch namentlich Xaver Schlager, Paulo Otavio - und eben Ginczek.
Der fiel in den ersten Monaten dieser Saison wegen einer Rücken-Operation aus. Ansonsten tauchen in seiner Verletzungshistorie unter anderem zwei Kreuzbandrisse und ein Bandscheibenvorfall auf. Der jüngste Ausfall traf ihn nach einer starken Debütsaison für den VfL. »Wenn man sich die letztjährige Torjägerliste anschaut, dann kommen dort nach Wout Weghorst gleich Daniel und Admir Mehmedi«, sagte Glasner am Mittwoch. »Da beide den Großteil der Hinrunde ausgefallen sind, haben uns zuletzt im Vergleich zur Vorsaison zwölf Tore gefehlt. Das waren fast ein Viertel aller Tore jener Saison.«
Über Ginczeks Rückkehr freut sich der Österreicher deshalb sehr. »Daniels Abschlussqualitäten und seine physische Präsenz haben uns gefehlt«, sagte Glasner. Umgekehrt zeigte der Stürmer am Mittwoch auch Verständnis für die massive Kritik, die der Trainer am Wochenende an der Mentalität der Wolfsburger geübt hatte.
Welche Reaktion zeigt der VfL nun in den letzten vier Spielen des Jahres gegen Saint-Etienne, Borussia Mönchengladbach, Schalke 04 und Bayern München? Das ist die große Frage. »Wir haben jetzt eine riesen Chance«, sagte Ginczek dazu. »Die nächsten vier Gegner sind allesamt sehr schwer. Aber genau deshalb können wir allen beweisen, welche Qualität in der Mannschaft steckt.«
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