Stockholm (dpa) - Gezeichnet vom vergeblichen Kampf um das erste EM-Gold mit Kroatien nahm Domagoj Duvnjak mit Tränen in den Augen die Ehrung als wertvollster Spieler der Handball-Europameisterschaft in Empfang.
Viel lieber als die Silbermedaille hätte der Star vom deutschen Rekordmeister THW Kiel in Stockholm den Siegerpokal in den Händen gehalten. Doch den nahm erneut Titelverteidiger Spanien durch den 22:20 (12:11)-Endspielerfolg nach Hause mit.
»Ich bin leer und sehr traurig. Diese Niederlage tut echt weh«, sagte Duvnjak. »Wir haben noch nie die EM gewonnen, das war unser größter Traum. So ist das Leben.« Noch am Abend ging es mit einem Charterflug zurück in die Heimat, wo trotz des verpassten Titels am Montag ein Empfang geplant ist.
In Jubelstimmung war Spaniens Abwehrrecke Gedeon Guardiola vom Bundesligisten Rhein-Neckar Löwen. »Wir haben zwei Jahre hart dafür gearbeitet und sind bei den Olympischen Spielen in Tokio dabei«, sagte der 35-Jährige nach dem Finalkrimi bei ARD One. Mit einem großen Empfang in der Heimat ist dennoch nicht zu rechnen. »Spanien ist ein Fußball-Land. Wir werden uns selbst feiern«, sagte Guardiola. Danach tanzte er ausgelassen mit seinen Teamkollegen auf dem Siegerpodest.
Vor 17.800 Zuschauern in Stockholm reichten auch fünf Treffer von Duvnjak nicht zum ersehnten Triumph für die Kroaten. Selbst Staatspräsidentin Kolinda Grabar-Kitarović war kurzfristig in die schwedische Hauptstadt gereist und drückte im kroatischen Trikot auf der Tribüne die Daumen.
Ohnehin war die riesige Tele2 Arena fest in der Hand tausender kroatischer Fans, die ihre Mannschaft wie schon beim dramatischen 29:28-Sieg nach zweimaliger Verlängerung im Halbfinale gegen den EM-Dritten Norwegen frenetisch unterstützten. Vor allem Kapitän Duvnjak wurde immer wieder gefeiert.
Der 31 Jahre alte Rückraumspieler, der schon 2008 und 2010 in den verlorenen EM-Endspielen dabei war, nahm das Zepter zu Beginn in die Hand und zeigte vor allem vom Siebenmeterpunkt Nervenstärke. »Er ist ein Topspieler, eine große Persönlichkeit mit einem großen Herz. Er ist unser Held und Anführer«, hatte Kreisläufer Zeljko Musa vom SC Magdeburg schon nach dem Halbfinal-Thriller gelobt.
Die Spanier, für die es bereits das sechste EM-Endspiel war, ließen sich jedoch weder von der hitzigen Atmosphäre auf den Rängen noch von der individuellen Klasse der Kroaten beeindrucken und blieben bis zum 6:6 auf Augenhöhe. Selbst als Kroatien in der 19. Minute beim 10:7 erstmals auf drei Tore weg zog, blieben die Iberer cool.
Mit stoischer Gelassenheit spielte der Champion von 2018 seine Angriffe erfolgreich aus und hinten lief der zum besten EM-Torwart gekürte Gonzalo Perez de Vargas zur Hochform auf. Nach einem 4:0-Lauf ging Spanien erstmals in Führung und nahm diese auch mit in die Halbzeit. Nach dem Wechsel blieb das Momentum erst einmal bei den Spaniern. Während die Kroaten schwere Beine bekamen, nutzte der deutsche Vorrundengegner jede sich bietende Chance und schuf sich beim 16:12 ein Vier-Tore-Polster.
Doch der Weltmeister von 2003 und Olympiasieger von 2004 bewies erneut sein großes Kämpferherz. Das Team von Trainerfuchs Lino Cervar, der damals schon an der Seitenlinie stand, war Mitte der zweiten Halbzeit beim 15:16 wieder dran und ging sechs Minuten vor Schluss in Führung. In der Schlussphase schlugen die Spanier jedoch zurück und bejubelten nicht unverdient den Sieg. »Sie waren heute besser«, räumte Kroatiens Rechtsaußen Zlatko Horvat ein.