STUTTGART. Den EM-Titel wollten sie holen. Daraus wurde nichts. Stattdessen müssen die deutschen Fußballer früher als gedacht die Segel streichen. Auch der Heimvorteil bei der Europameisterschaft half nicht, Defizite auszugleichen, die im Viertelfinale letztlich entscheidend waren. Die Abschluss-Schwäche hatte sich in zwei, drei vorherigen Spielen bereits abgezeichnet. Zwar schien durch Florian Wirtz' späten Ausgleich noch die Wende möglich, doch mit dieser Szene war das Turnier-Glück des Teams aufgebraucht. Diesmal jubelte Spanien kurz vor Schluss.
Dennoch ist der Viertelfinal-K.o. nur eine leichte Enttäuschung. Ein Team, das noch vor einem Dreivierteljahr am Boden lag, hatte sich in den letzten Monaten gut verkauft und bei den Fans wieder eine Begeisterung für eine Mannschaft ausgelöst, die in den vergangenen Jahren von einer Pleite in die nächste gestolpert war. Zwar hatte man bei dieser EM den Eindruck, dass Spieler und Bundestrainer Julian Nagelsmann das Team im Wissen um die Problem-Bereiche auch starkreden wollten. Aber die bisher größte Baustelle namens Abwehr erwies sich nicht als der große Schwachpunkt. In den ersten vier Spielen wurden nur zwei Gegentore zugelassen. Das war eine positive Überraschung.
Teamgeist kann nicht immer Berge versetzen, doch mit der Generation von Jamal Musiala und Florian Wirtz sowie einigen Routiniers muss es möglich sein, künftig wieder eine Mannschaft aufzubauen, die früher oder später an einstige Erfolgszeiten anknüpfen kann. Mit dem Ende der Ära Toni Kroos, der für Stabilität sorgte, aber die ganz großen Erwartungen nicht erfüllen konnte, und den absehbaren Rücktritten von Manuel Neuer sowie Thomas Müller bricht eine neue Zeit an. Auch für Ilkay Gündogan könnte dies ein Einschnitt sein. Vor der Weltmeisterschaft 2026 in den USA, Mexiko und Kanada muss der Mannschaft dennoch nicht bange sein. Das Team hat Potenzial, es wird dann ohne den speziellen Druck dieses Heim-Turniers auflaufen können. Ein Anfang ist gemacht. (GEA)