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Chefsuche: Der DFB braucht einen neuen Präsidenten

Reinhard Rauball und Rainer Koch sind wieder am Ruder - unfreiwillig. Wie schon 2015 müssen die Funktionäre einen neuen Mann für den Präsidentenjob beim DFB finden. Damals drängte der nun gescheiterte Grindel ins Amt. Jetzt geht die Frage über die Personalsuche hinaus.

Reinhard Grindel
Wer wird Nachfolger vom zurückgetretenen DFB-Präsidenten Reinhard Grindel? Foto: Boris Roessler
Wer wird Nachfolger vom zurückgetretenen DFB-Präsidenten Reinhard Grindel? Foto: Boris Roessler

FRANKFURT/MAIN. Nach dem Rücktritt von DFB-Präsident Reinhard Grindel beginnt beim Deutschen Fußball-Bund die Suche nach einem neuen Chef.

Wie schon nach dem Aus von Grindels Vorgänger Wolfgang Niersbach im Herbst 2015 im Zuge des Sommermärchen-Skandals liegt die Interimsführung bis zum nächsten DFB-Bundestag am 27. September bei Ligapräsident Reinhard Rauball und dem Chef der Amateurverbände, Rainer Koch. Die öffentliche Debatte geht nach den moralischen Verfehlungen von Grindel - wie dem letztlich entscheidenden Uhrengeschenk von Grigori Surkis aus der Ukraine - über die reine Chef-Personalie aber weit hinaus.

Der Ruf nach einer grundlegenden Strukturreform des Verbandes mit seinem komplizierten Gebilde aus vielen Amateurvertretern und der einflussreichen Profi-Fraktion als sich stetig bekämpfenden Polen wird immer lauter. »Amateur- und Profivertreter sind nun gemeinsam gefordert, bis zum kommenden DFB-Bundestag die Weichen für die Zukunft zu stellen. Nicht nur sportlich, sondern auch mit Blick auf die Positionierung in der Gesellschaft steht der DFB vor enormen Herausforderungen«, sagte Rauball, der im Sommer als Ligapräsident aufhört.

»Der deutsche Fußball braucht jetzt viel, aber keine ermüdenden Diskussionen über Namen. Der DFB ist nun vor allem aufgefordert, seine Strukturen zu prüfen und sich weiterzuentwickeln«, sagte Vizepräsident Peter Frymuth der »Rheinischen Post«.

Auch Rekord-Nationalspieler Lothar Matthäus sieht die Zeit für grundlegende Veränderungen gekommen. »Ich glaube, auch der DFB hat sich enorm vergrößert und er muss sich auch breiter aufstellen an der Spitze, er muss die Verantwortung auf mehr Schultern verteilen«, sagte er bei »Sky«.

Eine entscheidende Frage wird sein, ob der nächste DFB-Chef weiter als Ehrenamtler den Posten ausüben soll. Den Strukturen im Spitzenfußball wird diese Praxis schon lange nicht mehr gerecht.

Bis zum Bundestag steht der DFB vor schweren Aufgaben. Die komplizierte wie unpopuläre Regionalliga-Reform muss noch gestemmt werden. International muss man sich positionieren, ob FIFA-Chef Gianni Infantino am 5. Juni im Amt bestätigt werden soll. Da mischt auch Grindel als Mitglied der UEFA-Exekutive und des FIFA-Councils weiter mit. Dass er diese Ämter behalten darf, ist eine taktische Erwägung des DFB. Würde er sie aufgeben, wäre derzeit überhaupt nicht gesichert, dass ein deutscher Kandidat nachrückt.

Während sich 2015 eine Kandidatur des damaligen DFB-Schatzmeisters Grindel zumindest schon abzeichnete, ist diesmal völlig offen, wer den DFB aus der nächsten großen Krise führen soll. Klar machte die bereits bekannte Doppelspitze bislang nur: Die neue Führungskraft soll nicht aus dem Kreis des jetzigen Präsidiums kommen - DFB-Direktor Oliver Bierhoff scheidet damit aus dem Kreis möglicher Kandidaten aus.

Philipp Lahm wurde schon nach dem WM-Desaster und dem schlechten Krisenmanagement Grindels in der Foto-Affäre um Mesut Özil und Ilkay Gündogan im Sommer 2018 als möglicher Kandidat genannt. Doch der Ehrenspielführer winkte schon am Montag prophylaktisch mit Verweis auf das Aprilscherz-Datum ab. Lahms Ex- Nationalmannschaftskollege Christoph Metzelder gilt ebenso als charismatische Führungskraft mit Integrationspotenzial und erfüllt damit eine Grundbedingung für das Profil den nächsten DFB-Präsidenten. (dpa)