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Ein aufregendes Geschäft

Warum ein Journalist Akkreditierungen braucht und das manchmal auch ausgesprochen ärgerlich sein kann

Hinein ins Geschehen kommt der Journalist immer nur mit einer Akkreditierung.  FOTO: EIBNER
Hinein ins Geschehen kommt der Journalist immer nur mit einer Akkreditierung. FOTO: EIBNER
Hinein ins Geschehen kommt der Journalist immer nur mit einer Akkreditierung. FOTO: EIBNER

REUTLINGEN. Früher war nicht alles besser, aber anders. Okay, manchmal auch besser. Früher reichte für vieles ein Presseausweis. Akkreditierungen für bestimmte Veranstaltungen gab es nicht wirklich, nur in absoluten Ausnahmefällen im politischen Journalismus. Man ging als Journalist zu einem Termin. Oder man ging eben nicht. Der soziale Status des Journalisten war noch einigermaßen akzeptiert. Heute braucht man zwingend Akkreditierungen. Ob das mit dem sozialen Status zu tun hat, diese Frage ist offen. Man braucht einfach Akkreditierungen. Und weil es immer mehr Journalistinnen und Journalisten gibt, und immer mehr Veranstaltungen, braucht man immer mehr Akkreditierungen. Und immer mehr Leute, die über diese Akkreditierungen befinden. Außerdem werden Akkreditierungen auch immer komplizierter. Damit die Hoffnung besteht, dass der Journalist die Nerven verliert und sich gar nicht mehr akkreditieren will.

Allein das bürokratische Beiwerk und der umfangreiche Formularkram, der zu erledigen ist, um zu einer, sagen wir einmal, Fußball-Weltmeisterschaft zugelassen zu werden, wird immer unübersichtlicher. Was einen simplen Grund hat. Mit der steigenden Zahl der Journalisten kann die Anzahl der Arbeitsmöglichkeiten auf den Pressetribünen nicht automatisch zunehmen.

Wer zu einer Fußball-Weltmeisterschaft will, muss nachweisen, dass er als Journalist sein Geld verdient. Dazu dient zwar immer noch der Presseausweis, aber längst nicht mehr allein und grundsätzlich. Man muss nachweisen, dass man intensiv über den nationalen und internationalen Fußball schreibt. Diese Texte muss man den umfangreichen Presseabteilungen der internationalen Sportverbände vorlegen. Und zwar immer wieder neu. Weil man vor vier Jahren über Fußball geschrieben haben kann, aktuell aber nicht. Wenn alles funktioniert, wird man für eine Veranstaltung akkreditiert. Das heißt aber noch nicht, dass man die einzelnen Veranstaltungen dieser Veranstaltung besuchen darf. Dafür müssen Einzelakkreditierungen ausgestellt werden. Weil es Grenzen gibt. Und weil es nie so viele Plätze gibt wie interessierte Journalisten.

Noch problematischer wird die Geschichte, wenn zu den Akkreditierungen auch noch Visa beantragt werden müssen. Wer nach Russland will, braucht ein Visum. Nicht nur für Russland, auch für andere Länder. Um Wladimir Putin nicht zu nahe zu treten. Ein Visum muss man schriftlich beantragen. In aller Regel in den Konsulaten dieser Länder. Das kann schwierig sein. Wer nach Russland will, seine Unterlagen einsendet und freudig ins Konsulat fährt, um diese abzuholen, kann ziemlich enttäuscht vor verschlossenen Portalen stehen. Und wenn er im Konsulat ist, auch vor verschlossenen Türen. Wenn man ungeduldig ist, schließen sich auch Türen, die vorher offen waren. Schicksal.

Und noch ein Risiko

Die Spannung steigt mit dem Verlust an Zeit. Die Veranstaltung rückt terminlich unweigerlich näher, und noch gibt es kein Visum. Die zuständigen Stellen sagen dann oft, dass man es noch einmal versuchen sollte. Oder sie sagen, das Visum wird zugeschickt. Was den Nachteil hat, dass die Zustellung als Problem hinzukommt. Und damit ein weiteres Risiko entsteht. Konkret habe ich mein Visum für die Fußball-Weltmeisterschaft 2018 in Russland auf dem Bürgersteig des Reutlinger Burgplatzes gefunden. Manchmal ist man schon ziemlich erschöpft, bevor eine Veranstaltung überhaupt angefangen hat. Oder sagenhaft glücklich, dass doch noch alles funktioniert.

DIE KAMPAGNE

Mit der Kampagne »Journalismus zeigt Gesicht« wollen die baden-württembergischen Zeitungsverlage auf die Bedeutung des Journalismus hinweisen und die Arbeit der Journalisten transparent machen. In der Serie beschreiben wir, wie der Alltag in der GEA-Redaktion aussieht, und erklären, nach welchen Kriterien wir arbeiten. (GEA)

2020 findet die Fußball-Europameisterschaft in zwölf Ländern des Kontinents statt. Eine Idee von Michel Platini, der war einmal Präsident der Europäischen Fußball-Union Uefa. Die deutsche Fußball-Nationalmannschaft absolviert alle drei Vorrundenspiele in München. Danach könnte es schwierig werden. Nicht nur für Joachim Löw. Auch für die, die über das weitere Schicksal des Bundestrainers berichten wollen. (GEA)