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Aktuell Skispringen

Das ABC zur Vierschanzentournee

Wissenswertes von A wie Auftaktspringen über K wie kurios bis Z wie Zuschauer

Beim Auftaktspringen in Oberstdorf am Sonntag springt der Deutsche Markus Eisenbichler wieder 27 000 Fans entgegen. FOTO: DPA
Beim Auftaktspringen in Oberstdorf am Sonntag springt der Deutsche Markus Eisenbichler wieder 27 000 Fans entgegen. FOTO: DPA
Beim Auftaktspringen in Oberstdorf am Sonntag springt der Deutsche Markus Eisenbichler wieder 27 000 Fans entgegen. FOTO: DPA

OBERSTDORF. Wird es eine ganz normale Tournee, oder geht das unterhaltsame Grand-Slam-Theater einfach weiter? Die 68. Vierschanzentournee der Skispringer beginnt am Samstag (16.30 Uhr/ARD und Eurosport) mit der Qualifikation und dem Auftaktspringen am Sonntag (17.30 Uhr/ARD und Eurosport) in Oberstdorf. Wissenswertes von A wie Auftaktspringen bis Z wie Zuschauer.

 

Auftaktspringen

Wer es in Oberstdorf nicht aufs Treppchen schafft, hat die Tournee schon verloren – so war es in den vergangenen 14 Jahren. Einzige Ausnahme: Anders Jacobsen 2006/07; der Norweger war damals Vierter auf der Schanze unterhalb des Schattenbergs und am Ende Gesamtsieger.

 

Betrunken

Der Finne Hemmo Silvennoinen feierte 1955 Silvester besonders intensiv und hochprozentig, weshalb er vom eigenen Mannschaftsführer für das Neujahrsspringen gestrichen werden sollte. Die gesamte finnische »Wundermannschaft« setzte sich für Silvennoinens Start ein. Der dankte auf seine Weise: Er gewann.

 

cup der Nationen

Die Österreicher sind in diesem Winter nach Weltcup-Punkten (1865) die Nummer eins vor Norwegen (1492) und Polen (1290) Deutschland (1055) liegt auf Platz sechs.

 

Deutsche Starter

Markus Eisenbichler, Richard Freitag, Karl Geiger, Stephan Leyhe, Pius Paschke und Constantin Schmid sind die schwarz-rot-goldenen Adler. Dazu kommen sechs weitere bei den beiden deutschen Springen aus der nationalen Gruppe (siehe N).

 

Einzelsiege

Mit jeweils zehn Einzelsiegen führen Jens Weißflog und Björn Wirkola die Rekordliste an. Der Norweger ist übrigens der Einzige, dem drei Gesamtsiege in Serie gelungen sind, und zwar von 1966/67 bis 1968/69.

 

Flutlicht

Im Weltcup-Kalender tauchen immer mehr Nachtspringen auf. Der Vorteil: oftmals ruhigere Windbedingungen. Nachteil: Das Fenster für das Verschieben des Springens ist kleiner geworden. In Oberstdorf geht das Licht seit der Tournee 2004/2005 an, ebenso in Bischofshofen an Dreikönig.

 

Grand Slam

Nach Sven Hannawald (2001/2002) sind der Pole Kamil Stoch (2017/2018) und im Vorjahr der Japaner Ryoyu Kobayashi (2018/19) Vierfachsieger geworden, haben auf den vier Schanzen von Oberstdorf, Garmisch-Partenkirchen, Innsbruck und Bischofshofen gewonnen.

 

Haltungsnoten

Fünf Punktrichter aus verschiedenen Ländern vergeben maximal 20 Punkte für einen Sprung. Sie beurteilen die Flugphase und vor allem die Landung.

 

I-Tüpfelchen

Der Telemark bei der Landung – der eine Fuß ist etwa eine Schuhlänge vor den anderen gesetzt, das hintere Knie wird gebeugt. Der stilvolle Knicks bringt hohe Haltungsnoten.

 

Japaner

Sie sorgen für eigene Geschichten. Wie Vorjahressieger Ryoyu Kobayashi, der nach Kazuyoshi Funaki (1997/98) erst der zweite japanische Gesamtsieger ist. Diesmal nicht dabei: Noriaki Kasai. Der 47-Jährige wurde zum ersten Mal seit 25 Jahren nicht für die Vierschanzentournee nominiert. Was zeigt: Bei den Japanern tut sich was.

 

Kurios

Na klar kann man die Vierschanzentournee auch ohne einen einzigen Tagessieg gewinnen. Das war bisher sogar schon acht Mal der Fall. Zuletzt gelang das Kunststück dem Finnen Janne Ahonen 1998/99 (siehe O).

 

Lucky Loser

Das sind die Glückspilze im Tournee-Modus mit den K.o.-Duellen, die bei der Tournee seit 1996/97 für besondere Spannung sorgen. Die 50 Qualifizierten werden in 25 Paare eingeteilt. Die Sieger kommen direkt in den zweiten Durchgang. Zudem die fünf punktbesten Verlierer, die sogenannten Lucky Loser.

 

Messungen

Die Sprungweite wird mit digitalen Kameras gemessen. Windmesser stellen fest, ob in den Sektoren Auf- oder Rückenwind (siehe R) herrscht.

 

Nationale Gruppe

Bei jedem Weltcup erhält der veranstaltende nationale Verband die Möglichkeit, eine zusätzliche Gruppe von bis zu sechs Athleten bei der Qualifikation an den Start zu schicken – allerdings nur zweimal pro Saison. Die glorreichen Sechs von Oberstdorf und Garmisch sind: Moritz Baer, Martin Hamann, Felix Hoffmann, Kilian Märkl (siehe R), Philipp Raimund und Luca Roth.

