Brisbane (dpa) - Trotz eines heftig kriselnden Alexander Zverev dürfen die deutschen Tennis-Herren beim ATP Cup in Australien weiter auf den Einzug in die K.o.-Runde hoffen.
Die Mannschaft von Teamchef Boris Becker gewann am Sonntag in Brisbane ihr zweites Gruppenspiel gegen Griechenland mit 2:1 und wahrte nach der Auftaktniederlage gegen Australien am Freitag die Chance auf das Weiterkommen. Den entscheidenden Punkt holte das Doppel Kevin Krawietz und Andreas Mies. Die beiden French-Open-Sieger rangen das griechische Duo Stefanos Tsitsipas und Michail Pervolarakis im Match-Tiebreak mit 3:6, 6:3, 17:15 nieder und wehrten dabei sechs Matchbälle ab.
Zuvor hatte Jan-Lennard Struff gegen Pervolarakis 6:4, 6:1 gewonnen, Zverev nach einer erneut schwachen Leistung aber klar mit 1:6, 4:6 gegen Tsitsipas verloren. Am Dienstag geht es nun gegen Kanada hinter den bereits für das Viertelfinale qualifizierten Australiern um Rang zwei, der eventuell noch für einen Platz in der Runde der letzten Acht reichen kann. Neben den sechs Gruppensiegern qualifizieren sich beim neuen Teamwettbewerb zu Beginn des Jahres auch die beiden besten Gruppenzweiten.
In die Freude über den Sieg mischten sich im deutschen Team aber Sorgen um Spitzenspieler Zverev. Der 22-Jährige ist zu Beginn der neuen Saison noch meilenweit von seiner Bestform entfernt. Gegen Tsitsipas zeigte die deutsche Nummer eins im Spitzeneinzel eine phasenweise erschreckende Leistung. Vor allem der Aufschlag bereitet dem gebürtigen Hamburger wie schon in Phasen der Vorsaison sehr große Sorgen. Zverev leistete sich insgesamt zehn Doppelfehler und machte es Tsitsipas damit leicht.
Immer wieder haderte Zverev mit sich und der Welt und legte sich phasenweise sogar lautstark mit seinem Vater und Trainer Alexander Senior an. Teamchef Becker saß hilflos daneben, die ruhigen und besonnenen Worte der Tennis-Legende kamen bei Zverev nicht mehr an. In dieser Verfassung dürften die in zwei Wochen in Melbourne beginnenden Australian Open für ihn schnell vorbei sein.
»Mein Aufschlag ist nicht da. Ich mache Doppelfehler. Schlage mit 120 km/h auf. So kann man nicht gewinnen«, sagte ein ratloser Zverev nach der fünften Niederlage in Serie gegen Tsitsipas. »Ich muss ihn mir irgendwie zurückholen und auf den Platz gehen und viel trainieren«, sagte Zverev.
Dank Krawietz und Mies konnte Deutschlands Spitzenspieler am Ende aber doch wieder ein bisschen lachen. Denn das deutsche Doppel bewies große Nervenstärke und zeigte eine starke Leistung. »Sie sind unter Druck phänomenal«, lobte Becker das Duo. »Glauben Sie mir: Es ist deutlich einfacher, auf dem Platz zu stehen, als als Coach auf der Bank zu sitzen«, sagte der dreimalige Wimbledonsieger. Das galt sowohl für das Doppel als auch für die Partie von Zverev.