REUTLINGEN. Samsondin Ouro ist ein echtes Eigengewächs des SSV Reutlingen. Der 21-Jährige durchlief seit 2007 alle Mannschaften in der Nachwuchsabteilung des Oberligisten und zählte stets zu den Leistungsträgern. Heute ist Ouro Stammspieler beim NS Mura - und feierte am gestrigen Samstag den slowenischen Meistertitel.
Bereits beim morgendlichen Anschwitzen kannte die Euphorie im fußballverrückten Murska Sobota keine Grenzen. Unzählige Fans waren zum Trainingsgelände gekommen, um ihre Mannschaft für das große Spitzenduell um die Meisterschaft gegen Maribor am Abend einzuheizen. Für Mura zählte im letzten Saisonspiel nur ein Sieg, um noch Meister zu werden.
Trotz Punktgleichheit hätten sie dann den direkten Vergleich mit Maribor für sich entschieden. Für den jungen Reutlinger Ouro war es das bisher größte Spiel seiner Karriere.
»Wir haben immer an uns geglaubt und wussten, dass wir die Qualität haben Maribor zu schlagen«
Der Start in die Partie verlief für Mura nach Maß: Nach mehr als einer halben Stunde ging Mura durch Verteidiger Klemen Sturm in Führung, die Meisterschaft war zum Greifen nahe. Eine Antwort Maribors ließ jedoch nicht lange auf sich warten. Kurz vor der Halbzeit erzielte der frühere Florenz-Profi Jan Mlakar den Ausgleichstreffer. »Wir haben als Team immer an uns geglaubt und wussten, dass wir die Qualität haben Maribor zu schlagen. Auch nach dem Ausgleichstreffer«, sagt Ouro. Durch einen schnellen Doppelschlag (75./78.) stellte Mura auf 3:1. Das Tor zur Meisterschaft war damit wagenweit geöffnet. In den letzten Minuten ließen sie nichts mehr anbrennen und krönten sich am Ende zum slowenischen Meister. Nach dem Pokalsieg im letzten Jahr ist das ein weiteres Highlight und ein absoluter Meilenstein für den Traditionsclub, der 2013 nach einer abermaligen Insolvenz zwangsabsteigen musste und erst seit drei Jahren wieder erstklassig spielt.
Die Party kannte im Anschluss keine Grenzen. Mehr als 3.000 Mura-Anhänger empfingen Ouro und Co. im heimischen Stadion. »Wir haben im Stadion noch mächtig gefeiert. Es freut mich unglaublich, dass wir die Menschen in unserer Stadt glücklich machen konnten. Wir haben etwas wirklich krasses erreicht«, betont Ouro. Auf seinem Handy sind nach dem Spiel unzählige Glückwünsche eingegangen, »ich habe aber keine Ahnung, wie viele es wirklich waren«.
Unterstützung aus der Heimat
Für das große Meisterschaftsspiel ist Ouros Berater, Leon Smoljan, extra nach Maribor angereist. Die beiden sind nicht nur Geschäftspartner, sie verbindet auch eine enge Freundschaft. Auch ein anderer Freund aus Reutlingen war extra gekommen, um ihn von der Tribüne aus zu unterstützen. Beim letzten Saisonspiel waren rund 600 Zuschauer im Stadion erlaubt.
Für den 21-Jährigen, der erst im Winter aus Zagreb kam, verlief der Start bei seinem neuen Verein damit wie in einem Traum. Der junge Reutlinger ist unumstrittener Stammspieler und zeigte vor allem in den letzten Wochen starke Leistungen. Deshalb stand er auch bereits dreimal in der Elf der Woche. Vor zwei Jahren spielte er noch in der Junioren-Oberliga gegen Lörrach, Nagold und Löchgau. Jetzt ist Ouro frischgebackener slowenischer Meister und spielt in der kommenden Saison in der Champions League Qualifikation. So schnell kann es im Fußball manchmal gehen. (GEA)