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Der Medaillentraum lebt: Deutschland schlägt Frankreich

Vor 18 000 Fans schlägt ein wie entfesselt aufspielendes deutsches Nationalteam Frankreich mit 76:63

EM-Traumstart mit großer Leidenschaft: Deutschlands bester Werfer Johannes Thiemann (links) glänzt im EM-Auftaktspiel gegen Fra
EM-Traumstart mit großer Leidenschaft: Deutschlands bester Werfer Johannes Thiemann (links) glänzt im EM-Auftaktspiel gegen Frankreich mit 14 Punkten. FOTO: GAMBARINI/DPA
EM-Traumstart mit großer Leidenschaft: Deutschlands bester Werfer Johannes Thiemann (links) glänzt im EM-Auftaktspiel gegen Frankreich mit 14 Punkten. FOTO: GAMBARINI/DPA

KÖLN. Ringt einer der größten Sportler in der deutschen Geschichte und mit ihm gleich 18 000 Zuschauer um Tränen, dann ist klar: Es muss etwas Außergewöhnliches passiert sein. So geschehen am gestrigen Abend in der Kölner Lanxess Arena. Dabei geriet der furiose 76:63-Auftaktsieg der deutschen Nationalmannschaft bei der Europameisterschaft gegen den Olympia-Zweiten Frankreich fast schon ein wenig zur Nebensache. Denn das große Highlight spielte sich vor der Partie ab. Im Mittelpunkt: Die deutsche NBA-Legende Dirk Nowitzki.

Sein Trikot mit der Nummer 14 wurde unter dem Hallendach verewigt und wird nie wieder vergeben. Um 20.07 Uhr war es so weit. Mit langen Schritten und feuchten Augen marschierte der 2,13 Meter große und aus Würzburg stammende Nowitzki auf das Parkett. Es war ein Moment, den niemand so schnell vergessen wird. Gleichzeitig hatte man das Gefühl, als würde das Hallendach davonfliegen. Gänsehaut pur. Vor Ort war auch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, der eine Rede hielt. Zudem ließ es sich Marc Cuban, Besitzer der Dallas Mavericks, für die Nowitzki seine gesamte NBA-Karriere auflief, nicht nehmen, bei der Trikot-Zeremonie des achtbesten Scorers der NBA-Geschichte hautnah dabei zu sein.

Thiemanns Spiel seines Lebens

Zum Spiel. Ganze 3:49 Minuten mussten sich die Fans gedulden, bis sie die ersten deutschen Punkte bejubeln durften. NBA-Spielmacher und Kapitän Schröder traf doppelt von der Freiwurflinie. Doch was die Mannschaft von Headcoach Gordon Herbert im Anschluss zeigte, war nahe der Perfektion – insbesondere in der Verteidigung. Einsatz, Wille, Aggressivität aber auch die Qualität im Angriffsspiel: Es stimmte einfach alles beim DBB-Team. Und das, obwohl es Dennis Schröder (elf Punkte), der Ausnahmespieler im deutschen Kader, verhältnismäßig ruhig angehen ließ. Doch andere Spieler sprangen dafür in die Bresche. Eigentlich unfair, nach solch einer unglaublichen Leistung, einzelne Spieler rauszupicken. Doch an Johannes Thiemann führt kein Weg vorbei. Der Center von Alba Berlin machte gegen Frankreichs 2,16 Meter-Hünen Rudy Gobert das Spiel seines Lebens.

Mehr als beachtlich, schließlich ist der Franzose kein Geringerer, als der bereits dreimal zum besten gewählte Verteidiger in der NBA. Doch Thiemann ließ ihn gleich mehrfach alt aussehen. Neben 14 Punkten sammelte der 28-Jährige auch noch sechs Rebounds ein. Als Thiemann 2:47 Minuten vor Schluss die Partie mit seinem fünften Foul verlassen musste, gab es Standing Ovations. Überragend auch Niels Giffey, der zwar nur 18 Minuten spielte, doch trotzdem starke 13 Punkte einfuhr. Der Flügelspieler, der in der vergangenen Saison für den litauischen Top-Club Zalgiris Kaunas auflief, verwandelte drei Drei-Punkte-Würfe bei vier Versuchen. Einfach eiskalt. Auf den 31-Jährigen war Verlass. Das gilt auch für den Berliner Aufbauspieler Maodo Lo, der zum Spieler des Spiels gewählt wurde.

Zurück zu Nowitzki und einem kleinen Randaspekt, der seinen Legendenstatus einmal mehr unterstreicht. Eigentlich war der Tip-Off der Partie auf 20.30 Uhr angesetzt. Doch daraus wurde nichts. Vor der Lanxess Arena waren Hunderte Meter lange Warteschlangen. Eigentlich war die Zeremonie auf 19.45 Uhr angesetzt, kurzerhand wurde sie auf 20.07 Uhr verschoben. Der Tip-Off erfolgte dann eine halbe Stunde später kurz vor 21 Uhr. Undenkbar bei einem internationalen Großereignis mit streng getaktetem Terminplan. Doch für Nowitzki wird gerne eine Ausnahme gemacht. Es war damit in doppelter Hinsicht ein perfekter Auftakt. Ein Festtag für den deutschen Basketball. Eine Medaille ist das erklärte Ziel. Von vielen belächelt. Doch nach dieser Leistung scheint alles möglich. (GEA)