 

Oben

Sind sie oben, wollen sie runter, sind sie unten, wollen sie oben stehen: Platz eins ist immer das Ziel, vor allem in der Tourneewertung. Fünf Mal stand Rekordsieger Janne Ahonen aus Finnland ganz oben (1999, 2003, 2005, 2006, 2008). Nach 67 Tourneen gibt es übrigens nur 49 Gesamtsieger.

 

Preisgeld

Wie bei jedem anderen Weltcupspringen bringt der Sieg bei einem Tournee-Springen 10 000 Schweizer Franken (rund 9 200 Euro) ein. Für den Gesamtsieg gibt es 20 000 Franken (rund 18 400 Euro) extra – und den goldenen Tourneeadler.

 

Quote

Die Vierschanzentournee ist ein Quotenbringer für die übertragenden Fernsehsender. Die Quotenkurve der vergangenen Tournee sah bei ARD und ZDF so aus: Oberstdorf 5,32 Millionen, Neujahrsspringen in Garmisch-Partenkirchen 6,65, Innsbruck 4,37 und Bischofshofen 6,78 (was einem Marktanteil von 27 Prozent entsprach). Zum Vergleich: Arnd Peiffers Einzel-Gold bei der Biathlon-WM 2019 wurde im ZDF von 4,61 Millionen Zuschauern verfolgt.

 

Rückenwind

Er ist der natürliche Feind des Skispringers, eine böse Spaßbremse, aber nicht ganz so gefährlich wie der Kreuzbandriss (siehe Box). Einer anderen Form von Rückenwind dürfen sich dieser Tage zwei deutsche Adler erfreuen: Karl Geiger (SC Oberstdorf) und Kilian Märkl (SC Partenkirchen) haben Heimspringen.

 

Siegerliste

Sie ist diesmal bunt, die Liste der Saisonsieger. Zwei Mal gewannen Daniel Andre Tande (Norwegen) und Ryoyu Kobayashi (Japan), jeweils ein Mal Stefan Kraft (Österreich), Kamil Stoch (Polen) und Yukiya Sato (Japan). Die Favoriten sind somit benannt.

 

Tupfengleich

Zwei Sieger bei einem Weltcup-Springen, das gibt es schon mal. Tatsächlich auch zwei Sieger nach vier Tourneespringen: Janne Ahonen und Jakub Janda (Tschechien) kamen 2005/2006 jeweils auf 1081,5 Punkte.

 

V-Stil

Der Japaner Ryoyu Kobayashi hat den V-Stil verfeinert, die Skiführung, die erste Flugphase revolutioniert. Doch der deutsche Cheftrainer Stefan Horngacher sagt: »Dieses Jahr ist er nicht unschlagbar. Er ist fehleranfällig.«

 

Warten

Deutschland wartet seit Sven Hannawald (2001/2002) auf einen Gesamtsieg. Er ist einer von insgesamt 21 deutschen Tagessiegern in Oberstdorf – sieben gelang danach der Tourneetriumph. In der jüngeren Vergangenheit holten Severin Freund (2015/16 in Oberstdorf), Richard Freitag (2014/15 in Innsbruck) und Hannawald (2002/2003 in Oberstdorf) Tagessiege.

 

X-mal

Schon x-mal machte Schneemangel der Tournee zu schaffen. Beispielsweise 1955/56. An den ersten drei Stationen wurde Schnee angekarrt, was in Bischofshofen nicht möglich war. Das vierte Tourneespringen fand deshalb auf der Zinkenschanze in Hallein statt.

 

Y-Chromosom

Die Tournee ist die Skisprungbühne für die Männer – noch. »Wir stehen einer Vierschanzentournee für Frauen offen gegenüber«, hat Peter Kruijer, Vorsitzender des Skiclubs Oberstdorf und Chef des Organisationskomitees, dieser Zeitung gesagt. Doch noch stimmen die Rahmenbedingungen nicht.

 

Zuschauer

»Es ist immer ein Erlebnis, wenn unten im Stadion die Hütte brennt«, sagt Markus Eisenbichler. Das Auftaktspringen am Sonntag in Oberstdorf ist restlos ausverkauft, 27 000 Zuschauer fasst die Arena an der Schattenbergschanze. Für das Neujahrsspringen in Garmisch-Partenkirchen gibt es nur noch Stehplatzkarten (28 Euro). Insgesamt werden wieder mehr als 100 000 Zuschauer an den acht Tourneetagen erwartet. (GEA)

 

 

 

DSV REGT REGELÄNDERUNGEN AN

Anstieg der Kreuzbandrisse seit 2010

Der Deutsche Skiverband (DSV) hält angesichts der Flut an Kreuzbandrissen im Skispringen Regeländerungen für notwendig. »In meinen Augen muss etwas passieren, die Entwicklung ist besorgniserregend. Ich stehe da auch in Kontakt mit anderen Nationen. Noch bis 2010 hatten wir kaum Kreuzbandrisse«, sagte Horst Hüttel, Sportlicher Leiter des DSV. Allein im deutschen Team haben in der jüngeren Vergangenheit Andreas Wellinger, Severin Freund und David Siegel sowie Carina Vogt, Ramona Straub, Anna Rupprecht und Gianina Ernst einen Kreuzbandriss erlitten. Vor zwei Wochen erwischte es Junioren-Weltmeister Thomas Aasen Markeng aus Norwegen bei einem Sturz in Klingenthal. Hüttel will vor allem »Schuhe, Keile und Bindung« in den Fokus rücken. »Es haben sich beim Material ein paar Dinge verändert, die von einem Großteil der Szene unterschätzt worden sind«. Bis zum Ende der Saison müsse daher überlegt werden, welche Materialveränderungen »umsetzbar, also messbar« sind. (SID)