Magdeburg (dpa) - Trotz des verpassten Endspiels wurde Dimitrij Ovtcharov bei den German Open gefeiert wie ein Turniersieger.
Der deutsche Tischtennis-Profi besiegte in Magdeburg erst den Weltranglisten-Ersten Fan Zhendong und verlor dann im Halbfinale nur »mit ein bisschen Pech« (Bundestrainer Jörg Roßkopf) gegen den zweiten Topspieler der Tischtennis-Weltmacht China: 2:4 nach Sätzen hieß es am Ende gegen Weltmeister und Olympiasieger Ma Long. »Das war das beste Turnier seit langem für mich«, sagte Ovtcharov. »Ich habe Fan Zhendong geschlagen und Ma Long in Bedrängnis gebracht. Das gibt mir Auftrieb für die Olympia-Saison.«
Gleich zu Beginn des Olympia- und Team-WM-Jahres war genau diese Botschaft sogar noch mehr wert als Ovtcharovs erste Halbfinal-Teilnahme bei einem der sechs großen Platinum-Turniere der Tischtennis-World-Tour seit 2017: Es ist möglich! Diese Generation um Ovtcharov, Timo Boll und Patrick Franziska kann die übermächtigen Chinesen nicht nur ärgern, sondern auch schlagen.
»Von diesem Sieg bleibt: Vieles ist möglich. Dima wird das viel Selbstvertrauen geben. Wir haben eine Mannschaft, mit der wir angreifen können. Aber das war uns immer bewusst«, sagte Roßkopf bereits nach Ovtcharovs spektakulärem 4:3-Viertelfinal-Erfolg gegen Fan Zhendong nach 1:3-Satzrückstand.
Vom 22. bis 29. März findet in Südkorea die Mannschafts-WM statt. Vom 24. Juli bis zum 9. August folgen dann die Olympischen Spiele im tischtennis-verrückten Japan. Noch immer haben die Chinesen einen großen Vorsprung, was ihre Titelsammlung, ihre Qualität, ihre Leistungsdichte und ihr Trainingsniveau angeht. Aber dieser Vorsprung ist in Teilen nicht mehr so groß, wie er das etwa bei Olympia 2016 oder der deutschen Heim-WM ein Jahr später noch war.
Die Spiele in Magdeburg zeigten jedenfalls auch bei Ma Long und Co. Wirkung. Der dreimalige Einzel-Weltmeister wurde zeitweise spürbar nervös, als Ovtcharov nach einem schnellen 0:2-Satzrückstand zum 2:2 ausglich. Den erst 23 Jahre alten Fan Zhendong faltete Chinas Cheftrainer während des Spiels gegen den Deutschen sogar wild gestikulierend und damit für jedermann sichtbar zusammen.
Der 31 Jahre alte Ovtcharov näherte sich in Magdeburg auch erstmals nach seinen Verletzungsproblemen wieder der Form an, die ihn 2017 erst zum German-Open-Sieger und danach kurzzeitig zur Nummer eins der Welt machte. Noch hat er in seiner Karriere kein einziges Mal gegen Ma Long gewonnen. »Aber vielleicht kommt das allerwichtigste Spiel gegen ihn ja noch im Verlauf dieses Jahres«, sagte er.