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Deutschland bei der Europameisterschaft: »Wir lernen viel bei jedem Spiel«

Das deutsche Team hat nach dem 23:28 gegen Norwegen den Halbfinal-Einzug nicht mehr in eigener Hand.

Die eingespielten Norweger um Sander Sagosen (oben) waren für Johannes Golla & Co. zu stark.  FOTO: MURAT/DPA
Die eingespielten Norweger um Sander Sagosen (oben) waren für Johannes Golla & Co. zu stark. FOTO: MURAT/DPA
Die eingespielten Norweger um Sander Sagosen (oben) waren für Johannes Golla & Co. zu stark. FOTO: MURAT/DPA

BRATISLAVA. Das könnte es mit dem Halbfinal-Traum gewesen sein: Die deutsche Handball-Nationalmannschaft hat bei der Europameisterschaft auch ihr zweites Hauptrundenspiel verloren und den Einzug in die Vorschlussrunde nicht mehr in der eigenen Hand. Gegen Norwegen kassierte die Mannschaft von Bundestrainer Alfred Gislason am Freitag in Bratislava eine 23:28 (12:14)-Niederlage. Johannes Golla war mit vier Treffern bester Torschütze der Auswahl des Deutschen Handballbundes (DHB), die am Sonntag (18 Uhr/ARD) gegen Schweden einen Sieg benötigt, wenn sie noch eine realistische Chance auf die Finalspiele in Budapest haben will.

»Wir haben nie von einer Halbfinal-Platzierung gesprochen, sondern versuchen, am Sonntag ein gutes Spiel zu machen«, sagte Bundestrainer Alfred Gislason. Man habe gegen Norwegen alles gegeben, unterstrich der Isländer. »Am Schluss hat ein bisschen die Kraft gefehlt. Wir lernen viel bei jedem Spiel. Norwegen war einfach besser. « Philipp Weber hob darauf ab, dass man sich keinen Vorwurf machen könne. Man habe »noch nicht die Automatismen«, wie sie die Norweger hätten.

»Am Schluss hat ein bisschen die Kraft gefehlt«

Julius Kühn hätte gegen Norwegen nach seiner Corona-Infektion theoretisch wieder mitspielen können, doch sein Test-Ergebnis ließ nach DHB-Angaben keine Rückkehr ins Turnier zu. Insgesamt befinden sich also weiterhin elf Spieler in Isolation. Einige von ihnen könnten zur Begegnung gegen Schweden aber in den Kader zurückkehren. Erfreulich: Bei allen Spielern aus dem aktuellen Aufgebot fielen die Corona-Tests am Freitag negativ aus.

Vor 2 026 Zuschauern in der Arena Ondreja Nepelu kamen die Deutschen stark in die Begegnung und unterbanden in der Anfangsphase das gefürchtete norwegische Tempospiel. Der Rückzug war gut, die Abwehr stand ebenfalls – und Schlussmann Johannes Bitter wuchs über sich hinaus. Fast 40 Prozent der Würfe auf sein Tor wehrte der Hamburger in der ersten Halbzeit ab. Ein absoluter Weltklasse-Wert. Seine ersten zwei Paraden ermöglichten auch die ersten beiden deutschen Gegenstoßtreffer über Lukas Zerbe zum 4:2 (8.) und 5:3 (11.). Keine Frage: In der Anfangsphase zwangen die Deutschen den Norwegern ihr Spiel auf, doch von Minute zu Minute wurden wie schon bei der Niederlage gegen Spanien die Probleme im Positionsangriff deutlich.

Sechs technische Fehler bis zum Seitenwechsel sprechen für sich, nach dem 6:5 (14.) durch Christoph Steinert blieb die DHB-Auswahl neun Minuten lang ohne eigenen Treffer und erspielte sich in dieser Phase noch nicht einmal klare Tormöglichkeiten. Kurzum: In der Offensive stieß der Europameister von 2016 einmal mehr gegen einen guten Gegner an seine bekannten und deshalb erwartbaren Grenzen. Das sah auch DHB-Sportvorstand Axel Kromer so: »Wir haben zu viele Fehler gemacht und hatten auch keine Wurfpräzision.«

Doch dafür gibt es eine einfache Erklärung: Die norwegischen Stars Sander Sagosen und Harald Reinkind spielen beim deutschen Meister THW Kiel, die DHB-Rückraumakteure Lukas Stutzke und David Schmidt beim Bergischen HC. Einem Verein aus dem Tabellen-Mittelfeld der Bundesliga. Irgendwo muss der Qualitätsunterschied also herkommen.

Bitter verhinderte mehrfach Schlimmeres und sorgte mit teils spektakulären Paraden dafür, dass der Rückstand nach dem 9:12 (27.) nicht noch größer wurde. Beim 12:14 zur Pause war entsprechend noch alles drin. Nur musste eben dringend eine Steigerung im Angriff her. Doch nur wie?

Bundestrainer Alfred Gislason versuchte es zunächst mit Philipp Weber auf der Mitte, die Angriffseffektivität blieb aber unter der 50-Prozent-Marke. Bitter hielt zudem nicht sein Weltklasse-Niveau aus der ersten Halbzeit, wurde deshalb gegen Daniel Rebmann ausgetauscht. Doch alle personellen Maßnahmen brachten nicht den gewünschten Erfolg, Norwegen zog auf 22:17 (46.) davon. »Trotzdem ein Riesenkompliment an das Team. Wir haben nicht aufgegeben und bis zuletzt gekämpft«, lobte Bitter. (GEA)